Pearl S. Buck - Die gute Erde

Es gibt 18 Antworten in diesem Thema, welches 2.526 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Breña.

  • Guten Morgen, allseits, :morgen:



    Hier meine Sonntagmorgen-Arbeit, die dritte Rezi für den SLW-Wettbewerb:


    „Die gute Erde“ von Pearl S. Buck


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    Pearl Sydenstricker Buck wird am 26.Juni 1892 in Hillsboro, West Virginia/USA als Tochter des Missionars Sydenstricker geboren und verbringt einen Teil ihrer Kindheit im damaligen Kaiserreich China. In den Vereinigten Staaten studiert sie Literatur und arbeitet später als Professorin in Nanking/China. Im Jahre 1917 heiratet sie den Agrarwissenschaftlicher John Buck, mit dem sie eine geistig behinderte Tochter hat. Die politichen Unruhen in China veranlassen sie zur Rückkehr in die USA. Dort läßt sie sich 1935 scheiden und heiratet ihren Verleger Walsh, mit dem sie im Laufe der Jahre acht Kinder adopiert. Als dieser 1960 stirbt, gründet sie unter anderem eine Hilsorganisation für geistig behinderte Kinder. Am 06. März 1973 stirbt sie in Danby, Vermont/USA nach einem erfüllten Leben „mit allen Höhen und Tiefen“.
    Durch ihren Aufenthalt in China hat die fernöstliche Kultur einen großen Einfluß auf das Werk der Schriftstellerin. In ihren Werken versucht sie die Gegensätze der Kulturen zu überbrücken.
    Für ihr Werk „Die gute Erde“ , geschrieben 1931, erhielt sie 1932 in Pulitzerpreis und 1938 den Literaturnobelpreis, alledings war diese Entscheidung des Komitees schon damals umstritten.


    Der Roman „Die gute Erde“ erzählt die Geschichte des chinesischen Bauern Wang Lung, der sein Land über alles liebt und ein Gleichnis ist für den ewigen Rhythmus von Werden und Vergehen. Wang Lung ist aus dem gleichen Stoff geschaffen wie die gelbbraune Erde auf seinen Feldern. Er ist gefangen ist den Traditionen und seinen Verpflichtungen gegenüber den Ahnen.


    Die Geschichte beginnt mit der Heirat von Wang Lung. Da er ein armer Bauer ist, kann er nur eine Sklavin aus dem „Großen Haus“ als Ehefrau leisten. Diese Frau, mit Namen O-Lan, erträgt still und geduldig das harte Leben einer Bäuerin an seiner Seite. Mit ihr scheint etwas Glück ins Haus zu kommen. Es werden Kinder geboren, zwei Söhne und eine Tochter und Wang Lung kann sogar etwas Land vom Besitzer des „Großen Hauses“ kaufen. Dann verläßt ihn das Glück. Eine große Hungersnot zwingt ihn, mit seiner Familie sein Land, welches er trotz der großen Not nicht übers Herz bringt zu verkaufen, zu verlassen und in den Süden den Landes zu gehen. Dort leben sie in größter Armut, seine Ehefrau und die Kinder gehen betteln und Wang Lung verdingt sich als Rikschafahrer. Er empfindet dieses Leben als eine große Demütigung. In den Wirren einer Revolution findet seine Ehefrau in einem Herrenhaus, das vom Mob geplündert wurde, in der Wand versteckt einen Schatz von Juwelen. Mit diesem Fund ist die Zukunft seiner Familie gesichert. Sie kehren zurück auf ihr Land und er kauft mit diesem Schatz für seine Familie das “Große Haus“, welches nun leersteht und Sinnbild für seinen Wohlstand ist. Zudem kauft er weiteres Ackerland hinzu und wird so zum reichsten Grundbesitzer der Gegend, der es nicht mehr nötig hat, selber auf den Feldern zu schuften.
    Allerdings weiß er mit seiner freien Zeit nichts anzufangen, wird unzufrieden und geht ins das Teehaus in der Stadt. Dort verliebt er sich unsterblich in die junge, schöne Lotos, gibt für sie ein Vermögen aus, nimmt sie als Konkubine in sein Haus und schafft damit Unfrieden in seinem Haus.
    Seine Frau O-Lan erträgt auch dies geduldig und ruhig bis sie an einer Krankheit stirbt.
    Seinen beiden Söhne schickt er in die Schule, damit sie lesen und schreiben lernen, aber auch sie geben seinem Herzen keinen Frieden.
    Der älteste Sohn führt ein sinnentleertes Leben, ist verwöhnt und wird von der Furcht betrieben, nicht seiner Stellung gemäß geachtet zu werden. Der zweite Sohn wird Kaufmann und führt die Geschäfte, so dass Wang Lung nichts mehr zu tun bleibt, als in der Sonne zu sitzen und auf seinen Tod zu warten.
    Als er merkt, dass seine Zeit gekommen ist, geht er zurück in sein altes Haus, denn dort auf dem Land, das ihm immer alles bedeutet hat, will er sterben.


