Elizabeth Chadwick - Der Ritter der Königin

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    Verlag: blanvalet
    ISBN: 978-3-442-36903-4
    Seiten: 608
    Ausgabe: Taschenbuch
    Preis: € 8,95
    ET: 06.2008


    England im 12. Jahrhundert


    Für den jungen Adeligen William Marshal nimmt das Leben eine entscheidende Wende, als er der faszinierenden Eleonore von Aquitanien das Leben rettet. Fortan ist er Ritter in ihrem persönlichen Gefolge und Tutor des Thronfolgers. Doch in der Gunst der Königin zu stehen, ruft auch viele Neider auf den Plan. Und so muss einer der edelsten und loyalsten Ritter der englischen Geschichte im bewegten 12. Jahrhundert hässliche Intrigen erleiden, viele Kämpfe überstehen und mehreren Herren dienen – bis er endlich die Liebe seines Lebens finden kann ...


    Meine Meinung


    „Der Ritter der Königin“ ist nun der vierte Roman der Autorin, den ich gelesen habe und hat mir bisher am besten gefallen. Und ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung „Der scharlachrote Löwe“, die im März 2009 erscheinen wird und die Lebensjahre William Marshal wieder aufleben lassen wird, die in diesem Roman keinen Platz mehr gefunden hat.


    Dank des wunderbaren Stils und der schönen, flüssigen Sprache, war ich gleich von Beginn an in der Geschichte gefangen und habe die ersten 130 Seiten in einem Rutsch gelesen. Elizabeth Chadwick baut eine schöne, lebendige Atmosphäre auf, der ich mich einfach nicht entziehen konnte. Allerdings muss ich die Übersetzung ein wenig bemängeln, da einmal mehr Personennamen eingedeutscht werden und das fürchterlich inkonsequent. Die Mitglieder der königliche Familie bekommen die deutsche Variante des Namens, während der Protagonist und die meisten Nebenfiguren ihren englischen oder französischen Namen behalten durften. Das ist gar nicht nach meinem Geschmack.


    Elizabeth Chadwick erzählt das aufregende, ereignisreiche Leben William Marshals, der in seinem Leben vier Königen treu bis zu deren Tod an der Seite stand. Meiner Meinung nach ist es der Autorin gelungen, eine sehr ausgewogene, spannende und farbenprächtige Geschichte über diesen beeindruckenden Mann zu erzählen, die mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat. William Marshal begegnete mir das erste Mal in „Das Kupferne Zeichen“ von Katia Fox, wo er schon einen bleibenden Eindruck auf mich hinterließ. Seither war ich auf der Suche nach einem guten Roman über sein Leben und diesen hat Elizabeth Chadwick zu meiner großen Freude nun geschaffen. Da William Marshal mit Anfang zwanzig in den Dienst von Eleonore von Aquitanien tritt, nimmt der historische Hintergrund sehr großen Raum ein, was mir ausnehmend gut gefallen hat. Auch wenn vor allem Marshals Lebensgeschichte erzählt wird, bekommt man wegen seiner sehr engen, treuen und langjährigen Beziehung zum Hof einen wunderbaren, eindrucksvollen und recht intensiven Einblick in die Machenschaften, Intrigen und Auseinandersetzungen der königlichen Familie. Ich bin ein großer Fan der Plantagenets und bin der Autorin dankbar, dass sie den Leser so anschaulich und tief an deren Leben teilnehmen lässt. Ich habe den Roman wirklich sehr genossen und meines Erachtens ist er eine wirklich schöne Bereicherung für den Markt historischer Romane.


    Die Figuren haben es mir neben der Handlung ganz besonders angetan. Während ich in den anderen Romanen, die ich von der Autorin gelesen habe, meistens Schwierigkeiten hatte, eine Beziehung zu den Figuren aufzubauen, gelang es mir in diesem Roman umgehend und das auch gleich bei mehreren. William Marshal ist eine faszinierende Figur und es muss eine Bereicherung gewesen sein, mit ihm befreundet gewesen zu sein. Seine Loyalität und ergebene Treue sind nahezu greifbar und einfach beeindruckend. Gerade in einer Zeit, wo königliche Söhne gegen den eigenen Vater und gegeneinander intrigierten, sich sogar mit Waffen bekämpften, ist es schon erstaunlich, dass William Marshal nicht nur stets seinem König treu blieb, sondern dabei auch sich selbst. Erstaunlich, dass er so alt wurde, für diese Zeit keine Selbstverständlichkeit. Elizabeth Chadwick hat es wunderbar geschafft, einen der treuesten Ritter des Mittelalters wieder zum Leben zu erwecken und stellt ihn dabei äußerst facettenreich und realistisch dar. Und was soll ich sagen, mein Herz flog ihm nur so zu. Aber nicht nur William Marshal konnte mich beeindrucken. Die Autorin hat sehr vielschichtige, sich voneinander absetzende Figuren geschaffen, von denen ich mir ein äußerst deutliches Bild machen konnte. Henry II., seine Ehefrau Eleonore und seine Söhne haben ihren Platz in diesem Roman, sie alle hatten großen Einfluss auf das Leben William Marshals. Auch wenn die Autorin vor allem das Leben Marshals erzählt, wirken die königlichen Charaktere keineswegs wie Statisten. Elizabeth Chadwick hat jeder Figur, ihr eigenes, individuelles Leben eingehaucht und sie alle werden mir noch eine Weile in Erinnerung bleiben.


