Marie Hermanson - Die Schmetterlingsfrau

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 4.486 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Breña.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links

     

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Klappentext
    Verheiratete Männer machen immer irgendwann Schluß. Nur zu diesem Zeitpunkt hatte sie damit nicht gerechnet. Anna, Mitte Dreißig, unabhängig, beruflich erfolgreich, ist gerade von ihrem Liebhaber verlassen worden. Sie bucht eine Reise nach Borneo, um in der Hitze des Dschungels Roger zu vergessen, und tatsächlich bringt ein Ausflug in den Urwald sie auf andere Gedanken – ein rätselhaftes Zucken, ein unbekanntes Gefühl im linken Bein lenken all ihre Aufmerksamkeit auf sich. Zurück in Schweden, läßt Anna ihr »Reisesouvenir« untersuchen. Dabei gerät sie an den Tropenspezialisten und Insektenforscher Willof. Und dieser ist begeistert: Eine seltene Schmetterlingsart hat sich Anna als Wirtstier ausgesucht und in ihrem Oberschenkel drei Schmetterlingspuppen plaziert. Willof überredet die Auserwählte, in sein Schmetterlingshaus zu ziehen und dort die Puppen in ihrem Bein bis zum Schlüpfen zu tragen. Für Anna eine leichte Entscheidung; sie quartiert sich im Glashaus ein, wo sich bald ihre Erinnerungen an Vergangenes wie von selbst mit der Gegenwart verweben. Und die vermeintliche Oase? Entwickelt sich binnen kurzem zu einem Ort merkwürdigster Vorgänge.



    Anfangs fragte ich mich, wo der tiefere Bezug zu Schmetterlingen steckt. Denn nachdem die Vorgeschichte mit der Reise nach Borneo erzählt ist, die auch der Klappentext verrät, driftet die Geschichte ab und setzt sich aus Erinnerungen Annas zusammen. In ihrer Einsamkeit regen sie Details ihrer Umgebung dazu an, über ihr bisheriges Leben nachzudenken. Dem Leser werden Erinnerungen, Episoden und Bruchstücke präsentiert, die sich nach und nach zusammenfügen, und irgenwann ergibt sich auch der große Zusammenhang. Anna führt ihr Leben selbst zurückgezogen, wie in einem Kokon, isoliert von der Außenwelt und unbewußt darauf wartend, dass etwas passiert. Parallel zu den Schmetterlingslarven in ihrem Schenkel durchläuft sie eine Entwicklung indem sie sich selbst findet. Die Geschichte, die schon ihren Ursprung in einem nicht-alltäglichen Zufall hatte, driftet fast ins Surreale ab. Hermanson hat dabei einen überaus angenehmen Erzählstil, und obwohl ich nach ungefähr dem ersten Drittel nicht mehr ganz so interessiert weitergelesen habe, steigert sich die Handlung im Verlauf wieder deutlich. Sollte mir ein weiteres Buch der Autorin zwischen die Finger geraten bin ich sicher nicht abgeneigt.


    [hr]


    "Wenn ich in der Schule einen anderen Zeichenlehrer gehabt hätte, einen, der mich geschätzt und gefördert hätte, dann wäre ich vermutlich jahrelang auf eine Kunstschule gegangen und hätte riesige Studienschulden. Ich würde empfindsam und begabt malen und nie etwas verkaufen. Ich würde mich mit Stipendien durchschlagen und hätte weniger Geld als eine Putzfrau. Jetzt zeichne ich zottige Silbermöwen auf Müllhalden und lebe ganz gut von dem, was ich verdiene." S. 159


    "Der Fehler mit den Männern, die ich gekannt habe, war, dass sie nie mit dem Schnabel klapperten.
    Konrad Lorenz beschreibt ein Storchenpaar, bei dem das Weibchen ein Weißstorch und das Männchen ein Schwarzstorch ist. Sie gehörten also fast zur gleichen Art, aber nicht ganz. Das Verhalten des weißen und des schwarzen Storchs ist im großen ganzen gleich [...]. Abgesehen von täglich einigen Augenblicken, wenn sie sich am Nest begrüßten.[...]
    Jedes Mal, wenn das Männchen zum Nest zurückkehrte und das Weibchen begrüßen wollte, kam es zur Krise. Das Weibchen klapperte und erwartete natürlich, das gleiche Klappern als Antwort zu erhalten, aber wenn sie nur ein Zischen bekam geriet sie außer sich vor Wut und Enttäuschung. Das kann man sich gut vorstellen. Immer wieder klappert sie, immer wieder hofft sie auf ein Antwortklappern, ein Klappern, das nie kommt. Dieses ausbleibende Klappern ist die Tragödie ihres Lebens. Sie wird es nie zu hören bekommen. S. 194f


