Doppelpost.
Ich habe gestern noch einmal das Ende des vierten Abschnitts gelesen. Mugezi fädelt wirklich seinen eigenen Rauswurf aus dem Priesterseminar ein, aber gleichzeitig verfasst er auch Empfehlungsschreiben an die besten Schulen der Umgebung. Offenbar ist er bei einer von denen untergekommen.
Danach habe ich noch gleich den 6. Abschnitt gelesen.
Heute habe ich den sechsten Abschnitt gelesen, und ich muß sagen, daß mir dieser sehr viel besser gefällt, weil Mugezi als Ich-Erzähler mehr zurücknimmt.
Der Abschnitt hat mir auch gut gefallen, allerdings habe ich Schwierigkeiten damit, mir Mugezi als erwachsenen Mann vorzustellen. Irgendwie habe ich immer noch das Bild des arroganten Jünglings vor Augen. Nichtsdestotrotz war es spannend zu verfolgen, wie er sich seinen Weg sucht und dabei alles andere als ein Unschuldsengel ist. Jedoch kann ich verstehen, dass er verschiedenen Nebentätigkeiten nachgegangen ist. Offenbar war Schwarzmarkthandel, Schnapsbrennen etc. eine angesehene Tätigkeit. Schon bevor Mugezi an die Universität gegangen ist, wurde er ja (bei Opas Beerdigung?) von seinem Onkel gefragt, wie er denn Lwendeka unterstützen will, wenn er schon bei ihr wohnt, und es wurde ebenfalls festgestellt, dass die Schnapsbrennerei eine einträgliche Einkunftsquelle ist.
Vielleicht zunächst ein Wort zur Makerere Universität.
Danke für die Hintergrund-Infos. :smile: Also ist Mugezis ja eigentlich an einer "Elite-Uni" gewesen. Die Zustände im Buch lesen sich jedoch vollkommen anders als ich vermutet hätte. Auch Mugezi hatte sich das Studium anscheinend anders vorgestellt und auch seine Perspektiven danach sind alles andere als rosig. Sein Traum vom Anwaltsdasein ist damit also fürs erste geplatzt. Vielleicht schafft er es ja in Amsterdam, den Wunsch seines Opas doch noch umzusetzen.
Ist Euch aufgefallen, daß von den oberen Guerilla-Leuten niemand mit Namen benannt wird? Das könnte seinen Grund darin haben, daß es sich dabei im wesentlichen um die heute noch an der Regierung befindliche Gruppe um Yoweri Museveni handelt. Besser, man tritt man manchen Leuten nicht zu sehr auf die Füße, denn wenn man sich überlegt, was über Idi Amins Leute, und über die Zeit nach seinem Sturz und über die tansanischen Soldaten gesagt wurde, dann erscheint es (mir jedenfalls) nur schwer vorstellbar, daß ausgerechnet die Kampfgruppen, die für Obotes zweiten Abgang sorgten, solche „Unschuldsengel“ gewesen sein sollen ...
Beim Lesen ist es mir nicht wirklich aufgefallen, nur über den Brigadier bin ich regelmäßig gestolpert. Aber jetzt wo Du es sagst ...
Was mir allerdings aufgefallen ist und das keineswegs positiv, ist das Verhalten der Weltorganisationen (Weltbank, IWF ...). Aus den ganzen Machtkämpfen halten sie sich heraus, aber kaum ist ein Hauch von Ruhe zu spüren, stürzen sie sich wie Halbverhungerte aufs Bankett.
Tja, und dann haben wir noch die innerfamiliären Veränderungen. Einer teilweisen Zusammenführung steht die Auslöschung beträchtlicher Teile durch AIDS gegenüber.
Nennt mich naiv, aber mit AIDS hätte ich "Dünn" nicht unbedingt in Verbindung gebracht. Die Symptome (besonders die Geschwüre und der Durchfall) und die relativ kurze Zeit zwischen ersten Symptomen und dem Tod klangen für mich eher nach irgendeiner anderen Seuche. Das liegt vermutlich daran, dass man hier im Fernsehen immer nur sieht, wie AIDS-Kranke in Krankenhäusern versucht wird zu helfen, sie dadurch aber oftmals nur langsamer dahinsiechen.
Für mich überraschend kam übrigens die Enthüllung, das Jo Mugezis Halbschwester ist. Mit ihrem Auftauchen hab ich schon eine ganze Weile gerechnet, aber nicht in dieser Rolle. Für ihn war das ja ein sehr ernüchternder Schlag in die Magengegend, denn seine (sexuelle) Faszination für sie starb ja urplötzlich ab.
Ihre Reaktion auf seinen Vorschlag, sich bei ihrem Vater als Verlobte auszugeben, nur um ihm einen Schock zu versetzen, fand ich sehr verständlich. Auf einmal sieht Mugezi in ihr nur noch einen Weg sich an Serenity zu rächen. Auf soetwas möchte ich auch nicht reduziert werden, schließlich ist sie immer noch die gleiche Frau, die zuvor Mugezi geliebt hat.
Ich hoffe, dass ich heute Abend den Rest des Buches lesen kann. Mugezi hat sich ja nun dazu entschieden, nach Amsterdam zu gehen. Ich bin gespannt, wie es ihm gelingt, dort Fuß zu fassen und welche Akzeptanz er dort findet.
LG Myriel