Elisabeth Herrmann - Die letzte Instanz (Joachim Vernau 3)

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 2.757 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Juva.

  • Elisabeth HerrmannDie letzte Instanz


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Inhaltsangabe:


    Warum schießt eine alte Dame, die mit ihren Bekannten aus dem Görlitzer Bibelkreis nach Berlin gekommen ist, auf einen Obdachlosen? Und dann auch noch so ungeschickt, dass das Opfer problemlos entkommen kann und sie selbst sofort festgenommen wird? Joachim Vernau, dessen Mandant der Obdachlose ist, kann sich die Sache nicht erklären, zumal sowohl die Täterin als auch sein Mandant nicht darüber reden wollen. Die alte Dame stirbt kurz nach der Tat im Krankenhaus, und auch das Opfer, der Obdachlose Hans-Jörg Hellmer, wird bald darauf nach einer kalten Nacht erfroren aufgefunden. Alles deutet bei ihm auf einen natürlichen Tod hin. Doch Vernau ist misstrauisch und reist nach Görlitz, um in der Vergangenheit der alten Dame nach Spuren zu suchen. Dabei stößt er auf mehrere Ungereimtheiten und plötzlich findet er sich in einer Runde von Personen, die sich ein Ziel gesteckt haben, das sein Rechtsverständnis auf eine harte Probe stellt.
    Und plötzlich erscheinen auch der Tod eines Berliner Immobilienhais und der eines Mitgliedes der türkischen Mafia in einem anderen Licht.
    Zusätzlich bringt die erfolgreiche Staatsanwältin Salome Noack sein Gefühlsleben schwer durcheinander, was von seiner alt-linken Kanzleipartnerin Marie-Luise, deren Mietvertrag gerade gekündigt wurde, nicht begeistert aufgenommen wird ...


    Der Roman spielt in der heutigen Zeit in Berlin und ist das dritte Buch mit dem Anwalt Joachim Vernau als Hauptperson.
    Die vorherigen Bände:
    - Das Kindermädchen
    - Die siebente Stunde


    Der erste Satz:


    Die Gasflaschen. Irgendwie muss sich der Gurt gelockert haben.“


    Meine Meinung zum Buch:


    Wieder eine großartig angelegte Geschichte von Elisabeth Herrmann – wobei mir das vorherige Buch „Die siebente Stunde“ noch ein kleines bisschen besser gefallen hat.


    In der Geschichte dieses Buches geht es um Schuld, Verurteilung, Gerechtigkeit und Strafe. Das ist an sich schon ein interessantes Thema, und die Autorin baut es in eine sehr spannende Geschichte ein. Wie viel Entschädigung gibt es für einen Unfalltoten? Wie gerecht sind Urteile bzw. kann ein Urteil überhaupt jemals dem Opfer Gerechtigkeit widerfahren lassen? Mit diesen Fragen muss sich Jochim Vernau herumschlagen, und er tut sich genauso schwer damit wie der Leser.


    Die Personen sind wieder sehr gut beschrieben. Alle Hauptpersonen und auch viele Nebenfiguren bekommen eine tief gehende Charakterisierung, so dass man ihre Motive und ihren Schmerz gut nachvollziehen kann. Natürlich kommen auch die aus den vorherigen Büchern alt bekannten Personen vor: Mutter Vernau und ihre Freundin Frau Huth, genannt Hüthchen, Vernaus Kanzleikollegin Marie-Luise, der Auto-Wunderschrauber Jatzek und der Kanzleipraktikant Kevin fehlen auch nicht. Alle diese Personen sind gewohnt humorvoll und witzig gezeichnet, was der hervorragenden Beobachtungsgabe der Autorin zu verdanken ist. Auch zwei neue Gesichter in diesem Panoptikum gibt es: die Journalismus-Praktikantin Jana, die mit mehr oder weniger Begeisterung bei den Recherchen hilft, oder die Anwaltstochter Mercedes Tiffany (dieser Name !!!), die in der angesehenen Kanzlei ihres Papas, einem Studienkollegen von Joachim Vernau, aushilft.


    Die Liebesgeschichte bzw. die Höhen und Tiefen, in welche die Karriere-Staatsanwältin Noack Joachim Vernau stürzt, sind ebenfalls sehr schön beschrieben. Dieses Element nimmt in diesem Buch zum ersten Mal einen größeren Raum ein, was ihm aber einen zusätzlichen Reiz verleiht.


    Am Ende des Buches kommt noch ein genialer Trick, wie eine drohende Verurteilung abgewendet werden kann – mehr dazu kann ich aber nicht verraten.


    Einen winzigen Kritikpunkt habe ich: die Lösung ist in meinen Augen etwas weit hergeholt. Aber das sollte niemanden davon abhalten, das Buch zu lesen, es ist auf jeden Fall ein hervorragender Krimi.


