Sam Savage - Firmin - Ein Rattenleben

Es gibt 47 Antworten in diesem Thema, welches 19.355 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Meli.

  • Ich möchte mich an dieser Stelle den „schöne Idee – Ausführung nicht so ganz gelungen“-Meinungen anschließen.
    Mir ging es letztlich zu wenig um Bücher. Ich hatte durchgehend das Gefühl, dass sie eigentlich nur als Aufhänger für eine typische und relativ durchschnittliche Außenseiter-Geschichte dienen. Ein anderer Aufhänger hätte es wahrscheinlich genauso gut getan.
    Dass mir der betreffende Außenseiter noch dazu nicht besonders sympathisch war, hat natürlich auch nicht geholfen. Einige meiner Vorschreiber haben seine Charakterzüge offensichtlich ähnlich empfunden: Arrogant, weinerlich, platt, … Ich brauche zwar nicht unbedingt einen sympathischen Charakter, aber wenn ich fast ausschließlich genervt bin, dann brauche ich andere, gute Gründe, die das Buch retten und davon gab es hier auch nicht wirklich welche. Mir fehlte die Substanz, die Entwicklung (irgendeine…)
    Für mich plätscherte die Geschichte einfach nur belanglos dahin, wobei es durchaus einige schöne Ideen dazwischen gab, so dass ich letztlich bei 3 Leseratten herauskomme, wovon 1 bis 1 ½ der Idee an sich gutzuschreiben sind.


    3ratten


    Lieben Gruß,
    Marmotte

  • Schade um die vertane Zeit, denn dieses Buch war für mich leider eine absolute Zeitverschwendung.


    Die Idee - arme einsame Ratte mutiert zur begeisterten Leseratte - ist per se gar nicht mal schlecht. Als bücherliebender Mensch habe ich natürlich einige Erwartungen an dieses Buch geknüpft, zumal ich schon viele positive und begeisterte Stimmen zu diesem Buch vernommen habe. Diese wurden für mich aber nicht einmal ansatzweise erfüllt. Der Autor beginnt die Geschichte, indem er darüber sinniert, dass ein guter Anfang bzw. ein guter erster Satz das Wichtigste an einem Buch ist. Das kann den geneigten Leser aber nicht davon ablenken, dass Savage selbst es scheinbar nicht versteht, wie man den Leser vom ersten Satz an fesselt.


    Beginnt die Handlung noch recht vielversprechend - Firmin erkundet den Buchladen und liest heimlich nachts Bücher - so plätschert sie bald darauf öde vor sich hin, und zwar so öde, dass man vor Langerweile dazu neigt, quer zu lesen bzw. am liebsten überblättern möchte. Denn es geschieht - absolut nichts. Eine eher durchschnittliche bis unterdurchschnittliche Handlung könnte man verzeihen, wenn der Autor Sprachwitz und Gewandtheit bewiesen hätte. Dies sucht man aber vergeblich. Die Aneinanderreihung von Büchern und Autoren, die Firmin (und somit sicher auch der Autor) gelesen haben will, mutet sehr sehr lieblos und möchtergern-gebildet an. Und genau das soll es doch eigentlich nicht? Ich hätte es sehr gern gesehen, dass hier ein wenig drüber philosophiert wird, ein bisschen mehr darauf eingegangen wird. So aber wirkt es einfach nur angeberisch, frei nach dem Motto: "Guckt mal her, was ich alles gelesen habe! Bin ich nicht ein Genie?" Als Genie bezeichnet sich die Ratte dann auch noch - es ist zum Mäusemelken!


    Firmin entwickelt sich zu einem unausstehlichen, dünkelhaften kleinen Biest. Er bezeichnet sich selbst als Romantiker, Humanist und Zyniker - man könnte sich fast schlapp lachen, wenn es nicht so furchtbar peinlich wäre. Er wähnt sich geistig mit den Menschen auf einer Ebene - dabei fehlt es ihm an so vielen Dingen! Toleranz, Freundschaft, Liebe... eine armselige Kreatur, die vereinsamt endet, wie sie auch geboren wurde.


    Für mich ein absolut belangloses Buch und - sorry - intellektuelles Fast Food.


