Joseph von Eichendorff - Aus dem Leben eines Taugenichts

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    Servus!


    habe gestern mal als zwischen Mahlzeit zu den letzten Harry Potter Teilen "Aus dem Leben eines Taugenichts" von Joseph von Eichendorff gelesen.


    Dieses Buch wird generell sehr hoch gelobt, doch ich fand es einfach nur "schlecht". Es kommt irgendwie keine richtige Atmosphäre auf, und die Geschichte an sich ist auch nicht wirklich bewegend.


    Habe ich einfach "keine Ahnung" oder seht ihr es genauso?


    Wie fandet Ihr das Buch???


    EDIT: Betreff angepasst und Amazonlink eingefügt. LG, Saltanah

    Signaturen sind Sch****!

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • Hmm ... ich finde, dass, wenn Eichendorff etwas kann, dann ist es das Schaffen einer ungeheuren dichten Atmosphäre. In punkto Plot hingegen schwächelt er, wie fast alle Romantiker ... ;)

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Ich denke, man muß sich für dieses Büchlein einfach etwas Zeit nehmen. Das kann man nicht so runterlesen, denn da passiert eben nicht besonders interesantes. Wenn Du es so schnell zwischen zwei HPs liest, die ja praktisch nur handlungsorientiert sind, ist das schon ein ganz schöner Umbruch. Ich denke, Du bist einfach mit den falschen Erwartungen an das Buch herangegangen.

    [i]Wir brauchen aber die Bücher, die auf uns wirken wie ein Unglück, das uns sehr schmerzt, wie der Tod eines, den wir lieber hatten als uns, wie wenn wir in Wälder vorstoßen würden, von allen Mensche

  • Zitat

    Ich denke, man muß sich für dieses Büchlein einfach etwas Zeit nehmen. Das kann man nicht so runterlesen, denn da passiert eben nicht besonders interesantes. Wenn Du es so schnell zwischen zwei HPs liest, die ja praktisch nur handlungsorientiert sind, ist das schon ein ganz schöner Umbruch. Ich denke, Du bist einfach mit den falschen Erwartungen an das Buch herangegangen.


    Damit könntest du recht habe :smile:

    Signaturen sind Sch****!

  • Ich fand die Erzählung wunderschön. Schon richtig, dass nicht viel Inhalt rüberkommt, genau das ist ja das Stilmittel der Romantik. Es wird sehr viel Umgebung beschrieben und das mit einer Liebe und Sorgfalt, womit ich nicht meine, dass jedes Detail ausstaffiert wird, sondern allen Dingen eine Bedeutung und eine Art ganz eigenes Leben beigemessen wird. Und auch die Gefühle des Protagonisten werden auf eine ganz eigene, fast schon niedliche Weise beschrieben... wenn er z.B. schreibt, dass ihm seine eigene Nasenspitze ihm im Weg sei, wenn er in Gottes freie Welt hinaussehe... Oder, dass die alte Zeit ihm "mit einer Gewalt aufs Herz" falle... das sind wunderbare Bilder, finde ich.
    Aber so ist es wohl, es kann sich nicht jeder für diesen Stil erwärmen, zu unterschiedlich sind die Geschmäcker :zwinker:

  • Ich muss zugeben ich fand den Taugenichts nicht so berauschen und ich habe es lange rausgezögert ihn zu lesen, aber irgendwann muss jeder germanist mal in den sauren Apfel beißen. Ich fand ihn nicht so schlimm wie Eichendorffs Gedichte, mag auch daran liegen, dass ich ihn im Auto auf dem Weg von Chicago nach St. Louis gelessen habe und Illinois im März ist sehr sehr langweilig.


    Aber ich denke wenn es auch an Handlung schwächelt, so ist es doch eine interessante Studie romantischer Theorie und Lebensart. Da er als Gegenbeispiel zu Wilhelm Meister gedacht war hat Eichendorff schon seinen Punkt gemacht, vor allem mit einem positiven Ende, welches sehr selten für die deutsche Literatur ist.

    "Ganze Literaturen wären nicht, riegelten die Maedchen ihre Türen auf" Kurt Tucholsky

  • Moin, Moin!


    Hmm ... ich finde, dass, wenn Eichendorff etwas kann, dann ist es das Schaffen einer ungeheuren dichten Atmosphäre. In punkto Plot hingegen schwächelt er, wie fast alle Romantiker ... ;)


    Mal abgesehen vom heißgeliebten E.T.A Hoffmann, dessen Letzte Erzählungen ich nun in einem ersten Anlauf teilweise gelesen habe.

  • Mir hat dieses Buch ziemlich gut gefallen, und das obwohl ich es auch "nur so runtergelesen" hab. Es hat mich einfach aus meinem Alltag entführt und ich konnte mich mit dem frauenliebenden Faulenzer an manchen Stellen schon ganz gut identifizieren... :smile:

  • Hey,
    nachdem ich zu Schulzeiten mir mal das Buch als Hörbuch angehört habe, weil ich zu faul war es zu lesen :redface: habe ich es nun wirklich gelesen!


