Agatha Christie - Mord im Pfarrhaus

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    Original: Murder at the vicarage (1930)
    Erster Fall mit Miss Marple


    Kurzbeschreibung
    Zu seinen Lebzeiten hat Oberst Protheroe seine Umgebung in Angst und Schrecken versetzt. Nach seiner Ermordung ist es nicht anders. Zwar weint ihm keiner eine Träne nach, aber jeder zittert, weil er ihm irgendwann den Tod gewünscht hat. Die Polizei sucht unter einem überangebot an Verdächtigen - den wahren Täter findet erst Miss Marple.


    Meine Eindrücke
    Wahrhaft ein Glück, dass der Tote im Arbeitszimmer von Pfarrer Clement gefunden wurde, denn der angesehene Kirchenmann wird vom geschwätzigen Dorf selbstverständlich von jeder möglichen Schuld freigesprochen. Aber an Verdächtigen mangelt es ansonsten nicht. Und so wird Clement zur Anlaufstelle für Polizei, Hobbydetektive, Schwatznasen und Tratschtanten des Dorfs; als Pfarrer ist er ohnehin ständig bei seinen Schäfchen und durch den tragischen Fall direkt in seinem Haus hat er quasi ein natürliches Anrecht darauf, von den Irrungen und Wirrungen im Dorf zu erfahren.


    Im ersten Miss Marple-Fall taucht die gewiefte Seniorin eher als Nebenfigur auf - wer hier anderes erwartet hat, könnte enttäuscht werden. Die Geschichte wird aus Sicht des Pfarrers erzählt, der an seinen mitteilungsbedürftigen Gemeindemitgliedern schwer zu tragen hat. Selbst Miss Marple bekommt hin und wieder ihr Fett ab: Sie sei möglicherweise im Dorf so unbeliebt, weil sie alles mögliche wisse, alles mögliche sehe und kaum einer ein Geheimnis vor ihr haben könne.


    Was mir den Fall sehr spaßig zu lesen gemacht hat, sind die Charaktere. Vielleicht etwas plakativ in mancher Sicht, aber das fand ich gar nicht so schlecht. Besonders gut gefiel mir die muntere und spitzzüngige Pfarrersfrau, die mit ihrem leicht aufsässigen Humor auf völlig immune Dörfler trifft. Auch andere Personen sind gut charakterisiert - vom verliebten Teenager bis zur geheimnisvollen Einwohnerin, von der keiner weiß, warum sie im Dorf ist. Zwar dauerte die Lektüre nicht lange, aber sie war erfrischend und ist sicher gut für eine Wieholek.


    4ratten

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

  • Hallo!


    Zwar dauerte die Lektüre nicht lange, aber sie war erfrischend und ist sicher gut für eine Wieholek.


    Oh ja :klatschen: Diese Romane habe ich zu meiner Schulzeit regelrecht verschlungen. Die meisten mußten mehrmals dran glauben und waren jedesmal aufs Neue gut.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ich habe den Roman übigens auf englisch gelesen, das ging recht gut


    Inhalt:
    Colonel Prothero ist wahrlich kein beliebter Mann in St. Mary Mead. Als er jedoch ausgerechnet im Arbeitszimmers des Pfarrers Tod aufgefunden wird ist das Ganze Dorf aus dem Häusschen. So hatte dann nicht nur seine Frau sondern auch seine Tochter und einige andere einen Grund ihm den Tod an den Hals zu wünschen. Sogar der Pfarrer äußerte unbedarft, das er der Welt einen großen Gefallen tun würde, wenn er diese so schnell wie möglich verlassen würde...

    Meine Meinung:

    Nach mehreren Jahren hab ich mal wieder einen Roman von Agatha Christie gelesen. In dieser Zeit habe ich extrem viele Krimis gelesen und natürlich kommt einem das ein oder andere Schema dann auch sehr bekannt vor. Nun das liegt daran das Agatha Christie viele nachfolgende Autoren beeinflusst hat. Ich persönlich habe jedenfalls eine extreme Schwäche für den guten, alten, englischen Kriminalroman. Miss Marple ist dabei einer meiner Lieblinge überhaupt. Allein schon St. Mary Mead ist eine Klasse für sich^^ Miss Marple ist eine alte Frau, die scheinbar einfach nur ein wenig übertrieben neugierig ist. Dahinter verbirgt sich aber ein messerscharfer Verstand mit einer guten Kombinationsgabe. Allein das sie es ist, die den Fall letztendlich lösen kann, macht Spaß beim Lesen. Wobei sie in diesem Roman eher eine Nebenrolle einnimmt, denn er wird aus der Sicht des Pfarrers geschildert, dessen Nachbarin sie ist. Daraus ergeben sich jedoch interessante Blickweisen und der Leser bleibt sehr lange im Dunkeln. Überhaupt schafft es Agatha Christie immer wieder überraschende Wendungen einzubringen und damit den Leser aufs Glatteis zu führen. Dabei schafft sie es das ihr Roman erstens nicht langweilig wird und zweitens auch nicht sofort durchschaubar ist. Die Lösung ist aber absolut logisch und wenn man genau liest findet man auch den ein oder anderen Hinweis.