    [hr]


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Viele Grüße
    Breña

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Oh, dieses Buch gibt's auch in deutscher Übersetzung?
    Ich habe es vor vielen Jahren im schwedischen Original gelesen, wobei mir der schwedische Titel "Värddjuret" - wörtlich "Das Wirtstier" - viel besser als der deutsche gefällt. Erinnern kann ich mich nach geschätzten 15 Jahren hauptsächlich noch an den mich unglaublich faszinierenden Beginn. Annas Seelenzustand, solange sie noch nicht weiß, was es mit dem komischen Gefühl im Bein auf sich hat, ließ mich eines nachts die Leselampe nicht ausmachen. Am nächsten Tag war allerdings irgendwie die Luft raus, wobei ich schon damals nicht wusste, woran es lag, ob am Buch oder an mir. Jedenfalls empfehle ich das Buch weiter und überlege auch, ob ich es nicht mal wielen sollte.
    Überhaupt schreibt Hermanson nicht schlecht; sie hat eine Art, die normale Wirklichkeit mit beunruhigenden, halb irrealen Vorkommnissen zu unterbrechen, die eine große Faszination auf mich ausübt.

    Wir sind irre, also lesen wir!

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()


  • Ich habe es vor vielen Jahren im schwedischen Original gelesen, wobei mir der schwedische Titel "Värddjuret" - wörtlich "Das Wirtstier" - viel besser als der deutsche gefällt.


    Das Wirtstier klingt für mich recht dröge-wissenschaftlich oder, seltsame Assoziation, nach einem Krimi... Der Bezug zu den Schmetterlingen ist ja durchaus vielfältig, deswegen gefällt mir der deutsche Titel besser, auch wenn er im ersten Moment an Chick-Lit erinnert.



    ...ließ mich eines nachts die Leselampe nicht ausmachen. Am nächsten Tag war allerdings irgendwie die Luft raus, wobei ich schon damals nicht wusste, woran es lag, ob am Buch oder an mir. Jedenfalls empfehle ich das Buch weiter und überlege auch, ob ich es nicht mal wielen sollte.


    Anscheinend liegt es am Buch, da auch ich eine kleine Durststrecke feststellen musste, aber Hermanson schafft es trotzdem die Kurve zu kriegen. Es ist kein Buch, bei dessen Lektüre ich in der Zwischenzeit aus Langeweile andere Bücher eingeschoben habe. Im Falle einer Wieholek interessiert mich natürlich dein jetztiger Eindruck!



    Überhaupt schreibt Hermansson nicht schlecht; sie hat eine Art, die normale Wirklichkeit mit beunruhigenden, halb irrealen Vorkommnissen zu unterbrechen, die eine große Faszination auf mich ausübt.


    Das ist schön und sehr passend formuliert! Kannst du weitere Bücher der Autorin empfehlen? Anscheinend ist sie in Deutschland relativ populär, immerhin sind einige ihrer Bücher übersetzt worden, wie man auf ihrer Homepage sehen kann.

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Hallo Breña,
    meine erste Bekanntschaft schloss ich mit Hermanson mit ihrem ersten Roman "Snövit", in dem sie mit dem Schneewittchen-Motiv spielt. Die Lektüre ist 20 Jahre her und ich kann nichts mehr dazu sagen, außer dass es mir gefallen hat. Aber das macht auch nichts, da es sowieso nicht ins Deutsche übersetzt ist.
    Ansonsten kenne ich noch "Musselstranden" (Der Muschelstrand), mit dem sie in Schweden ihren ersten richtig großen Erfolg hatte. Es wurde als "Krimi" lanciert, ist es meiner Meinung nach allerdings nicht wirklich. Wie das Geheimnis um das Verschwinden und Wiederauftauchen des kleinen Mädchens erzählt wird, ist sehr gut gemacht. Lesenswert, finde ich.
    Gestern habe ich mir dann "Mannen under trappan" (Der Mann unter der Treppe) gekauft. Das könnten wir uns ja, falls du mehr von Hermanson lesen willst, bei Gelegenheit mal zusammen anschauen.