    Nach zögerlichem Beginn – China ist nicht so meine Welt – habe ich das Buch mit wachsender Begeisterung gelesen.
    Das Leben des Bauern Wang Lung zeigt den ewigen Kreislauf des Lebens auf, der ein Rhythmus ist von Glück und Elend, von Zufriedenheit und Unrast.
    In einfachen Worten, eigentlich ohne Emotionen, wird die Lebensart und Denkweise der einfachen Leute in China skizziert, so dass man daran teilhaben kann.
    Die Beschreibung der Armut und Lebensumstände dieser Menschen war sehr bedrückend und es ist bewunderndswert, wie dieses Schicksal hingenommen und gemeistert wurde.
    Erschreckend empfand ich die Wertlosigkeit der Frau, die dem Mann völlig untertan und von ihm abhängig war und sich demütig in alles fügen mußte, was dieser über sie bestimmt hat.
    Das Leben der Menschen war wahrlich nicht einfach, teilweise war es nur ein dahinvegetieren.
    Das Leben der Familie wird einfühlsam geschildert dramatisch und nimmt teilweise einen überraschenden Verlauf.
    Ich fand es faszinierend, einen Blick in eine fremde Kultur zu werfen und kann die Lektüre des Buches jedem empfehlen.


    Ich gebe dem Buch
    5ratten


    denn ich fand, die chinesische Denk- und Lebensweise mit all ihren Traditionen wurde sehr gut rübergebracht. Mir hat das Lesen viel Freude bereitet.


    Liebe Grüße


    gretchen :winken:

    Einmal editiert, zuletzt von gretchen ()

  • Hallo Gretchen,


    da hast du über ein Buch geschrieben, das ich vor ca 35 Jahren gelesen habe. Ich habe das Buch geliebt. Eine richtig schöne Erinnerung ist vor meinen Augen entstanden. Es freut mich, dass dir der Roman so gut gefällt. Das rührt mich jetzt gerade bis ins Innerste,


    besonderen Dank,
    Judith :redface:

  • Hallo Judith,


    da hast Du mich jetzt erwischt :redface: mein Buch ist auch schon sehr alt.


    Es ist ein Taschenbuch und nach Ende der Geschichte gibt es ein Blatt auf dem steht: " Bitte beachten Sie die folgenden Seiten" und dann folgen leere Blätter und auf einem davon steht in meiner Schrift reingeschrieben:


    " 30.000 Lire ca. 45 DM, Brenner - Mestre "


    Das bedeutet, das Buch war schon mal mit im Urlaub in Italien. Das war schon in den Achtzigern des letzten Jahrhundert - so ist das mit den Erinnerungen.


    Liebe Grüße


    gretchen

  • Ich hieve den Thread mal hoch,


    Vor ein paar Wochen las ich Die gute Erde. Ich habe diese Ausgabe von dtv:


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    Der Roman scheint recht dünn zu sein, aber das täuscht. Auf ca. 330 Seiten wird eine ganze Lebensgeschichte erzählt. Ich konnte mit dem trockenen Stil nicht viel anfangen, aber er passt genau zu der Geschichte des Bauerns Wang Lung.

    Wang Lung ist ein schlichter Mann ohne Bildung, den sein Land mehr schlecht als recht ernährt, und der durch Zufall zu einem Vermögen kommt.


    Literarisch habe ich mich bislang noch nicht oft in China aufgehalten, ich hatte die Befürchtung, dass ich mir die Namen oder Orte nicht merken könnte. Aber Pearl Buck macht es einem leicht - außer Wang Lung selbst und seiner Frau O-lan hat so gut wie niemand hier einen Namen. Das wirkt oft unpersönlich und ist sicher nicht jedermanns Sache.


    Es gibt kaum Anhaltspunkte über die Zeit, in der der Roman spielt. Da Zeit für Wang Lung keine Rolle spielt, es sei denn es sind die Jahreszeiten, die für die Aussaat und die Ernte wichtig sind, wird sie dem Leser nicht mitgeteilt. Als jemand, die gerne weiß, wo und wann sie sich gerade aufhält, hatte ich damit so meine Probleme.


    Die Hauptfigur Wang Lung konnte ich über weite Strecken des Romans gar nicht leiden. Die von ihm getroffenen Entscheidungen habe ich ihm oft übel genommen.


