Das glaube ich auch nicht. Ich bezog mich aber nicht auf "Wilde Schwäne" (falls du mich meinst), sondern auf eine andere Begebenheit, als Flo sagte, es wäre ihr Ende, wenn sie mit solchen Jungens etwas anfangen tät
Du schriebst über "Wilde Schwäne"
ZitatFür mich ist nicht ausgeschlossen, dass Rose erotisch fantasiert. Dieses in der Schwebe halten, man weiß nicht, ist es wirklich die Hand, oder die Zeitung, die sie berührt
und darauf bezog ich mich, als ich meinte, es wäre real "etwas geschehen". Der Geistliche hat sie betatscht.
Das Bettlermädchen:
Tolle Geschichte. Eine zehnjährige Beziehung auf gut 30 Seiten von Anfang bis Ende dargestellt.
Rose kommt mir allerdings nicht verschüchtert und ängstlich vor (und auch das Bettlermädchen auf dem Bild nicht), sondern eher ziellos und unsicher. Sie lässt andere über sich entscheiden. Ist froh darüber, dass jemand sie haben will, ohne wirklich verstehen zu können, wieso. Es fehlt ihr an Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl, was sich in diesem Zitat gut zeigt:
"Her conviction that anyone who could fall in love with her must be hopelessly lacking, must finally be revealed as a fool"
Sie lässt mit sich geschehen, was andere wollen, sieht zwar durchaus manchmal, dass das falsch ist, und versucht einmal, etwas dagegen zu unternehmen, als sie sich von Patrick trennt. Dann aber bekommt sie Angst vor der eigenen Courage und nimmt es wieder zurück. Patrick hat schon recht, als er sie fragt "Was willst du denn?" Ein Ziel ist es, was ihr fehlt, und so ist es einfacher, andere für sie entscheiden zu lassen. Zu der psychologischen Komponente kommt dann natürlich auch das finanzielle. Wovon soll sie leben, wenn sie für sich selbst aufkommen muss? Irgendeinen niedrig bezahlten Job ohne Herausforderung, nur um sich über wasser halten zu können? Sie will schon mehr, zumindest in ihren Träumen, unternimmt aber nichts, um sie zu verwirklichen (ich denke da z. B. an ihre Schauspielwünsche).
Ich kann ihr Verhalten gut nachvollziehen.
Gut dargestellt ist auch der riesige Abstand, das Verständigungsproblem, das Roses und Patricks unterschiedliche Herkunft darstellt. Für beide ist das frühere Leben des/der anderen irgendwie unwirklich, nicht wirklich vorstellbar.
Die unterschiedliche Herkunft ist sicher auch mit ein Grund dafür, dass die Beziehung nicht glücklich wird. Es fehlt an gemeinsamem Grund, an einer Verständigungsbasis, auf der sie etwas gemeinsames aufbauen können. Und natürlich tut es das seinige, dass Patrick, der sich sowieso schon als Ritter fühlt, der die Dame in Not rettet, völlig für den Unterhalt der Familie verantwortlich ist, und damit ganz der Tradition entsprechend, auch zu bestimmen hat, was geschieht. Rose ist eben das "Bettlermädchen", das sich "ihm" unterzuordnen hat. Das tut sie auch, mit Ausnahme der verschiedenen Ausbruchsversuche, die es später auch immer wieder mal gibt. Das Machtungleichgewicht zwischen den beiden - eigentlich ganz normal für eine Beziehung der damaligen Zeit, mit ihm als Broterwerber und ihr als finanziell voll von ihm abhängigen Hausfrau - lässt keine gleichberechtigte Beziehung zu.