    2ratten

  • Außen top – innen flop


    Ich habe mir dieses Buch privat besorgt, obwohl ich schon einige negative Rezensionen darüber gelesen hatte. Aber eigentlich bekommt bei mir jedes Buch eine Chance. Ich breche auch nie ein Buch ab, sonst hätte ich das hier sicher getan.


    Sehr ansprechend ist das Äußere des Buchs: das Cover und der Rough Cut passen super zu der Geschichte einer Ratte.


    Toll ist auch die Idee: das Leben einer lesenden Ratte in einer Buchhandlung, wobei sich die Ratte durch die gesamte Weltliteratur frisst bzw. liest. Da hätte man sehr viel mehr draus machen können.


    Das Ganze ist allerdings absolut langweilig geschrieben, da ist keine Spannung drin, nur viele Wiederholungen. Es passiert nicht wirklich etwas, es gibt keine Dialoge, und die Literatur bleibt leider nur im Hintergrund


    2ratten

  • Hallo,
    eigentlich kann ich mich den weniger guten Rezis hier nur anschließen. Ich fand das Buch auch ziemlich öde und enttäuschend. Mehr kann ich eigentlich auch gar nicht dazu sagen, eben aus diesem Grund. Erst dachte ich, das läge an meiner riesigen Erwartungshaltung, die sich im Laufe der Jahre bei mir gebildet hatte, in denen das Buch auf meiner "muss-ich-unbedingt-lesen!" Liste stand. Aber auch davon abgesehen, gibts von mir nur


    2ratten :marypipeshalbeprivatmaus: für die seltenen doch ganz lustigen und netten Szenen.

  • Ich habe das Buch gerade ausgelesen.


    Anfangs fand ich - als Rattenhalter und -liebhaber - einige kleine Details störend. Ratten schlafen z.B. gern auf Papier, aber sie pieseln auch drauf. Und wenn's nass ist, mögen sie es nicht mehr und schleppen es weg. Also ist es sehr unwahrscheinlich, dass ein Stück Papier für längere Zeit als Bett dient. Außerdem sind Ratten absolute Rudeltiere und fühlen sich so alleine überhaupt nicht wohl. Ach ja, und unter den vielen Rattenbabys, die ich schon gesehen habe, war noch nie eins mit Fell (wie wird eigentlich der Name Firmin in der deutschen Ausgabe erklärt?).


    Aber nach einigen Seiten und spätestens an der Stelle mit dem Rattengift hatte mich das Buch total in seinen Bann gezogen. Ich fand es stellenweise sehr witzig, an manchen Stellen auch recht traurig. Und zum Schluss ist mir sogar ein Tränchen über die Wange gekullert.


    Ich fand das Buch insgesamt sehr nett, deshalb gibt's von mir 3ratten und :marypipeshalbeprivatmaus:

    Bücher kaufen und Bücher lesen sind zwei völlig verschiedene Hobbys.

  • Das Buch stand schon ziemlich lange bei mir im Regal und endlich habe ich es auch gelesen. Leider muss ich mich den weniger Begeisterten anschliessen. Die Geschichte fand ich zwar nicht direkt langweilig aber auch nicht mehr als ganz interessant. Der Firmin wuchs mir während der ganzen Lektüre nie richtig ans Herz. Besonders gestört hat mich vor allem der Schreibstil. Die Witze entsprachen nicht meinem Humor und hatten für mich etwas Gewolltes. Auch störte ich mich oft an der Wortwahl. Die "Strassensprache" mit Wörtern wie "abzischen", "Puppe", etc. passte meiner Meinung nach nicht zwischen die ansonsten ganz netten Schilderungen. Auch fand ich die Einstellung von Firmin gegenüber Frauen und sein Wunsch sich mal an einer "zu vergreifen" nicht besonders witzig, auch wenn man dies als natürlichen, tierischen Trieb interpretieren könnte. Vielleicht hätte ich das Buch in der Originalsprache lesen sollen, eventuell hätte ich es dann lustiger gefunden.
    Das einzig Tolle an dem Buch ist für mich somit weiterhin das Titelbild mit der absolut süssen Rattenzeichnung.


    1ratten

    :leserin: <br />Joyce Carol Oates - Du fehlst