[Mosambik] Paulina Chiziane – Liebeslied an den Wind

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    Inhalt: Als junges Mädchen verliebt sich Sarnau bei einer Initiationsfeier in Mwando, der eigentlich eine Missionsschule besucht und Priester werden will. Als er von der Schule fliegt, ist Sarnau zunächst im siebten Himmel, aber Mwando entzieht sich ihr nach und nach, weil er heiraten wird – aber nicht sie. Auch für Sarnau scheint sich aber trotzdem Glück einzustellen, denn sie wird als erste Ehefrau des Thronfolgers Nguila ausgewählt. Sie muß sich dann in einer polygamen Großfamilie mit 15 „Schwiegermüttern“ arrangieren. Ihr Mann verliert schnell das Interesse an ihr, besonders als ihre Schwangerschaft nicht zum ersehnten Thronfolger führt. Inzwischen hat Mwando in der Ehe mit seiner faulen und herrischen Frau auch keine Freude gefunden, sie verläßt ihn, nachdem er den gesamten, ohnehin spärlichen Familienbesitz für sie aufgebraucht hat. Sarnau, inzwischen längst nicht mehr einzige, dafür aber vernachlässigte Ehefrau, und Mwando finden wieder zueinander. Als Sarnau merkt, daß sie von Mwando schwanger ist, gelingt es ihr zwar noch, das Kind als Nguilas auszugeben, aber eine der anderen Frauen, die besonders eifersüchtig auf sie ist, hinterbringt Nguila die Untreue seiner ersten Frau. Sarnau und Mwando fliehen, sie nehmen ein bescheidenes Leben an der Küste auf. Dieses wird dann aber von Nguilas Männern gestört, die den beiden auf der Spur sind und Mwando setzt sich ab. Er wird schließlich nach Angola deportiert, und kehrt erst Jahre später nach Mosambik zurück, wieder auf der Suche nach Sarnau ...



    Meine Meinung: Zwei Gegensatzpaare durchziehen diesen Roman, der als der erste einer mosambikanischen Frau gilt: Polygamie vs. Monogamie, reale Welt vs. mythische Welt. Die Trennlinien verlaufen nahe beieinander, sind aber nicht identisch. Die komplizierten Beziehungen in einem polygamen Haushalt, in dem einzelne Frauen schnell zum Opfer von Unterdrückung und Demütigung werden können, und legt Chiziane recht schonungslos offen. Es unterscheidet sich hier deutlich von dem eher introspektiven Ansatz von Mariama Bâ in Ein so langer Brief oder dem humorvollen Bild, bei dem der Mann als überfordert dargestellt wird, wie es Ousmane Sembène in Xala gezeichnet hat. Die monogame Beziehung zwischen Sarnau und Mwando erweist sich hier als auch nicht besser für die Frau, denn auch Mwando läßt sie einfach zurück, als ihm der Boden unter den Füßen heiß wird, ohne Rücksicht auf Sarnaus Gefühle, ohne zu überlegen, wie sie ihr Leben allein weiterführen kann und soll. Sarnau baut sich mit zwei unehelichen Kindern (zusätzlich zu dreien, die sie im Heimatdorf zurückließ) eine Existenz am Rand von Maputo auf (im Roman noch Lourenço Marques, da wir uns noch in Kolonialzeiten befinden), aber eine echte Selbstbestimmung resultiert daraus nicht, ebensowenig wie diese in den Beziehungen möglich war.


    Die mythische Welt in Form der Ahnen, von Geistern und Hexerei ist im Dorf allgegenwärtig, in der Stadt spielt sie keine Rolle mehr. Sie ist in die reale Welt hineingewoben und beeinflußt das Leben der Menschen in vielerlei Hinsicht, muß aber auch manches Mal zur Verschleierung von rein menschlichen Aktivitäten herhalten. Neben einer grundsätzlich anderen Wahrnehmung der Geisterwelt in afrikanischen Kulturen spielt hier sicher auch eine Rolle, daß Chiziane, wie sie selbst erklärt hat, eigentlich der phantastischen Literatur zustrebt, aber anderes zunächst einmal für wichtiger aufzuschreiben hält. Hier bietet sich aber ein Ansatzpunkt, beides zu verbinden, und das ist ihr durchaus gut gelungen. Gewöhnungsbedürftig ist für manche Leser wahrscheinlich, daß Sarnau als Ich-Erzählerin und ein auktorialer Erzähler wechseln, letzterer kommt zum Tragen, wenn von Mwando berichtet wird. Mir fiel es nur ziemlich am Anfang einmal auf, danach floß die Erzählung sehr selbstverstänlich darüber hinweg.


    4ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen

    Einmal editiert, zuletzt von Aldawen ()