Lisa Appignanesi - In der Stille des Winters

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    Inhalt laut Klappentext:


    Kanada im Winter 1989. Madeleine Blais, einst eine gefeierte Schauspielerin, ist in ihre Heimatstadt Montréal zurückgekehrt, um in der Rolle der Hedda Gabler an den Erfolg vergangener Tage anzuknüpfen. Die Kritiken aber sind vernichtend. Und als ein Amokläufer vierzehn Studentinnen erschießt, hat auch Madeleine das Gefühl, verfolgt zu werden. Niemand kann ihr die Angst nehmen, das nächste Opfer zu sein - auch ihr alter Freund Pierre Rousseau nicht.
    Wenig später wird Madeleine in der Scheune ihrer Großmutter erhängt aufgefunden. Alles deutet auf Selbstmord hin. Nur Madeleines Großmutter glaubt, daß es Mord war. Sie bittet Pierre, auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen. Pierre weiß, daß er sich auf ein gefährliches Spiel einläßt: Er muß sich den Schatten stellen, die über seiner eigenen Vergangenheit liegen.



    Meine Meinung


    Dieser Roman entführt uns in die winterliche frankokanadische Provinz. Er ist nur zum Teil ein Krimi im eigentlichen Sinne. In großen Teilen des Buches wird rückblickend aus der Sicht des Ich-Erzählers Pierre Rousseau nach und nach die Persönlichkeit von Madeleine Blais entwickelt, die eine wunderschöne faszinierende Frau, aber offensichtlich beziehungsunfähig war. Langsam entsteht aus Pierres Erinnerungen ein Bild von der komplizierten Beziehung des Ehepaares Madeleine und Pierre. Pierre wird gequält von seinem eigenen Versagen in dieser Ehe und von Schuldgefühlen bis dahin, daß er sich sogar selbst für Madeleines Mörder hält. Er kann sich nur allmählich seinen Gefühlen und Erinnerungen stellen.


    Der Roman ist zwar etwas düster, aber sehr atmosphärisch, greift auch Themen der kanadischen Zeitgeschichte auf wie das Unabhängigkeitsstreben Québecs, den Amoklauf von Marc Lépine oder Ressentiments der Frankokanadier gegen ihre englischsprechenden Landsleute.


    Es gibt interessante Nebenfiguren in diesem Roman und auch die Hauptfiguren sind lebendig gezeichnet. Pierre fährt im Zuge seiner Nachforschungen viel und manchmal ziellos im Auto umher, daher wirkt der Roman etwas zusammengestückelt. Die Orte, die Pierre aufsucht, sind Auslöser für seine Erinnerungen. So entsteht Stück für Stück vor den Augens des Lesers ein immer detaillierter werdendes Bild von Madeleine (der ich persönlich allerdings im Lauf des Buches immer weniger Verständnis entgegegenbringen konnte - dadurch wirkten auch die Beziehungsprobleme der beiden auf mich zunehmend hoffnungslos und konstruiert).


    Die Auflösung des Mordfalls kommt relativ plötzlich, eher zufällig, ist aber stimmig und passend.
    Ein ungewöhnlicher Krimi für Leser, die nicht nur eine geradlinige Suche nach dem Mörder lesen möchten.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Viele Grüße
    kaluma

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

    Einmal editiert, zuletzt von kaluma ()