Jefferson Bass - Eine Hand voll Asche

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    Dr. Bill Brockton wird zu einer Ermittlung hinzugezogen, bei der es um den Tod einer Frau geht, die in ihrem Auto verbrannt ist. Er stellt fest, dass sie bereits tot war, bevor sie verbrannt ist, was schnell den Ehemann zum Tatverdächtigen macht. Dennoch bedarf es einer gehörigen Portion Erfindungsreichtum und auch Glück, um den Fall letztlich aufzuklären.


    Doch dies soll bei weitem nicht das einzige Problem bleiben, mit dem Dr. Brockton zu kämpfen hat. Die Gerichtsverhandlung von Garland Hamilton, der Brocktons Leben erst kürzlich nahezu in einen Trümmerhaufen verwandelte, steht an. Abgesehen davon, dass der Rechtsmediziner sehr mit den Ereignissen der jüngsten Vergangenheit zu kämpfen hat, läuft wie so häufig nichts nach Plan.


    Um das Paket zu vervollständigen tritt parallel dazu auch noch Burt DeVriess, der erfolgreiche aber auch verpönte Strafverteidiger, mit dem Dr. Brockton schon diverse Male zu tun hatte, mit einer Bitte an ihn heran, die ihn zu einem Skandal ungeahnter Größe führt.


    Einmal mehr stellen Bill Bass und Jon Jefferson unter Beweis, wie wunderbar sie sich beim Schreiben ihrer Bücher ergänzen. Während der eine ein Genie auf dem Gebiet der forensischen Anthropologie ist und mit einem unwahrscheinlichen Fachwissen auftrumpfen kann, nutzt der andere sein journalistisches Talent, um zu recherchieren und die Hintergründe auszuleuchten, was zu einer sehr glaubhaften Handlung führt. Unterstützt wird dies durch den Einbau realer Personen in die Handlung, die auch im wahren Leben die entsprechenden Positionen bekleiden (z.B. Kriminaltechniker Art Bohanan, Pflichtverteidiger Roger Nooe u. a.), was das Autorenduo im Nachwort erklärt und was für mich die gesamte Geschichte auch im Nachhinein noch viel authentischer macht.


    Von der ersten Seite an besticht das Buch, wie schon seine Vorgänger, durch ein Gleichgewicht aus fundierten medizinischen und forensischen Fakten, die zum Teil sehr schockierend aber deshalb nicht weniger interessant sind, aus humorvollen Dialogen, die jedoch zu keiner Zeit pietätlos gegenüber den Toten sind und aus leisen Tönen, die die Gefühlswelt des Anthropologen offen legen und dem Leser so auch den Mensch Bill Brockton näher bringen.


    Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass dieses ausführliche Eingehen auf die Vergangenheit von einigen Lesern als störend empfunden wird, mich persönlich hat es aber sehr interessiert und ich finde es wichtig und nachvollziehbar, wenn Dr. Brockton in diesem Buch vielleicht öfter als gewöhnlich in schwachen Momenten gezeigt wird. Alles andere wäre in meinen Augen absolut unglaubwürdig gewesen. Natürlich ist das aber Ansichtssache.


    Zugegebenermaßen ist die Spannung in diesem Buch nicht so präsent, wie es im bei „Bis auf die Knochen“ der Fall war. Das heißt jedoch nicht, dass keine Spannung vorhanden war – sie äußert sich lediglich anders, als es in den beiden ersten Büchern der Reihe der Fall war. Unterschwellig ist sich Dr. Brockton der Bedrohung ständig bewusst und es geschehen auch immer wieder Dinge, die ihn und damit auch den Leser daran erinnern, dass er sich in Gefahr befindet. Dieser Tatsache wird jedoch nicht als allgegenwärtiges Mantra heruntergebetet. Anfangs war ich diesbezüglich noch etwas zwiegespalten, im Endeffekt gefällt mir das Vorgehen aber recht gut, da es gut zum gesamten Buch passt. So bleibt mehr Platz für die oben bereits erwähnte Auseinandersetzung mit dem privaten Bill Brockton und seinen Umgang mit Wut, Trauer und Einsamkeit.


    Ansonsten kann ich eigentlich nur sagen, dass sowohl vom anthropologischen Aspekt her als auch bezüglich der Charaktere die gewohnte Qualität erreicht wurde. Weder an Beschreibungen von Leichen (und Leichen überhaupt) noch an der detaillierten Darstellung der Personen wurde gespart. Auch wenn man viele von ihnen bereits kennt, werden die Autoren nicht nachlässig oder lassen einzelne Personen gar verblassen. Besonders bei Art Bohanan, Miranda und Burt DeVriess fällt auf, dass sie mit genauso viel Sinn für Humor geschrieben werden, wie man es kennt. Wunderbar!


    Im Vergleich zu ähnlichen Büchern ist mir bei diesem hier auch besonders aufgefallen, dass die Autoren aus scheinbar unwichtigen Vorgängen, die sonst in einem Satz abgehandelt werden, gerne kleine Anekdoten machen, die zwar für die eigentliche Handlung unwichtig sind, aber das Lesen zu einem wahren Vergnügen machen. Ungern hätte ich beispielsweise auf die Szene verzichtet, in der Dr. Brockton beim Burger King Drive-In einfach nur einen Whopper und einen Tee bestellen will – was für humorvolle zwei Seiten aus solch einer banalen Handlung herauskommen können ist einfach köstlich.


    Obwohl die Spannung nicht ganz so vordergründig ist, wie man es bei dieser Art Thriller gewohnt ist, möchte ich das Buch in jedem Fall empfehlen. Für Fans anthropologischer Ermittlungen ein Genuss, gibt dieses Buch einen wunderbaren Einblick in die Person hinter dem Doktortitel und den Gummihandschuhen.


    Meine Wertung: 4ratten

    :leserin: Plichota/ Wolf: Oksa Pollock - Die Unverhoffte<br /><br />SLW - Annabas: 1/10<br />SLW - Seychella: 0/10

  • Wieder mal erfährt man sehr Vieles und Interessantes über forensische Anthropologie. Hauptsächlich geht es um Brandleichen (hier auch die Verbindung zum Titel), aber auch andere Informationen dieses Thema betreffend findet man eingestreut.
    Dafür gibt es von mir ein "sehr gut", vor allem, weil er es schafft, diese Informationen nicht zu trocken zu schreiben.


    Aber was die Geschichte angeht - deutlicher Punktabzug.
    Es wird sehr viel auf die Fälle in den anderen Büchern verwiesen, was mit der eigentlichen Geschichte nur bedingt zu tun hat. Zudem besteht sehr viel aus Landschafts- und Wegebeschreibungen, was mit der Zeit recht ermüdend wird.
    Es kommt zwar immer mal wieder, auch am Schluss, Spannung auf, aber wirklich wett macht es die negativen Punkte nicht.
    Alles in allem wirkt das Buch ein wenig gezwungen.


    3ratten von mir.