    Ich kann auch nach all den Wochen, die seit dem Beenden des Buches vergangen sind, nicht sagen, ob es mir nun gefallen hat oder nicht. Es hat seine Momente, ganz klar. Da ich es aber immer noch nicht wieder zurück ins Regal gestellt habe und schon wieder über den Kauf der beiden Fortsetzungen nachdenke, hat es zumindest Eindruck hinterlassen.


    ***

    Aeria

  • In nüchternem und distanzierten Stil erzählt Pearl S. Buck das Leben des Bauern Wang Lung.


    Der Roman startet mit Wang Lungs Hochzeitstag. Bis jetzt lebte er alleine mit seinem alten Vater und bewirtschaftete die Felder. Er freut sich auf seine Frau, denn sie wird ihm die Arbeit im Haus und die Pflege des kranken Vaters abnehmen. Gesehen hat er seine Braut noch nicht, denn sie wurde von seinem Vater ausgesucht.


    Dieser war in einem großen Haus in der Stadt und hat dort um eine häßliche Sklavin für seinen Sohn gefreit. Dass sie nicht hübsch sein soll, war eine Grundvorraussetzung, denn dann würde sie ordentlich mitarbeiten und keine Ansprüche stellen. Außerdem wäre eine häßliche Braut mit Sicherheit noch Jungfrau, so der weise Vater.


    Wang Lung bedauert zwar ein bisschen, dass seine Frau nicht hübsch ist und ihre Füße nicht gebunden sind. Aber ingesamt ist er mit der Wahl des Vaters sehr zufrieden. O-lan erweist sich als wahrer Glücksgriff. Sie redet kaum, kann sehr gut kochen und arbeitet viel und hart. Pünktlich 10 Monate nach der Hochzeit präsentiert sie ihm seinen erstgeborenen Sohn. Direkt im Anschluss an die Geburt steht O-lan sofort wieder am Feld und arbeitet weiter.


    Bereits bei den ersten Kapiteln musste ich mehrmals schwer schlucken. Frauen und Kinder sind in China der Vorrevolution nichts wert. Die Geburt eines Mädchen wird lapidar mit "nur eine Sklavin" kommentiert.


    Dostojewskij hat in meinem letzten Buch das Leben der armen Bevölkerung plastisch geschildert. Buck setzt dem noch eine Krone auf. Mehrmals musste ich tief Luft holen, weil die geschilderten Szenen so schrecklich waren. Dabei gelingt es der Autorin meisterhaft nicht über die Handlung ihrer Personen zu urteilen. Sie beschränkt sich auf reine, trockene Schilderungen. Dabei gelingt es ihr, die Beweggründe auch ohne viele Worte klar darzustellen.

  • Nach einem langsamen Start hatte ich heute mehr Zeit, dodo , und habe nun elf Kapitel (circa 100 Seiten) gelesen. Die Geschichte hat mich direkt in ihren Bann gezogen und Bucks Stil liest sich sehr angenehm. Mit wenigen klaren Worten beschreibt sie Begebenheiten und stellt die Handlungen ihrer Protagonisten dar, ich habe die Szenen jedoch erstaunlich klar vor Augen.


    In nüchternem und distanzierten Stil erzählt Pearl S. Buck das Leben des Bauern Wang Lung.

    Zuerst erschien mir Bucks Stil auch sehr distanziert, allerdings schafft sie es, mich emotional abzuholen. Ähnlich wie du musste ich mehrfach durchatmen und habe das eine oder andere Mal eine kurze Pause einlegen müssen.

    Die Ungerechtigkeit, die in kurzen sachlichen Passagen geschildert wird und keine Anklage enthält, und das unverschuldete Leid, das Wang Lung und seine Familie trifft, machen mich betroffen und wütend. Umso beeindruckender ist, dass O-lan und er dennoch die Kraft finden, ihre Situation zu ändern. Buck gelingt hier etwas Außergewöhnliches, finde ich.



    Frauen und Kinder sind in China der Vorrevolution nichts wert.

    Auch das wird sehr deutlich. Und gleichzeitig erlebt man, dass Wang Lung ohne seine Frau und ihren unermüdlichen Einsatz nicht erreicht hätte, was er



    Dabei gelingt es der Autorin meisterhaft nicht über die Handlung ihrer Personen zu urteilen. Sie beschränkt sich auf reine, trockene Schilderungen. Dabei gelingt es ihr, die Beweggründe auch ohne viele Worte klar darzustellen.

    Schön auf den Punkt gebracht, danke.

