Ich habe den Film heute gesehen und bin schlichtweg begeistert. Die zweieinhalb Stunden gingen herum wie im Flug und ich habe mich nicht eine Sekunde gelangweilt. Der Meinung waren übrigens auch zwei Begleiter, die das Buch nicht gelesen hatten, es vermutlich auch niemals lesen werden und auch keine besondere Affinität zu Thomas Mann aufweisen können.
Die Werkstreue ist für mich allemal gegeben und das bei "nur" zweieinhalb Stunden Spielzeit einiges gekürzt werden musste, versteht sich von selbst. Zu bemängeln habe ich allerdings, dass der werte Herr Grünlich nicht annähernd so widerlich dargestellt wurde, wie Thomas Mann es mir vermittelt hatte.
Toll waren natürlich auch die Lübecker Aufnahmen, ebenso wie die verschiedenen Stimmungen besonders gelungen eingefangen wurden. Die (positiven) Familienszenen der Buddenbrooks waren z. B. immer in einem weichen und behaglichen bernstein gehalten, während die Szenen im Kontor grau und staubig wirkten.
Zuerst hat es mich etwas irritiert, aber dann fand ich es doch positiv: es wurde komplett auf die für diese Zeit typischen Backenbärte der Herren verzichtet, obwohl Thomas Mann gerade Herrn Grünlich ganz besonders durch die Beschreibung des Bartes charakterisiert hat. Nach unserem momentanen Empfinden wirkt diese Art Bart eher lächerlich, bringt uns zum Grinsen und macht es uns nicht ganz leicht, die betreffende Person von Anfang an Ernst zu nehmen.
Diese Verfilmung hat mir auch um einiges besser gefallen, als die Verfilmung mit Hansjörg Felmy und Lieselotte Pulver. Irgendwie hatte die neue Version mehr Tiefe.
Thomas Mann- und Buddenbrook - Interessierten kann ich nur empfehlen, sich diesen Film anzuschauen!
In der heutigen Nachmittagsvorstellung war ich übrigens definitiv die jüngste anwesende Person.