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links

    Wir sind irre, also lesen wir!

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()


  • meine erste Bekanntschaft schloss ich mit Hermanson mit ihrem ersten Roman "Snövit", in dem sie mit dem Schneewittchen-Motiv spielt. Die Lektüre ist 20 Jahre her und ich lann nichts mehr dazu sagen, außer dass es mir gefallen hat. Aber das macht auch nichts, da es sowieso nicht ins Deutsche übersetzt ist.


    Dennoch danke ich für den Tipp (auch wenn es auf schwedisch im Moment auf regulärem Weg auch nicht erhältlich ist) :winken:

    Die Literatur gibt der Seele Nahrung,<br />sie bessert und tröstet sie.<br /><br />:lesen:<br />Alfred Kerr: Die Biographie


  • Eine seltene Schmetterlingsart hat sich Anna als Wirtstier ausgesucht und in ihrem Oberschenkel drei Schmetterlingspuppen plaziert.


    Sorry, aber das klingt voll ekelhaft... Wie wird das dargestellt, dass es tatsächlich passiert sein könnte? Ich stell mir grad vor was ich gemacht hätte wenn mir sowas... nein doch nicht :vogelzeigen:

    ♪♫♪<br /><br />Luci ♥<br /><br />&lt;a href=&quot;http://www.BuchSaiten.de&quot;&gt;Mein Bücherblog: BuchSaiten.de&lt;/a&gt;<br /><br />SLW 2010 - 4/10 noch 6 Bücher<br /><br />Das gute Gefühl, ein schönes Buch beendet zu haben ist irgendwie nicht vergleichbar ♥

  • Das hört sich auch eklig an, aber sowas gibt es wirklich *würgs*


    Das Buch klingt aber "trotzdem" interessant ;)

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Gestern habe ich mir dann "Mannen under trappan" (Der Mann unter der Treppe) gekauft. Das könnten wir uns ja, falls du mehr von Hermanson lesen willst, bei Gelegenheit mal zusammen anschauen.


    Gerne, ihr Stil hat mir wirklich gut gefallen und ihre Themen machen mich auf jeden Fall neugierig! Besonders wenn auch noch ein Hausgeist auftaucht. Ab Mai kann ich eine neue Leserunde durchaus einplanen. :breitgrins: Und Muschelstrand ist auf meine Wunsch-/ Merkliste gewandert.



    Sorry, aber das klingt voll ekelhaft... Wie wird das dargestellt, dass es tatsächlich passiert sein könnte? Ich stell mir grad vor was ich gemacht hätte wenn mir sowas... nein doch nicht :vogelzeigen:


    Ich habe mich während des Lesens eigentlich nie geekelt. An einer Stelle nutzt Hermanson einen wissenschaftlichen Artikel um zu erklären, wie die Schmetterlingsart sich normalerweise mit Hilfe von Affen als Wirtstieren vermehrt. Dort wird deutlicher geschildert, wie der Vorgang aussähe, aber das können zarte Gemüter ja überlesen. :zwinker: (Falls sich dein Magen allerdings schon beim Gedanken an einen Mückenstich umdreht ist das Buch wohl wirklich nichts für dich.) Insgesamt nutzt Hermanson die allgemeine Atmosphäre um die Geschichte glaubhaft werden zu lassen.



    Das hört sich auch eklig an, aber sowas gibt es wirklich *würgs*


    Soweit ich weiß, und ich habe nochmal recherchiert, gibt es zwar Fliegenarten, die sich mit Hilfe von Wirtstieren fortpflanzen (Für besonders Neugierige: Raupenfliegen und Dasselfliegen). Menschen, die als Urlaubssouvenir Eier oder Larven von Schmetterlingen oder auch Spinnen unter der Haut mitbringen, gehören in sogenannte urban legends bzw. moderne Mythen. Laut NZZ Online (Neue Züricher Zeitung) ließ Hermanson sich durch den schwedischen Volkskundler Bengt af Klintberg inspirieren, der solche Mythen sammelte.