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Zuerst erschien mir Bucks Stil auch sehr distanziert, allerdings schafft sie es, mich emotional abzuholen.

    Mir geht es wie dir. Buck holt mich emotional ab, eben weil sie nicht urteilt. Die Urteile kommen von mir aus der jeweils geschilderten Situation heraus. Während ich bei der einen Person sofort Gründe finde, warum sie gehandelt haben wie sie gehandelt haben, stoßen mich andere sofort ab.



    Auch das wird sehr deutlich. Und gleichzeitig erlebt man, dass Wang Lung ohne seine Frau und ihren unermüdlichen Einsatz nicht erreicht hätte, was er

    Wobei ganz am Anfang eine gewisse Zuneigung zu seiner Frau durchschimmert. So stellt er nach der Hochzeit fest, dass sie zwar kein hübsches Gesicht, aber einen schönen Körper hat. Er ist stolz auf ihre Kochkunst und auf ihren Fleiß und bedauert es, dass sie auch mit ihm kaum spricht.

  • Während ich bei der einen Person sofort Gründe finde, warum sie gehandelt haben wie sie gehandelt haben, stoßen mich andere sofort ab.

    Geht mir ähnlich, u.a. bei der von dir verspoilerten Situation. Die Tat ist schrecklich, und dennoch zeugt sie von Willensstärke bzw. Überlebenswillen.

    Wobei ganz am Anfang eine gewisse Zuneigung zu seiner Frau durchschimmert.

    Stimmt, da ist mehr als bloße Bewunderung. Ich finde, das wird auch später immer mal wieder deutlich.


    Ich habe einige Kapitel weiter gelesen. Die Zeit


    fand ich weniger eindringlich. Vielleicht lag es daran, dass der Fokus leicht verschoben war und mehr Beschreibungen der Begebenheiten Platz fanden. Wang Lung schien nicht ganz bei sich zu sein. Gut, dass die Familie nun wieder


    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Wang Lung schien nicht ganz bei sich zu sein.

    Ich denke, das lag daran, dass er von seiner Heimat und der Muttererde abgeschnitten war. Immer wieder wird betont, wie wichtig die schwarze fruchtbare Erde für ihn ist. Das ist auch verständlich. Er ist in seinem ganzen Wesen ein Bauer, tief verwurzelt mit seiner Heimat und der Erde, die ihn nährt.

    Zitat


    Ich selbst habe bis einschließlich Kapitel 26 gelesen. Lies bitte den Spoiler erst, wenn du selbst so weit bist.


    Einmal editiert, zuletzt von dodo ()

  • Wer hat deine Ausgabe übersetzt? Bei meinem Buch war der Übersetzer Ernst Simon.


    Mich würde interessieren, ob das Original auch so schwülstig klingt, wie es in meinem Buch der Fall ist. Teilweise schwingt ein Pathos mit, der zu der nüchternen Erzählung nicht passt. Wenn vom "Weibe" oder "Bette" die Rede ist, zucke ich jedes Mal innerlich zusammen.

  • Bei meinem Buch war der Übersetzer Ernst Simon.

    Bei meiner Ausgabe ebenfalls.


    Vermutlich ist das Geschwurbel der Zeit geschuldet und gehörte "zum guten Ton". Ich gestehe, dass ich diese Details oft ausblende bzw. überlese.


    Zuerst dachte ich, die Übersetzung stamme aus den 50er, sie ist jedoch deutlich älter und entstand 1933 (Link zu biografischen Angaben Simons).

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Danke für den interessanten Link.


    Zuerst dachte ich, die Übersetzung stamme aus den 50er, sie ist jedoch deutlich älter und entstand 1933

    Das habe ich aufgrund der altertümlichen Sprache angenommen. Normalerweise ist mir das egal, aber ich finde, dass die pathetischen Formulierungen nicht zu der nüchternen Erzählung passt. Deswegen war ich neugierig, ob du die selbe Übersetzung liest wie ich.

  • Seit meinem letzten Zwischenstand hat meine Motivation, weiterzulesen, stetig abgenommen, erst ein größeres Ereignis hat mein Interesse wieder geweckt. Waren es anfangs Schicksalsschläge, die Unglück über Wang Lung und seine Familie brachten, waren es schließlich



    Zwischendurch habe ich mich gefragt, was auf den verbleibenden Seiten noch geschehen wird, aber Buck hat(te) offenbar noch einiges in der Hinterhand. Mir bleiben noch rund fünfzig Seiten und vermutlich wartet eine weitere Überraschung auf mich.


    Manches war mir zu dick aufgetragen und wirkte etwas konstruiert.


