Colette - Erwachende Herzen. Manesse, 268 Seiten (Der Roman an sich umfasst ca. 210 Seiten, hinzu kommen zwei Miniaturen Colettes und ein Nachwort).
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Kurzbeschreibung
Bewegender Roman über den wehmütigen Abschied von der Kindheit
Colette hat sich ihren künstlerischen Ruhm gegen mancherlei Widerstände erkämpft. Dem turbulenten Auf und Ab des Schicksals rang sie die Klarheit ihres Stils ab und stand im Leben wie in der Literatur für den Wandel im Verhältnis der Geschlechter. Selbstbewußt machte sie das Tabu aufkeimender Sinnlichkeit zum Thema, so auch in "Erwachende Herzen", einem ihrer großen kleinen Werke.
Die fünfzehnjährige Vinca liebt das Meer und die endlos scheinenden Sommermonate über alles: das Schwimmen, das Fischen, das Herumstreunen in den Dünen. Diese Zeit der Wonne und kindlichen Unbeschwertheit teilt sie seit frühester Jugend mit Philippe. Doch in diesem Jahr scheint irgend etwas verändert zu sein - weniger unbeschwert als bisher, weniger fröhlich. Worüber man einst scherzte, das ruft mit einem Mal Befangenheit hervor, Gedanken und Gefühle, die man sonst geschwisterlich teilte, hält man nun geheim voreinander. Vinca und Phil entdecken, daß sie keine Kinder mehr sind ..."Erwachende Herzen", 1923 geschrieben, liest sich als Sommerromanze ebenso bestrickend wie als Chronik der alles durchglühenden Adoleszenz. Die zwei Prosaskizzen "Atempause" und "Mir ist heiß" komplettieren den Band.· Die ideale Strandlektüre: atmosphärisch dicht, verführerisch, ein Lesegenuß von der ersten bis zur letzten Seite.
Meinung
Dieser dünne Roman, man könnte ihn auch als Erzählung ansehen, beschreibt das Aufblühen der ersten Liebe zweier jugendlicher Protagonisten, Vinca und Philippe. Die Beschreibung der beiden lässt sie als die schönsten Menschen der Welt erscheinen. Überhaupt gibt es keine störenden Töne in diesem Roman, Probleme der Außenwelt werden komplett ausgeblendet, man spürt hingegen die Urlaubsstimmung an der französischen Atlantikküste, an der dieser Roman spielt. Alles liest sich unheimlich leicht, erst das Nachwort klärt darüber auf, dass Colette an dieser Leichtigkeit ihre Stils lange und hart gefeilt hat. Die Beschreibung des sexuellen Aktes wird ausgespart und auch das trägt dazu bei, den Zauber dieser Liebe zu bewahren.
Jugendliche Liebe ist ein Thema, welches ja in meinem Leben schon einige Zeit hinter mir liegt, daher war ich skeptisch, ob mich solch ein Thema zu fesseln vermag. Colette gelingt dies überzeugend, sie untersucht, wie Liebe entsteht und wie daraus Sexualität wird. Die Handlung ist an der ein oder anderen Stelle in gewisser Weise vorhersehbar (hier in der Rezension wird aber bei weitem nicht alles verraten), aber die Geschichte lebt ohnehin mehr von ihren wunderbarem Ton. Und in gewisser Weise ist man dann über die Interpretation der Handlung im Nachwort überrascht. Ein Buch, welches so manches Geheimnis bewahrt.
Das Nachwort ist sehr interessant, da Colette ein aus damaliger Sicht recht ausschweifendes Leben geführt hat. Auch ihr literarischer Ruhm in Frankreich ist hierzulande kaum bekannt, sie war die zweite Frau, die in die Académie Goncourt aufgenommen wurde, die sie später leitete. Als sie 1954 verstarb wurde sie mit einem Staatsbegräbnis beigesetzt.
Wieder mal eines der Bücher, die jeden Leser zum Klassikliebhaber macht.
Gruß, Thomas