Elisabeth Herrmann – Die letzte Instanz
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Inhaltsangabe:
Warum schießt eine alte Dame, die mit ihren Bekannten aus dem Görlitzer Bibelkreis nach Berlin gekommen ist, auf einen Obdachlosen? Und dann auch noch so ungeschickt, dass das Opfer problemlos entkommen kann und sie selbst sofort festgenommen wird? Joachim Vernau, dessen Mandant der Obdachlose ist, kann sich die Sache nicht erklären, zumal sowohl die Täterin als auch sein Mandant nicht darüber reden wollen. Die alte Dame stirbt kurz nach der Tat im Krankenhaus, und auch das Opfer, der Obdachlose Hans-Jörg Hellmer, wird bald darauf nach einer kalten Nacht erfroren aufgefunden. Alles deutet bei ihm auf einen natürlichen Tod hin. Doch Vernau ist misstrauisch und reist nach Görlitz, um in der Vergangenheit der alten Dame nach Spuren zu suchen. Dabei stößt er auf mehrere Ungereimtheiten und plötzlich findet er sich in einer Runde von Personen, die sich ein Ziel gesteckt haben, das sein Rechtsverständnis auf eine harte Probe stellt.
Und plötzlich erscheinen auch der Tod eines Berliner Immobilienhais und der eines Mitgliedes der türkischen Mafia in einem anderen Licht.
Zusätzlich bringt die erfolgreiche Staatsanwältin Salome Noack sein Gefühlsleben schwer durcheinander, was von seiner alt-linken Kanzleipartnerin Marie-Luise, deren Mietvertrag gerade gekündigt wurde, nicht begeistert aufgenommen wird ...
Der Roman spielt in der heutigen Zeit in Berlin und ist das dritte Buch mit dem Anwalt Joachim Vernau als Hauptperson.
Die vorherigen Bände:
- Das Kindermädchen
- Die siebente Stunde
Der erste Satz:
„Die Gasflaschen. Irgendwie muss sich der Gurt gelockert haben.“
Meine Meinung zum Buch:
Wieder eine großartig angelegte Geschichte von Elisabeth Herrmann – wobei mir das vorherige Buch „Die siebente Stunde“ noch ein kleines bisschen besser gefallen hat.
In der Geschichte dieses Buches geht es um Schuld, Verurteilung, Gerechtigkeit und Strafe. Das ist an sich schon ein interessantes Thema, und die Autorin baut es in eine sehr spannende Geschichte ein. Wie viel Entschädigung gibt es für einen Unfalltoten? Wie gerecht sind Urteile bzw. kann ein Urteil überhaupt jemals dem Opfer Gerechtigkeit widerfahren lassen? Mit diesen Fragen muss sich Jochim Vernau herumschlagen, und er tut sich genauso schwer damit wie der Leser.
Die Personen sind wieder sehr gut beschrieben. Alle Hauptpersonen und auch viele Nebenfiguren bekommen eine tief gehende Charakterisierung, so dass man ihre Motive und ihren Schmerz gut nachvollziehen kann. Natürlich kommen auch die aus den vorherigen Büchern alt bekannten Personen vor: Mutter Vernau und ihre Freundin Frau Huth, genannt Hüthchen, Vernaus Kanzleikollegin Marie-Luise, der Auto-Wunderschrauber Jatzek und der Kanzleipraktikant Kevin fehlen auch nicht. Alle diese Personen sind gewohnt humorvoll und witzig gezeichnet, was der hervorragenden Beobachtungsgabe der Autorin zu verdanken ist. Auch zwei neue Gesichter in diesem Panoptikum gibt es: die Journalismus-Praktikantin Jana, die mit mehr oder weniger Begeisterung bei den Recherchen hilft, oder die Anwaltstochter Mercedes Tiffany (dieser Name !!!), die in der angesehenen Kanzlei ihres Papas, einem Studienkollegen von Joachim Vernau, aushilft.
Die Liebesgeschichte bzw. die Höhen und Tiefen, in welche die Karriere-Staatsanwältin Noack Joachim Vernau stürzt, sind ebenfalls sehr schön beschrieben. Dieses Element nimmt in diesem Buch zum ersten Mal einen größeren Raum ein, was ihm aber einen zusätzlichen Reiz verleiht.
Am Ende des Buches kommt noch ein genialer Trick, wie eine drohende Verurteilung abgewendet werden kann – mehr dazu kann ich aber nicht verraten.
Einen winzigen Kritikpunkt habe ich: die Lösung ist in meinen Augen etwas weit hergeholt. Aber das sollte niemanden davon abhalten, das Buch zu lesen, es ist auf jeden Fall ein hervorragender Krimi.
Meine Bewertung:
Viele Grüße von Annabas