    Auch wenn ich nur selten das naive und sehr ich-bezogene Denken des Taugenichts verstehen oder nachvollziehen konnte, habe ich ihn in mein Herz geschlossen. :herz: Er wirkt einfach herzensgut und dadurch sehr sympathisch auf mich.


    Sehr überrascht hat mich die Tatsache, dass ich mehrmals laut lachen musste :lachen: und noch öfter innerlich schmunzeln. :smile: Das habe ich bei einen "Klassiker" nicht erwartet.


    Ich habe mir beim Lesen recht viel Zeit gelassen :leserin: und immer mal nur ein Kapitelchen zu Hause gelesen, wenn ich auch die Ruhe und Stimmung dazu hatte. Für mich war es auf jeden Fall die richtige Lesemethode, da der Taugenichts kein Buch für mal schnell zwischendurch ist.


    Leider habe ich momentan keine Zeit mich mit Interpretationsansätzen zu beschäftigen, die es bestimmt unzählig gibt. Ich glaube, dass es auch interessant ist noch mal tiefer in die Geschichte hineinzugehen. Ich habe jedenfalls nur einfach das Buch gelesen und das Gefühl, dass ich nur die Oberfläche kennengelernt habe, aber dass es noch viel gibt an dem ich unwissend vorbei gegangen bin (Vielleicht sind dies aber auch nur die Spätfolgen der Schule :zwinker: in der man kein Buch liest ohne zwischen den Zeilen zu lesen, besonders bei solchen Büchern, die es bei Reclam zu kaufen gibt :breitgrins:).


    Mein Fazit:
    Auch für Klassiker-Lesemuffel zu empfehlen, jedoch muss man in der richtigen Stimmung dafür sein!


    4ratten


    Lieblingsstelle:

  • Auch ich hab diese bekannte Geschichte vor ungefähr einem Monat endlich mal gelesen und mir hat sie gut gefallen. Angetan war ich von der schönen Sprache und der Beschreibungen von Atmosphäre und Stimmung, der jeweiligen Orte, Landschaften und Situationen. Die Handlung an sich fand ich nicht so langweilig wie einige meiner Vorredner. Allein die Fahrt Richtung Italien, das Zusammentreffen mit den beiden Reisenden und die Zeit auf der Burg, die Fortsetzung in Italien fand ich schön zu lesen.


    Gut ... identifizieren kann ich mich mit dieser heiter, unbesorgten Lebenseinstellung des Taugenichts nicht (oder nur selten ;) ), aber das muß ja auch nicht sein. Im Grund ist das Ganze ein romantisches Liebesmärchen, mit ein paar Irrungen und Wirrungen, die aber wie in manch komischer Oper vielleicht nicht ganz ernstzunehmend sind.


    Ich stimme zu, man muß sich auf die Geschichte einfach einlassen, sie lesen und sich mit dem Taugenichts treiben lassen, manchmal staunend vor sich hingrienen (allein die Szene in dem Häuschen mit dem Schlafrock, sich das schon bildlich vorzustellen <img src="http://www.clicksmilies.com/auswahl/lachen001.gif"> ) und den "Taugenichts" sein lassen wie er ist und sich freun was für wundersam gute Dinge ihm widerfahren, im Grund alles auch ein wenig phantastisch. Ich hab die Erzählweise und die Sprache genossen und hatte mit dieser unbesorgten Geschichte aus der Zeit der Romantik ein paar heitere Stunden.

    Einmal editiert, zuletzt von Yvaine ()

  • Ich werde mir das Buch mal bestellen. Habe jetzt vor kurzem die Kurzfassung in "Bücher - Alles was man lesen muss" gelesen. Und war positiv überrascht.
    Ich bin gespannt ob ich es auch noch bin, nachdem ich das Buch gelesen habe.


    Lg aichi

  • Ich fand das Buch ziemlich langweilig und sinnlos!
    Ich bin mit sehr hohen Erwartungen an diese Geschichte herangegangen (wir haben es damals im Deutsch-LK gelesen und unser Lehrer hatte, soweit möglich, immer interessante Werke ausgesucht), wurde aber wirklich enttäuscht.
    Die Handlung plätschert so vor sich hin, die Hauptperson ist nervig naiv und das Ende ist überaus kitschig. Nach ein paar Seiten hätte ich das Buch am liebsten weggelegt und nie wieder angefasst.
    Im Nachhinein muss ich leider sagen, dass der Taugenichts mir die Romantik für einige Zeit wirklich vermiest hat! :grmpf:


    Dabei liegt das gar nicht an Eichendorff, da ich z.B. "Das Marmorbild" sehr liebe!