    Viele Grüße
    Breña

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Ja, stimmt, da habe ich mich wohl unklar ausgedrückt - ich wusste, dass es bestimmte Insektenarten gibt, die sich so fortpflanzen. Von Schmetterlingen hatte ich das in der Tat noch nie gehört.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Also Marie Hermanson gefällt mir immer besser! :smile:
    Während dem Lesen ihrer Bücher beschleicht mich immer ein leichter Grusel, so auch bei "Die Schmetterlingsfrau". Eigentlich passiert gar nichts besonders schlimmes, aber trotzdem ... .
    Anna kommt aus Borneo zurück, als sie einen komischen Hubbel an ihrem Oberschenkel bemerkt. Im Krankenhaus wird festgestellt, dass sich ein seltener Schmetterling ihr Bein als Verpuppungsplatz ausgesucht hat. Klingt eklig, ist es aber nicht! Zwar wird beschrieben, wie der Schmetterling dorthin gelangt, aber in sachlicher Weise, so dass man keinen Ekel empfindet.
    Anna lässt sich dazu überreden, sich, bis die Schmetterlinge schlüpfen, in einem Gewächshaus aufzuhalten. Dort lässt sie ihre Gedanken schweifen und gelangt zurück in ihre Kindheit. Doch das Insekt will und will nicht schlüpfen ...
    Letztendlich taucht der Leser in die Kindheit der Protagonistin ein und erlebt ihr Leben in einer seltsamen Familie und ihre "Freundschaft" mit Liselott, einer ehemaligen Schulkollegin. Doch auch die "Rahmenhandlung" wird vorangetrieben und es geschehen Dinge, die Anna nicht so richtig einordnen kann ... warum ist sie wirklich hier in dem Gewächshaus?
    Mehr will ich eigentlich gar nicht verraten, man muss das Buch einfach selbst erleben.
    Mir fällt übrigens gerade ein: Eine eklige Stelle gab es doch (Achtung: Wirklich nur lesen, wenn man das Buch schon durch hat!):

    :entsetzt: Das fand ich furchtbar!


    4ratten

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)

  • Ich bin zu neugierig. Hab jetzt den Spoiler gelesen. Nun ja, gut dass ich ihn gelesen hab, nachher hätte ich mir das Buch noch gekauft. :breitgrins: *würg*


    Aber vielleicht ein anderes von ihr, weil grundsätzlich find ich das ganz interessant, was ihr hier über ihren Schreibstil berichtet.

    Viele Grüsse,

    Weratundrina :verlegen:


    Help me, help me ~ Won't someone set me free? ~ There's no right side of the bed ~ With a body like mine and a mind like mine

    ~ IDLES ~



  • Ich bin zu neugierig. Hab jetzt den Spoiler gelesen. Nun ja, gut dass ich ihn gelesen hab, nachher hätte ich mir das Buch noch gekauft. :breitgrins: *würg*


    Aber vielleicht ein anderes von ihr, weil grundsätzlich find ich das ganz interessant, was ihr hier über ihren Schreibstil berichtet.


    Ich kanns dir trotzdem nur empfehlen ... diese "kleine Sache" löst sich in Wohlgefallen auf! Aber allein die Vorstellung find ich ultra-eklig! *schüttel*
    Aber wenn du ein anderes lesen willst: "Der Mann unter der Treppe" fand ich auch super!

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)


  • Mir fällt übrigens gerade ein: Eine eklige Stelle gab es doch (Achtung: Wirklich nur lesen, wenn man das Buch schon durch hat!):


    Stimmt... Allerdings ist dieses kurze Zwischenspiel gekonnt in die Handlung eingefügt und sorgt, wenn ich mich recht erinnere, für eine Zuspitzung der Ereignisse ohne den Ekelfaktor auszureizen. Das sollte also wirklich kein Hinderungsgrund sein, um das Buch zu lesen!

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges