Charles Maclean - Trojaner

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    Vor knapp einem Jahr haben Ed und Laura Lister ihre Tochter verloren. Sophie wurde auf dem weitläufigen Gelände der Florentiner Villa, in der sie während ihres Kunststudiums logierte, ermordet. Den Täter hat man nie gefunden, was Ed bei seinem und Lauras Florenzbesuch, bei dem sie letzte Habseligkeiten ihrer Tochter abholen wollen, zum Anlass nimmt, noch einmal bei der Polizei vorstellig zu werden.


    Gleichzeitig erreicht ihn eine E-Mail von Sophies Freundin Sam, in der sie ihn um ein Treffen bittet, das sie kurz vorher ohne Angabe von Gründen absagt. Sie schickt ihm jedoch einen Link zu einer Website namens „homebeforedark“. Neugierig und in der Hoffnung, dort einen Hinweis darauf zu finden, was die internetversierte Sophie möglicherweise vor ihm verborgen hat, besucht er die Seite und entdeckt dort eine detailgetreue Darstellung des Hauses, das Sophie kurz vor ihrem Tod in diversen Variationen gemalt hat.


    Eine morbide Faszination geht von diesem Haus aus. Es beschäftigt Ed genauso wie seine Chatfreundschaft mit Jelena, einer jungen Frau, die er nur aus dem Internet kennt, ihn aber besser zu verstehen scheint als seine eigene Frau, von der er sich nach Sophies Tod immer mehr entfremdet. Dann erhält er die Einladung zu einem Live-Webcast – der alles andere als harmlos ist. Was und wer sich dahinter verbirgt, ist völlig unklar, doch Ed hat immer stärker das Gefühl, dass es der Schlüssel zum Geheimnis um Sophies Ermordung sein könnte.


    Das Internet, die virtuelle Welt von Chats und Onlinespielen, bietet nicht nur Tummelplätze für alle möglichen Verrückten, sondern auch die tollsten Ideen für originelle neue Thriller. Was zunächst nach einem „normalen“ Kriminalfall aussieht, erhält schon bald eine neue Dimension und springt zwischen der echten und der virtuellen Realität hin und her, als der smarte Managertyp Ed Lister dem Zauber seiner Onlinebekanntschaft verfällt und kaum noch an anderes als an Jelena oder aber die merkwürdige Website denken kann (wer hat nicht schon selbst erlebt, wie stark man sich doch manchmal mitten im Alltag mit Erlebtem aus Chats und Foren beschäftigt?)


    Mit wechselnden Schauplätzen und Perspektiven hält Maclean den Spannungsbogen durchgängig aufrecht bis zum gelungenen Showdown und einem ebenfalls gelungenen Schluss. Die Charaktere sind zwar nicht allzu detailliert gezeichnet, aber doch glaubwürdig. Der (wie üblich) kranke Geist des Täters zeigt sich in ein paar Ekelszenen, größtenteils ist die Spannung aber eher psychologischer Natur mit ein paar Schauereffekten. Was in meinen Augen gar nicht passt, ist der deutsche Titel.


    Für routinierte Krimileser sind manche Wendungen zwar relativ vorhersehbar, insgesamt aber gute, solide Thrillerlektüre, die sich auch verfilmt gut machen würde.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





    Einmal editiert, zuletzt von Valentine ()