    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Normalerweise ist mir das egal, aber ich finde, dass die pathetischen Formulierungen nicht zu der nüchternen Erzählung passt.

    Nun frage ich mich, ob mir der Pathos erst durch deine Erwähnung stärker auffällt, oder ob die Übersetzung schwülstiger wurde. Ein Zurückblättern beweist: ersteres.


    Es stört mich jedoch nicht und die Übersetzungen der anderen Bücher von Buck in meinem Regal sind von Richard Hoffmann. Irgendwann werde ich einen Vergleich anstellen.

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Ich habe noch einen Sammelband auf meinem SuB liegen. Leider ist das auch eine Clubausgabe, in der kein(e) Übersetzer aufgeführt liegen.


    Ich habe das Gefühl, dass Buck in Wang im Kleinen den Niedergang des vormals mächtigen Hauses Wang spiegelt

    Diese Einschätzung muss ich revidieren. Vielmehr scheint es so, dass sie anhand einer Familie die unterschiedlichen Gesellschaftsschichten des vorrevolutionären Chinas porträtieren wollte.


    Wang steht für den ungebildeten Bauern und später Großgrundbesitzer, seine Söhne repräsentieren den Landedelmann, den Kaufmann und Soldaten, der Onkel und der Neffe stellen die gefährliche, dunkle Seite der chinesischen Bevölkerung dar: Räuber, Opiumsüchtige und Söldner. Die Rollen der Frauen war massiv beschränkt auf Sklavin, Ehefrau, Konkubine und Prostituierte.


    Manches war mir zu dick aufgetragen und wirkte etwas konstruiert.


    Als Abbild der chinesischen Gesellschaft hat mir der Roman sehr gut gefallen, als Familiengeschichte war es mir zu dick aufgetragen. Der Roman hat aber sicher mehr Tiefe als die nüchterne Erzählung und die Handlung auf den ersten Blick Glauben machen wollen.



  • Für mich hat Buck das perfekte Beispiel einer ausgewachsenen


  • Ich habe das Gefühl, dass Buck in Wang im Kleinen den Niedergang des vormals mächtigen Hauses Wang spiegelt

    Diese Einschätzung muss ich revidieren. Vielmehr scheint es so, dass sie anhand einer Familie die unterschiedlichen Gesellschaftsschichten des vorrevolutionären Chinas porträtieren wollte.

    Deine erste Annahme finde ich gar nicht so abwegig und sie widerspricht der zweiten auch nicht, die ich übrigens sehr treffend finde.


    Ich hatte auch stark den Eindruck, dass Wang Lung der großen Familie Hwang erst nacheifert und dann ihre Platz einnimmt, jedoch (noch?) nicht mit dem bekannten Ende dieser. Dadurch, dass wir ihm und seiner Familie im Detail folgen, kann Buck die Bevölkerungsgruppen vor uns auffächern und mit Hilfe der Familienangehörigen vorführen.


    Als Abbild der chinesischen Gesellschaft hat mir der Roman sehr gut gefallen, als Familiengeschichte war es mir zu dick aufgetragen.

    Da ich noch grübel, wie zuverlässig Buck aus ihrer Perspektive über das vorrevolutionären China berichten kann, sehe ich den Roman in erster Linie als Familiengeschichte, auch wenn sie den gesellschaftlichen und historischen Kontext sehr glaubwürdig und detailliert darstellt.

    Sie war vor der Revolution selbst ein Kind bzw. eine Jugendliche und hat vermutlich manches Erlebte erst später, nach ihrer Rückkehr nach China rekonstruiert. Sicherlich ist vieles, was sie beschreibt, sehr akkurat, dennoch ist sie in einer Familie mit amerikanischen Wurzeln aufgewachsen. Das sind jedoch nur Vermutungen, ich habe mich nur flüchtig mit ihrer Biografie beschäftigt.

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Wenn ich versuche, meine Eindrücke in einem kurzen Fazit zusammenzufassen, komme ich um die folgenden nicht herum:


    Buck schreibt sehr eingängig, und auch mit der blumigen Übersetzung finde ich den Roman für ein in den 30er Jahren veröffentlichtes Buch sehr gut lesbar. Buck hat einen guten Blick für Details und schafft es trotz eher sachlicher Schilderungen und einer gewissen Distanziertheit, starke Emotionen hervorzurufen.


    Abgesehen von wenigen Längen wollte ich wissen, was das Schicksal als nächstes für Wang Lung und seine Familie bereit hält. Die Familiengeschichte ist interessant komponiert und bietet gleichzeitig einen Einblick in Kultur und Gesellschaft Chinas zu Anfang des 20. Jahrhunderts.


    4ratten

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges