Die erste Hälfte von Buch drei habe ich gerade gelesen. Irgendwie dauert das auf Englisch doch viel länger, ich brauche mehr Training
Ich habe mir auch Gedanken über die Zeitschiene und das Alter der Protagonisten gemacht (das tue ich immer), und bin auch der Meinung, dass der 2. Abschnitt 1971/72 spielt. Allerdings ist Mugezi da erst 10-11 Jahre alt! Im 1. Teil heißt es nämlich (engl. TB S. 79) "In 1967, at the age of six".
Die Vertreibung der Inder war 1972, wir müssen uns also mindestens in der zweiten Jahreshälfte befinden. Mugezi wäre damit sicher elf, vielleicht schon näher an der zwölf als an der zehn.
Das und dazu eine Abneigung gegen den Ich-Erzähler, der mir durch seinen möchtegern-witzigen Stil unsympathisch wurde, lassen mich das Buch nicht mehr so genießen wie im ersten Teil.
Eine Abneigung entwickle ich (noch?) nicht gegen ihn, daher macht mir das Buch – abgesehen von den krankhaften Verhaltensweisen in der Familie – immer noch sehr viel Spaß. Ich hoffe aber, daß die Politik bald eine größere Rolle spielen wird.
Interessant finde ich allerdings die Schilderung Idi Amins, der erst mal tatsächlich ein "Held" ist, Mugezis Vorbild. So schlimm das mit Wissen der späteren Ereignisse ist, so verständlich ist es aber auch. Amin als "Underdog", der gegen eine vermeintlich unbesiegbare Fremdherrschaft (die Briten) kämpfte und sie besiegte - natürlich ist das für ein unterdrücktes Kind ein Vorbild und Hoffnungsträger! Nur glaube ich eben nicht, dass ein Kind diese Übertragung von Politik auf sein Privatleben so klar und bewusst vornehmen kann. Mugezi denkt hier älter als er ist und das stört mich ziemlich.
Das Problem habe ich auch nicht, vielleicht, weil ich nicht davon ausgehe, daß der Erzähler zum Erzählzeitpunkt im gleichen Alter wie seiner erzählten Zeit ist. Vielmehr berichtet da jemand rückblickend, mit dem bis dahin erworbenen Wissen und mit der Möglichkeit der Bewertung. Geprägt durch das „Training“ seines Großvaters empfindet Mugezi diese Parallelen wohl auch schon als Elfjähriger, würde sie aber in dem Alter vermutlich noch nicht so formulieren können. Mit dem Abstand der Jahre kann der erzählende Mugezi das sehr wohl.
Hmm, 10-11 Jahre alt? Das erscheint mir auch etwas zu jung für Mugezis Gedankengänge, insbesondere seine ausschweifenden Fantasien über die eine Frau seines Nachbarn
Ohne jetzt irgendwelchen Vorurteilen Vorschub leisten zu wollen, aber auch das irritiert mich wenig, weil ich es inzwischen aus einigen Romanen afrikanischer Autoren kenne. Sexualität spielt darin viel früher eine Rolle, als man es erwarten würde. Den Vogel hat dabei bislang Nuruddin Farah in Geheimnisse abgeschossen, wo der Erzähler davon berichtet, daß er im Alter von, ich bin nicht ganz sicher, aber ich meine: höchstens um die acht, der festen Überzeugung war und dies gegenüber allen Familienmitgliedern vertrat, er habe ein Mädchen geschwängert und würde jetzt Vater. Die Körperfeindlichkeit, wie sich in christlicher (und wohl durchaus auch islamischer) Gedankenwelt präsentiert, und die hier ja auch in Padlocks Verhalten überdeutlich zum Ausdruck kommt, ist eben keine allgemeine. Davon fühle ich mich daher auch nicht unangenehm oder sonstwie berührt.