    Zwar kannte ich Mord im Pfarrhaus schon aber es hat mir beim zweiten Mal dennoch gut gefallen. Ich denke die Athmosphäre spielte dabei auch eine Rolle. Dieses beschauliche St. Mary Mead, mit seinen kleinen Häusschen und Gärten in denen scheinbar nie etwas interessantes passiert. Und plötzlich stört ein Mord diese Idylle aufs empfindlichste. Tja hier werden einem Abgründe gezeigt die man im ersten Moment nicht erwartet hätte. Ich hatte beim Lesen jedenfalls sehr viel Spaß und habe meine Freude an den Roman um Miss Marple wieder entdeckt.


    4ratten

  • Habe ich letztes Jahr irgendwann gelesen und mir hat es auch sehr gut gefallen. Dieses englische Dorfidyll hatte ich direkt vor Augen und die verschiedenen Protagonisten auch - jeden einzelnen. Ein herrlich kurzweiliges Buch.

    Liebe Grüße JaneEyre

    Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück.

    Theodor Fontane

  • Agatha Christie ist für mich so etwas wie die Jane Austen des 20. Jahrhunderts.
    [hr]
    PS.

    Wahrhaft ein Glück, dass der Tote im Arbeitszimmer von Pfarrer Clement gefunden wurde, denn der angesehene Kirchenmann wird vom geschwätzigen Dorf selbstverständlich von jeder möglichen Schuld freigesprochen.


    Wird er übrigens nicht. So wenig wie seine Frau. Das ist ja das Interessante an diesem Roman: Niemand ist im Vorneherein von der Schuldvermutung ausgenommen - ausser den Polizisten und den alten Jungfern, die so was wie das dörfliche Femegericht darstellen.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

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    Inhalt:
    "Jeder der Coronel Protheroe töten würde, würde der Welt einen großen Gefallen tun." Diesen unbedacht geäußerten Satz bereut Leonard Clement, der Vikar des kleinen Örtchens St. Mary Mead, bald bitterlich, als der alte Herr tatsächlich mit einer Schusswunde im Kopf aufgefunden wird - und das auch noch in seinem Arbeitszimmer im Pfarrhaus!
    Verdächtige gibt es nicht wenige, hat Protheroe es doch verstanden, sich im ganzen Dorf unbeliebt zu machen. Die Polizei und auch der Vikar lassen sich jedoch auf die falsche Fährte locken und erst Miss Marple kann den Fall tatsächlich lösen.


    Meine Meinung:
    Jane Marple, die neugierige alte Dame mit dem messerscharfen Verstand, tritt in diesem Krimi von Agatha Christie noch eher auf Nebenfigur auf, denn erzählt wird die Geschichte aus der Sicht des Vikars, in dessen Arbeitszimmer der Tote gefunden wird. Miss Marple kommt hier gar nicht immer gut weg und ehrlich gesagt wäre es ein Albtraum, jemanden wie sie als Nachbarin zu haben, aber ich habe es trotzdem (oder gerade deswegen :zwinker:) sehr genossen, in die Welt von St. Mary Mead mit all dem dörflichen Klatsch und Tratsch einzutauchen.
    Da ich erst vor kurzem eine der Miss Marple Verfilmungen mit Margaret Rutherford gesehen habe, habe ich mich ein bisschen schwer getan, die im Buch beschriebene Miss Marple von der ja Filmfigur zu trennen, aber zum Ende hin ist es mir dann doch gut gelungen.
    Auf die Lösung des Falles wäre ich nie selbst gekommen, aber sie ist im Nachhinein schlüssig und nachvollziehbar.
    Alles in allem hat mir dieser gute, alte, englische Krimi von der "Queen of Crime" wirklich sehr gut gefallen und die nächsten Bände warten auch schon im Regal :smile:.


    4ratten und :marypipeshalbeprivatmaus:

    :lesen: Anthony Powell - The Kindly Ones <br /><br />Mein SUB<br />Meine [URL=https://literaturschock.de/literaturforum/forum/index.php?thread/32348.msg763362.html#msg763362]Listen

  • Wieder ein angenehm altmodischer Krimi von Agatha Christie - und vermutlich einer der Krimis mit den meisten falschen Fährten!


    Besonders gut gefallen hat mir hier die Erzählperspektive, der aufgrund seiner Aussage selbst verdächtige Pfarrer schildert die Geschehnisse und das in einem so überzeugenden Ton, dass man ihm den etwas schrulligen und weltfremden Geistlichen unbedingt abnimmt. Und die Figuren um ihn herum sind ebenfalls fast durchgängig ziemlich skuril - von seiner für den Haushalt völlig ungeeigneten Gattin Griselda über das ebenfalls im Haushalt unfähige Dienstmädchen Mary bis hin zur Tochter Colonel Protheroes - es macht Spaß zu verfolgen, wie es mit diesem Figurenpanoptikum weitergeht.


    Miss Marple ist zwar für die Auflösung des Falles wichtig, phasenweise aber eher eine Randfigur, wenn auch eine sehr sympathische. Die Auflösung überrascht - die falschen Fährten sind einfach zu überzeugend.


    Man braucht sicher ein bißchen Durchhaltevermögen, weil das Figurendurcheinander zwischenzeitlich durchaus herausfordernd ist, es lohnt sich aber, bis zum Ende dabei zu bleiben.


    4ratten