Luise Jacobs - Gesellschaftsspiele

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    Kunst - eine Hure der Galeristen


    Luise Jacobs Buch "Gesellschaftsspiele" ist ein Roman über die aktuelle Kunstszene.
    Leo Becker, 37 Jahre alt, ist der Protagonist. Nach zehn Jahren freiem künstlerischen Schaffens wird er entdeckt. Eine Ausstellung seiner Werke in einer Galerie bringt den Durchbruch und Erfolg. Leo erhält die einmalige, sensationelle Chance, einige seiner Bilder in New York in der MET auszustellen. Vier Bilder müssen noch fetiggestellt werden, aber Leo ist wie gelähmt; er hält den Druck nicht aus und kann seine Arbeit nicht vollenden..
    Das Gesellschaftsspiel hat längst begonnen, und alles ist auf Leo fokussiert. Er hat sich korrumpieren lassen; nur das Geld zählt. Er wird am Marktwert seiner Bilder gemessen. Alle Strategien sind darauf ausgerichtet, den Preis nach oben zu treiben..
    Umgeben ist er von vielen Menschen - falschen Freunden -, die wie Statisten zu diesem Spiel gehören. Man trifft sie überall, sie wollen dabeisein, sehen und gesehen werden und nichts verpassen. Man begegnet ihnen in Bars, auf Partys und in anderen Ausstellungen. Wenn man ihnen die Maske vom Gesicht zöge, so bliebe nur Oberflächlichkeit und Belanglosigkeit..
    Louise Jakobs zeigt in einem - im gesamten Romantext verteilten - Psychogramm, wie sehr Leo in diesem Spiel leidet: Er ist erfüllt von Selbsthass, Leere, Selbstzweifeln, Schuldgefühlen und vor allem Einsamkeit.
    Es gibt nur drei Menschen, die ihm zeitweise etwas bedeuten:
    Da ist sein Freund Tobias, der ihm ehrlich seine Meinung sagt ( "Du willst ein Held sein und spuckst denen, die dich feiern, ins Gesicht.").
    Glückliche Jahre hat Leo mit seiner Frau Rachel verbracht. Sie ist eine Frau mit Minderwertigkeitskomplexen, und erst mit dem Erfolg ihres Mannes wird sie zu seiner ehrgeizigen Managerin. Allerdings steht sie in seiner schlimmsten Lebensphase, als zehn Tage vor dem Beginn der Ausstellung in New York seine Bilder noch nicht fertig sind, nicht zu ihm. Deswegen hängt Leo völlig ab, und Alkohol und Drogen führen ihn auf direktem Weg ins Krankenhaus.
    Leos dritter und letzter Anlaufpunkt ist seine ehemalige Freundin Ebba. Während eines gemeinsamen Abends sprechen beide über Leos Arbeit. Er öffnet sich ihr und spricht über seine Ängste und Selbstzweifel. Er hofft diese Beziehung nach seiner Ausstellung in New York wieder aufnehmen zu können.
    Beide Frauen lieben ihn, aber Rachel weiß, dass Leo sich schon längst von ihr getrennt hat. Ebba hingegen hat für sich entschieden, dass sie ihr frühere Beziehung zu Leo nicht wieder aufnehmen will.
    Das Buch beginnt mit einem Prolog: Leos Beerdigung. Ich finde dieses Stilmittel sehr gut, weil man beim Lesen des Romans viel intensiver auf mögliche Anzeichen achtet, die auf den Tod hinweisen könnten.
    Das Cover gefällt mir teilweise: Zwei Diagonale schneiden etwas von der Schrift "Gesellschaftsspiele" weg. Ist dies ein Hinweis auf die Zerrissenheit desProtagonisten?
    Mein Fazit: Da das Thema Künstlerszene überhaupt keinen Reiz auf mich ausübt, fand ich das Buch langweilig.
    Interessiert habe ich mich allerdings sehr für die Psyche des Protagonisten. Er kann ohne das leicht verdiente Geld nicht leben und willigt kurz nach seiner Ausstellung in die Vorbereitung einer Retrospektive seiner Schaffenszeit ein ... Er ist die goldene Spinne in seinem eigenen Netz.


    EDIT: Betreff angepasst, Amazonlink eingefügt sowie Namen der Autorin korrigiert. LG, Saltanah

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • Louise Jacobs - Gesesllschaftsspiele