    Das ausführliche Nachwort klärt den Leser im Nachhinein auf, wo, wie und weshalb sich die Autorin an einigen Stellen ihrer künstlerischen Freiheit bedient hat und rundet das Buch wunderbar ab. Aber bitte das Nachwort wirklich erst zum Schluss lesen, da es doch einiges aus der Handlung vorweg nimmt. Ausserdem gibt es eine kleine Bibliographie zu William Marshal.


    Fazit: Ein wunderbarer historischer Roman, über faszinierende Persönlichkeiten der englischen Geschichte. Mich hat er tief beeindruckt und bewegt und ich kann es gar nicht erwartet, die Fortsetzung zu lesen.


    Meine Bewertung


    4ratten:marypipeshalbeprivatmaus:

    Liebe Grüße<br />Melli

  • Ganz so begeistert bin wiederum ich nicht.
    Als Mittelalterkenner habe ich allerhand Fehler gefunden:


    - Rüstungsständer ist eine Szene-Legende. Gab es real nicht
    - 1167 gab es noch keine Helme mit Gesichtsmaske (Barbiere) oder Topfhelme Bekannt wurden sie erst in den späten 1180er Jahren. Die erste Barbiere mit Helmzier trug König Richard Löwenherz als erster 1194 eine barbiere auf einem Siegel. Helme dieser Art konnte sich der einfache Adel noch nicht leisten.
    - Handkuß ist eine spanische Erfindung, die erst im ausgehenden Mittelalter im öffentlichen, höfischen Bereich bekannt wurde
    - ab und an tauchen in Frankreich gepflastere Straßen auf, was erst 200 Jahre später allmählich aufkommt. Städte kannten dagegen für wichtige, stark befahrene Routen Bohlenwege, ausgelegt mit Balken und Brettern, wurde gerne bei Marktplätzen und ihren Zugangsstraßen gemacht.


    dann ein großer Fehler:
    ... hielt das Schriftstück mit einer Ecke an die nächstbeste Kerzenflamme ... er hielt das Pergament an einer Ecke fest, während es sich in rauch auflöste, und als sich die Flammen seinen spitzen Fingern näherten, ließ er das letzte Stück zu Boden fallen und trat die Glut ... aus. - es handelt sich um eine mittelalterliche Urkunde. Dieses Pergament besteht aus dünn gegeerbten Leder. Leder schmort und qualmt, brennt aber nicht wie heutiges Papier, es kann kein letztes Stück geben, da es sich zu einem einzigen Stück zusammenschrumpft


    Chadwick bringt nur an wenigen Stellen Spannung hervor. Die Figuren sind gut beschrieben, doch ist es für mich irgendwie mehr seichte Utnerhaltungsliteratur. Bei Kämpfen kommt kein rechter Spannungsbogen auf, deren Schilderung ist nicht ihre Welt. Im hinteren teil des Buches, etwa ab Kapitel 33 scheint mir, als seien Autorin wie deutscher Übersetzerin etwas die Lust vergangen am Schreiben.


    Ich sage zum Buch mal: ganz nett.

  • Ich habe das Buch vor kurzem gelesen und mir hat es recht gut gefallen. Was ich besonders interessant gefunden habe, obwohl ich William Marshal schon als alten Freund betrachte, weil ich einiges über ihn gelesen habe und ich ihn sogar schon zweimal in der Temple Church in London "besucht" habe, wollte er für mich in dem Buch hier nicht so recht zum Leben erwachen, was ich schade fand. Als er dann aber seine zukünftige Frau Isabelle de Clare trifft, hat sich das radikal verbessert. Fast wie ein Nachempfinden der Geschichte, dass die Ehe mit ihr ihm wirklich gutgetan und ihn zu einem anderen, einem besseren Mann gemacht hat.

  • Das Buch lag nun schon länger im SUB, ich lese eigentlich keine Mittelalterromane mehr. Gekauft habe ich es vermutlich weil Eleonore von Aquitanien mitspielt, sie ist die titelgebende Königin. Der Ritter, um dessen Leben es hier hauptsächlich geht, ist William Marshal. Nur von mittelprächtigem Rang gelingt es ihm, sich durch Turniererfolge einen Namen zu machen. Auch auf Betreiben der Königin landet er im Gefolge des Kronprinzen, seine unbedingte Treue ist seine Haupteigenschaft.


    Zunächst erscheint Marshal, der hier eindeutig die Hauptrolle spielt etwas schablonenhaft und dazu so außerordentlich ehrenhaft, dass er trotz seiner Kriegskünste eher langweilig wirkt. Mit seiner Eheschließung gewinnt er für mich als Leserin dann etwas mehr Profil und Sympathiepunkte. Ich habe ein wenig über die Söhne Heinrich II. erfahren und wie schwierig ihr Verhältnis untereinander war, das war alles ganz interessant geschildert.


    Früher hätte ich das Buch vermutlich mit viel Vergnügen gelesen, mittlerweile reicht es nur noch für ein „ganz nett“, was aber hauptsächlich an meinem gewandelten Geschmack liegt und nicht an der Qualität des Buches.


    3ratten  :marypipeshalbeprivatmaus: