Rómulo Gallegos – Der Bastard

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    Inhalt: Angesiedelt im Venezuela um die Mitte des 19. Jahrhunderts erzählt Gallegos die Geschichte der Familie Alcorta – Zuckerrohrpflanzer und Adlige spanischer Abstammung – und ihrem Umfeld. Die Tochter des Hauses, geistig sowieso ein wenig verwirrt, wird von einem entlaufenen Sklaven vergewaltigt und bringt noch den „Bastard“ Pedro Miguel zur Welt, bevor sie stirbt. Der Junge wächst bei einer anderen Familie ohne Kenntnis seiner Herkunft auf und begeistert sich, nachdem er endlich auf Drängen seines Cousins (der über die Familienbande informiert ist) von diesem lesen gelernt hat, für liberale Ideen. Dabei unterstützt ihn der Pfarrer mit Zeitschriften, die Pedro Miguel in geheimen nächtlichen Zusammenkünften den Sklaven vorliest. Jahre später hat er sich mit seinem Schicksal halbwegs arrangiert und führt für seinen Cousin, der auf Grund seiner Ausbildung zwar eine glänzende politische Karriere vor sich gehabt hätte, aber unheilbar an Lepra erkrankt ist, die Hacienda – obwohl ihm auch ein eigenes Gut zustünde. Neben der Entdeckung seiner Herkunft sowie seiner Liebe zu seiner Cousine Luisana, die ihn beide verwirren, stürzt das Land auch ins Chaos, weil politische Umwälzungen, Streitereien zwischen Konservativen und Liberalen, Zentralisten und Föderalisten, zunächst in einen Bürgerkrieg und dieser bald in eine pure Orgie der Gewalt, Zerstörung und Vernichtung münden. Pedro Miguel beteiligt sich auf seiten der Föderalisten gegen die Regierungstruppen, und dies vor allem deshalb, um an dem Offizier Antonio de Céspedes, dem früheren Verlobten Luisanas, der ihn einst mit einer Reitgerte ins Gesicht schlug, Rache zu nehmen.



    Meine Meinung: Zumindest ist das der Inhalt, soweit ich ihn verstanden habe. Ich habe nämlich zwischenzeitlich den Überblick über die Parteien verloren, und auch für die Ereignisse innerhalb der Familie und ihres erweiterten Kreises hatte ich mehr als einmal den Eindruck, daß ich entweder entscheidende Dinge überlesen haben muß oder Seiten fehlten (dann aber eher, weil Gallegos sie gar nicht geschrieben hat, denn die Seitennumerierung stimmte :zwinker: ). Und ganz sicher bin ich mir, daß Pedro Miguels Ziehmutter Jahre nach ihrem Tod noch mal als lebendig auftauchte. Überhaupt waren die zeitlichen Zuordnungen nicht immer ganz einfach. Die Erzählung als solches ist zwar chronologisch, aber Zeitsprünge waren nicht immer und ohne weiteres zu erkennen.


    Insgesamt läßt mich der Roman daher zwiespältig mit einer Tendenz zum Negativen zurück. Ich habe auch parallel ein wenig über die venezolanische Geschichte jener Zeit nachgelesen, um überhaupt eine Einordnung vornehmen zu können, aber das hat nur begrenzt geholfen – ohne wäre ich allerdings hoffnungslos verloren gewesen. Und trotzdem wirkte die Erzählung auf mich in Teilen einfach noch etwas wirr. Auch hätte ich nichts dagegen gehabt, wenn der sozialkritische Aspekt, der ja vor dem Hintergrund der Sklaverei bzw. Sklavenbefreiung durchaus eine Rolle spielt, tiefer ausgearbeitet worden wäre, die Konstellation innerhalb der Familie hätte dies ohne weiteres erlaubt. Nichtsdestotrotz gab es auch sehr ausdrucksstarke Szenen, die den Roman vor einer absolut negativen Bewertung retten, aber diese waren zu selten. Und da es auch die Charaktere, vor allem Pedro Miguel, nicht geschafft haben, mir die Motivation für ihr Handeln klar zu machen, bleiben leider nur


    2ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Schönen Gruß,
    Aldawen