David Rubadiri – No bride price

  • Inhalt: Lombe arbeitet im öffentlichen Dienst eines jungen afrikanischen Staates. Seine Aussichten sind nicht schlecht, seit er beim Ministerium untergekommen ist, aber er hat doch einige Probleme, sich auf dem schlüpfrigen Parkett zu bewegen. So passiert, was passieren muß: Weil er es versäumt, seinem Minister in der gewünschten Form gefällig zu sein, nämlich diesem ein sexuelles Abenteuer mit der Schwester von Lombes indischem Freund Chaudry zu verschaffen, bastelt man Vorwürfe der Bestechlichkeit und des Verrats von Amtsgeheimnissen gegen ihn zusammen. Das allein würde Lombe schon genügend zu schaffen machen, aber zudem ist noch seine Freundin Miria verschwunden und Chaudrys Schwester übt gleichfalls Anziehungskraft auf ihn aus. In dieser Lage entschließt er sich, in sein Heimatdorf zu fahren und dort den Beginn des Prozesses gegen sich abzuwarten. Zurück in der Stadt überschlagen sich die Ereignisse, und Lombe muß sich ganz neu in seinem Leben einrichten ...



    Meine Meinung: Ein sehr geradeheraus erzählter, sprachlich sehr einfach gehaltener Roman. Im wesentlichen kreist alles nur um Lombe, seine Gefühle und Gedanken, die übrigen Personen bleiben Statisten und Stichwortgeber. Daher war es durchaus gut, daß der Roman nicht länger ausgefallen ist, denn dann wäre Lombe vermutlich einigermaßen unerträglich geworden, besonders sympathisch war er mir ohnehin nicht.


    Gleichwohl hat Rubadiri ihn als Figur geschickt gewählt, um an ihm und seinem Umfeld bzw. der Art, wie er sich darin bewegt, zu zeigen, woran die Bürokratien der jungen Staaten kranken, denn auch wenn seine Aussagen vornehmlich auf sein Heimatland Malawi bezogen sein mögen, so sind sie doch ohne weiteres auf andere Länder des Kontinents übertragbar. Die Kritik an den vormaligen Unabhängigkeitskämpfern, die sich nun im Luxus einrichten, mit politischen Schlagwörtern um sich werfen und in Wiederholung der von ihnen bekämpften Vor-Unabhängigkeitsverhaltensweisen jeden persönlichen Vorteil versuchen wahrzunehmen, ist deutlich und daher das Ende auch nur konsequent.


    Die persönliche Ebene zwischen Lombe und Miria, die mehr oder wenig offen die ganze Geschichte durchzieht, weist dazu durchaus Parallelen auf, allerdings reagiert Lombe dann trotz seines Hin- und Hergerissenseins zwischen verschiedenen Werten und Handlungsoptionen doch „traditioneller“ und muß in diesem Teil mit einem bitteren Ende zurechtkommen. Zur Verdeutlichung der afrikanischen Sicht kontrastiert Rubadiri Lombes Ansichten mit den Gedanken des Inders Chaudry, und dieses Wechselspiel wirft ein gutes Licht auf die Mentalitätsunterschiede, über die der Autor im einzelnen auch nicht glücklich zu sein scheint, auch wenn er sie nicht so explizit kritisiert wie den politischen Teil.


    3ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen

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