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    Ehrlich gesagt, bei diesem Buch fällt es mir wirklich schwer, etwas zu schreiben.
    Der Maler Leo Becker bereitet eine Ausstellung in New York vor, doch leider gerät er langsam in Zeitdruck, da es nur noch wenige Wochen bis zur Ausstellung hin sind, aber noch nicht alle Bilder fertig.
    Leo empfand ich als einen sehr zerrissenen Menschen. Einerseits will er diese Ausstellung, andererseits möchte er nicht, so unter Zeitdruck arbeiten und bei Erfolg die nächsten Jahre erstmal nicht mehr malen zu dürfen, da sein Marktwerk steige, wenn es nicht soo viele Bilder von ihm gäbe.
    Leo lebt hauptsächlich auf dem Lande in seinem Atelier, seine Frau hingegen in Berlin. Rahel sehnt sich nach Aufmerksamkeit, Bewunderung. Doch die bekommt sie nur, weil sie die Frau eines berühmten Malers ist, und nicht direkt ihretwegen. Daher hat sie auch verschiedene Liebschaften, von denen Leo weiß und er es eigentlich nicht möchte. Doch Leo ist nur mit seiner Situation beschäftigt, dass er nicht richtig bemerkt, wie es um ihn und seine Frau steht und was sich Rahel wünscht.
    Und dann wäre da noch die ehemalige Freundin von Leo, Ebba. Ihr kann sich Leo teilweise öffnen...


    Wie gesagt, hier ist es für mich wirklich schwer, die passenden Worte zu finden.
    Wie sehr die Geschichte der Wirklichkeit entsspricht, kann ich nicht beurteilen. Zwar interessiere ich mich sehr für Kunst, aber dennoch ist mir die ganze Szene eher fremd. Aber ich denke, etwas Wahres könnte hier schon dran sein, da die Autorin Louise Jacobs ein Jahr die Leipziger Kunstszene hautnah erlebte.
    erstudie.
    Mir hat der Roman außerordentlich gut gefallen und normalerweise lese ich recht langsam, doch "Gesellschaftsspiele" konnte ich einfach nicht mehr aus der Hand legen und ich habe das Buch innerhalb einer Nacht gelesen.
    Der Charakter des Leo Becker hat mich sehr interessiert und ist für mich sehr glaubhaft dargestellt. Sicherlich ist er kein Sympathieträger, aber dennoch tat er mir oft Leid, wobei ich uch oft das Bedürfnis hatte, ihn einfach zu schütteln, damit er aus seiner "Welt" aufwacht.


    Louise Jacobs hat einen überaus interessanten Roman über die Kunstszene geschrieben, mit einer tollen Charakterstudie.
    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    Books are the ultimate Dumpees: put them down and they’ll wait for you forever; pay attention to them and they always love you back.<br />John Green - An Abundance of Katherines<br /><br />:lesewetter: Caprice

  • Leo Becker gilt als einer der erfolgreichsten, noch lebenden Künstler. Er kann nicht nur von seiner Kunst Leben. Durch sie kommt er zu einem gewissen Luxus, den sich nur wenige leisten können. Alle Türen stehen ihm offen. Das einzige was er dafür tun muss, ist das was er immer getan hat und immer tun will: malen. Nur jetzt scheint genau das nicht zu gelingen. Die Figuren entgleiten ihm. Die Bilder wirken falsch. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere, fällt ihm die Leidenschaft am Malen am schwersten. Der Erfolg kommt anders als gedacht und hinterlässt einen bitteren Beigeschmack. Leo wollte Anerkennung. Doch die Kunst ist als Ware verkommen. Es interessiert nicht mehr was gemalt wurde, was das Bild aussagen will, sondern wer es gemalt hat. In „Gesellschaftsspiele“ zeichnet sich gute Kunst in der Gesellschaft nicht mehr durch das besondere Talent und Gespür des Künstlers aus, sondern die Geschichte und Skandale die hinter ihm stehen. In den Kreisen, die Leo zu seinem Vermögen gebracht hat, hilft keine versteckte Kritik, kein Protest, keine gemalte Revolution. Die Menschen, die Leos Bilder kaufen und ihm Geld einbringen, schauen nicht mehr hin. Er ist Teil dieser Gesellschaft und doch ein außen stehender Betrachter. Hin und her gerissen zieht er aufs Land. Er sehnt sich nach der Vergangenheit. Seine alte Liebe, die Leichtigkeit und die Natur in seinen Bildern. In der Gegenwart muss er sich wieder mit dem Druck auseinandersetzen, der mit jedem Tag wächst. Der Erfolg fesselt ihm die Hände. Leo ist unfähig seine Bilder zu beenden.
    Ich frage mich inwiefern diese beschriebene Korruption im Kunstgewerbe wirklich vorherrscht. Ich fand es erschreckend, dass die Aussage der Kunst im Buch anscheinend jeglichen stellenwert verloren hat. Ein Bild soll bei dem Betrachter nichts mehr auslösen, sondern Geld einbringen. Man spürt die Hilflosigkeit von Leo während des Lesens. Das ganze Buch transportiert ein beklemmendes Gefühl. Man ist mit ihm gefangen in einem Leben, wovon er eigentlich geträumt hat und das ihn nun zu einer Produziermaschine verkommen lässt.
    Dieses Buch ist nicht nur Kunstinteressierten zu empfehlen. Es spiegelt das Drama der Oberflächlichkeit unserer heutigen Gesellschaft wieder.