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)

  • Mir hat das Buch gut gefallen, es war ein wunderschönes Märchen und ich konnte wunderbar abschalten und tief in diese heitere Welt mit dem naiven Taugenichts eintauchen.


    4ratten

    Liebe Grüße von Babsi

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    Joseph von Eichendorff - Aus dem Leben eines Taugenichts


    Kurzbeschreibung:


    Der Taugenichts ist Sohn eines Müllers und durch und durch Romantiker. Mit den elenden Philistern und der engen Welt, in der sie leben, will er um keinen Preis etwas zu tun haben. Als sein Vater ihn aus dem Haus wirft, damit er endlich lernt, für sich selbst zu sorgen, zieht er mit seiner Geige zu Fuß durchs Land bis nach Italien und lebt seine Freiheit. Auf einem Schloss hatte er sich in eine vornehme Dame verliebt, die er für unerreichbar hielt. Er sucht sie in Rom. Aber es zeigt sich, dass jemand ein Spiel mit ihm trieb. Er findet die Angebetete nördlich der Alpen und mit ihr sein Glück.


    Meine Meinung:


    Auch ich hab mich mit diesem deutschen Klassiker befasst, in einer unkommentierten Ausgabe des Anaconda-Verlages. Mir hat diese zuckersüße Geschichte eigentlich ganz gut gefallen, obwohl ich mir im Klaren war, dass ich bei weitem nicht genügend Hintergrundwissen mitbringe, um zum Kern dieses Romans vorzudringen und ihn im Hinblick auf die Epoche seiner Entstehung angemessen würdigen zu können.


    Dennoch, ein paar Sachen sind mir doch aufgefallen und haben mich beschäftigt. Was mir sehr gut gefallen hat, war die Art und Weise, wie Joseph von Eichendorff die Sehnsucht nach der Ferne und die Reiselust beschreibt und in Worte fasst. Den namenlosen Müllersohn juckt es ja ständig in den Füßen, ihn lockt die Wanderschaft und mit einem Lied auf den Lippen zieht er in die Welt hinaus. Für ihn ist alles ein großes Abenteuer und sobald er in Gefahr gerät, ein geregeltes Leben anzufangen, ruft ihn schon die nächste Etappe.


    Außerdem hat er eine anrührend unschuldige und unverdorbene Vorstellung von der Liebe, die ihn umtreibt und von einem Herzschmerz in den nächsten stürzt. Hier hat Joseph von Eichendorff ein nicht allzu raffiniertes, aber doch Wellen schlagendes Verwechslungsspiel inszeniert, bei dem der Protagonist sein Gefühlsleben ausgiebig auslebt. Unterstützt wird die jeweilige Gemütsstimmung durch die sehr gekonnte Darstellung der Natur; da singt zur rechten Zeit der richtige Vogel, da schäumt der Fluss ebenso aufgewühlt wie der Taugenichts und die Sonne lacht ihn an, dass es eine wahre Lust ist.


    Mir hat die Lektüre sehr viel Spaß gemacht, denn zum einen ist der Stil sehr flüssig und gefällig zu lesen, auch wenn darin einige mir unbekannte Ausdrücke vorkamen, die ich googeln musste. Zum anderen entdeckte ich in den kurzen lyrischen Einwürfen so manches Volks- und Wanderlied, das ich schon seit meiner Kindheit kenne. So hat Joseph von Eichendorff es mühelos geschafft, mich in die unbeschwerte und sorglose Welt der Romantik zu entführen und dem damaligen Zeitgeist ein wenig nachzuspüren.


    4ratten

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Zunächst war ich die alte Schriftweise des Klassikers nicht gewohnt. Zu Beginn wurde ich öfters hinausgeworfen und musste den Satz noch einmal lesen. Doch ich habe mich schnell hineingefunden und es entstand ein gemütlicher Lesefluss.
    Die Beschreibungen, die Handlungen und die Gedanken des Taugenichts waren sehr klar und eindeutig. Da blieb nichts für Interpretation und Fragen. Umso überraschender war es dann, als man gegen Ende noch verwirrt wurde, durch so viele unerklärliche Dinge, die dann aber gleich wieder erklärt wurden.
    Die Natur, das Wesen des Protagonisten war immer deutlich und gleichbleibend. Ein junger Mann, der Mutter Natur liebt und sie genießt. So stimmt er entweder ein fröhliches Liedchen an und spielt auf seiner Violine oder legt sich in die Sonne.
    Seiner ganzen Reise über kam es mir vor, als führe er das Leben von Hand im Glück und nicht das eines Taugenichts. Aber nun war das schließlich nur der Name, den ihm sein Vater gab. Zu gern hätte ich erfahren, was er vom Glück seines Sohnes gesagt hätte.


    4ratten

    Sub 78 :boxen: (SuB, ich sage dir den Kampf an)


    Once Upon a Time in a kingdom filled with entchanted books, there was a girl who loved to read.