    Meine Bewertung: 4ratten:marypipeshalbeprivatmaus:


    Viele Grüße von Annabas :winken:

    Einmal editiert, zuletzt von illy ()

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Vernau sieht in der alten Dame, die vor dem Gericht auf einen Obdachlosen schießt, die finanzielle Rettung der klammen Kanzlei, als ihr Verteidiger könnt er so einiges an Stunden abrechnen. Doch als er auf ihren Wunsch ein paar Dinge aus ihrem Haus in Görlitz holen soll, geschehen seltsame Dinge und auch ohne zahlende Mandantin will er letztlich wissen, was hinter dem Mordanschlag steckt. Ob er damit auch die gut aussehende Staatsanwältin beeindrucken kann?


    Vernaus Beziehung zu dieser Staatsanwältin war für mich der größte Schwachpunkt dieses Romans, der Mann erscheint mir eigentlich etwas zu alt für solch hormongesteuerte Triebe, die bei ihm immer wieder jegliche Gehirnaktivität lahm zu legen scheinen. Der Kriminalfall, dem er trotz dieser Widrigkeiten immerhin halbherzig auf der Spur bleibt, ist verzwickt, hätte man nur Vernaus Perspektive, würde man sich so manches Mal fragen, ob er sich da nicht gerade in Hirngespinste verrennt und manches ist doch etwas weit hergeholt.


    Zur Abwechslung wird man immer wieder mit Vernaus Privatleben konfrontiert, die meisten seiner Bekannten und Freunde kennt man schon aus den vorherigen Bänden und auch wenn diese Zusammenballung der doch recht ausgefallenen Personen manchmal etwas übertrieben scheint, so ist jeder einzeln doch ziemlich realistisch dargestellt.


    Vernau selbst schwankt das ganze Buch hindurch zwischen seiner Pleitekanzlei und der High-Society der Branche. Man kann Vernaus Kritikpunkte an seiner aktuellen beruflichen Situation verstehen, sehen, warum ihn die Glamour-Seite der Anwaltsbranche anzieht. Aber die Entscheidung für die Hochglanzwelt der Topanwälte ist letztendlich auch eine Frage, ob man sein Gewissen und seinen Sinn für Gerechtigkeit verkaufen will, wobei die Frage offen bleibt, ob Gerechtigkeit wirklich immer vor Gericht erzielt werden kann und was die Alternativen zu dieser unvollkommenen Art der Gerechtigkeit sind.


    Mir hat auch der dritte Band um den Berliner Anwalt Vernau gut gefallen, wenn auch nicht ganz so gut wie die Vorgänger.


    4ratten

  • Meine Meinung

    Das Motiv von Die letzte Instanz ist mir in diesem Jahr schon mehrmals untergekommen. Vielleicht wusste ich deshalb schon recht früh, wie der Hase läuft. Allerdings hat Elisabeth Herrmann einige Details eingebaut, mit denen ich so nicht gerechnet hätte und die das Buch spannend gemacht haben.


    Ich mag die Reihe gerade wegen der unterschiedlichen Charaktere und ihren Beziehungen untereinander, aber ich stimme auch illy zu, wenn sie sagt

    Vernaus Beziehung zu dieser Staatsanwältin war für mich der größte Schwachpunkt dieses Romans, der Mann erscheint mir eigentlich etwas zu alt für solch hormongesteuerte Triebe, die bei ihm immer wieder jegliche Gehirnaktivität lahm zu legen scheinen.

    In der Beziehung hat er sich wirklich nicht besonders schlau benommen:rolleyes:

    4ratten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Im dritten Teil der Krimireihe um Joachim Vernau geht es um die Frage, wie gerecht (oder eben ungerecht) die Justiz in vielen Fällen ist und wie weit manche Menschen gehen würden, um eine vermeintliche Ungerechtigkeit zu korrigieren. Dabei sind einige Figuren eben nicht das, was sie zu sein scheinen.


    Der Plot dieses Krimis ist wieder spannend, allerdings geht mir Vernau mit seiner Art manchmal wirklich auf den Geist. Da ist zum einen seine unpassende, übersteuerte Verliebtheit, die für einen Mann mittleren Alters unpassend wirkt, und zum anderen seine berufliche Orientierungslosigkeit. Als er ein lukratives Angebot erhält (von der Witwe eines Immobilienmagnaten) nimmt er es nicht an, weil ihrer Firma auch das Haus gehört, in dem er und Marie-Luise ihre heruntergekommene Kanzlei haben, auf der anderen Seite bemitleidet er sich immer wieder selbst, dass er in einer beruflichen Sackgasse ohne nennenswerte finanzielle Entschädigung steckt. Dafür, dass er bei den Ermittlungen zu seinem Fall durchaus tatkräftig agiert, wirkt er hier merkwürdig unentschlossen.


    Ich werde sicher auch die weiteren Bände der Reihe lesen und hoffe, dass der Protagonist darin wieder etwas mehr Boden unter die Füße bekommt.


    4ratten