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Inhalt: Der Immobilienmakler George F. Babbitt betreibt sein Geschäft zusammen mit seinem Schwiegervater. Die Ehe ist nach rund 25 Jahren nicht mehr das, was sie mal war, die drei Kinder sind inzwischen einigermaßen selbständig und haben eigene Vorstellungen, besonders Sohn Ted, den an der vom Vater für ihn geplanten juristischen Ausbildung gar nichts reizt. Das Geschäft geht gut, Babbitts wohnen in einem schmucken Viertel der fiktiven Stadt Zenith irgendwo im Mittelwesten. Das städtische Leben der oberen Mittelschicht ist geprägt von Clubs und Vereinen, in denen man tunlichst Mitglied ist. Als Leser begleitet man Babbitt quasi auf Schritt und Tritt: durch einen Arbeitstag, in den Urlaub, zu Versammlungen aller Art, auf Dinner Partys usw. Babbitts zunehmende Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben resultiert in einer Rebellion, die allerdings nur vorübergehender Natur ist: Er nimmt liberale politische Standpunkte ein, gerät in eine Truppe von Bohemiens, wo er zu viel raucht und trinkt und mit Frauen flirtet. Die Rückkehr in die gesicherten vor-rebellischen Zustände ist nicht ganz leicht, auch wegen Babbitts Dickköpfigkeit, aber letztlich unausweichlich.
Meine Meinung: Dem Roman merkt man die Zeitgebundenheit seiner Entstehung m. E. deutlich an. Es mag bei seinem Erscheinen 1922 satirisch gewesen sein in der Porträtierung der aufstrebenden oberen Mittelschicht einer durchschnittlichen Stadt, ihren gesellschaftlichen Zwängen zur Konformität und den (tatsächlichen oder vermeintlichen) Auswegen daraus, der Selbstgerechtigkeit über die eigenen politischen und gesellschaftlichen Ansichten, die alle anderen ohne weiteres Hinterfragen und Nachdenken abqualifiziert. Einiges davon ist natürlich in dieser oder zumindest ähnlicher Form auch heute noch von Belang, aber das hat nicht dazu gereicht, mich wirklich gedanklich an das Buch zu fesseln, und es trägt meines Erachtens auch keinen Roman dieses Umfangs, das wäre eher etwas für Essays. Ich fand es deshalb eher etwas ermüdend-langweilig, was aber auch daran liegen mag, daß mir einfach ein „Klatsch-Gen“ fehlt. Babbitts Familien-, Berufs- und sonstiges Leben interessierte mich in dieser Detaillierung ungefähr genauso viel wie das meiner Nachbarn – nämlich so ziemlich gar nicht.
Für eine Satire, die diesen Namen auch heute noch verdiente, fehlte einfach Biß, und als Darstellung einer Gesellschaftsform ist über die gut 85 Jahre seit Entstehen doch zuviel Wandel zu konstatieren, um es nicht in beträchtlichen Teilen überholt wirken zu lassen – obwohl das auf Amerikaner anders wirken mag, dazu kenne ich die entsprechenden heutigen Verhältnisse in den USA zu wenig. Für mich bleibt damit im wesentlichen die Erkenntnis, daß ich nicht unbedingt weitere Bücher von Sinclair Lewis auf meine Leseliste setzen muß, aber immerhin einen weiteren Literaturnobelpreisträger kennengelernt habe.
Schönen Gruß,
Aldawen