Michail Scholochow – Sturm über der Steppe

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    Michail Scholochow: Sturm über der Steppe


    Enthalten sind 12 von Scholochows frühen Erzählungen, die samt und sonders im Russischen Bürgerkrieg und dort speziell im Konfliktfeld zwischen Kommunisten und zarentreuen, traditionsbewußten Kosaken im Don-Gebiet angesiedelt sind. Diesem Umfeld gemäß sind die meisten der Geschichten ziemlich brutal und blutig. Und angesichts der politsch-ideologischen Rahmenbedingungen, denen diese Erzählungen genügen mußten, ist auch nicht verwunderlich, daß die Darstellung ausgesprochen einseitig ist: Die Kosaken sind ausgesprochene Dumpfbacken, brutal über Gebühr und gnadenlose Ausbeuter, demgegenüber sind die Kommunisten (und die paar „lernfähigen“ Kosaken) nur auf das Wohl des einfachen Volkes bedacht, das sie gegen die Übergriffe schützen und Gewalt natürlich nur zu Verteidigungs- und Vergeltungszwecken einsetzen :rollen:


    Im Vorwort zu dem Buch heißt es:


    Zitat

    Meist geht es um einen Kampf auf Leben und Tod zwischen Blutsverwandten, Bruder steht gegen Bruder. Der Vater tötet seinen Sohn, das Kind tötet seinen Vater, weil es nur so seine Menschlichkeit bewahren kann.


    Also, wenn eines hier ganz sicher nicht bewahrt wird, und das von beiden Seiten, dann ist es Menschlichkeit, und das Ausmaß an Grausamkeit und Quälerei, das hier ausgebreitet wird, läßt auch gar nichts anderes zu. Ich will damit nicht abstreiten, daß es Szenen wie die dargestellten gegeben hat (und in vergleichbarer Form immer wieder in Kriegsgebieten und -zeiten gab und gibt), aber das mit „Menschlichkeit“ zu verbrämen, verursacht mir ziemliche Übelkeit.


    Es gibt noch einen Punkt, bei dem ich das Gefühl hatte, ein anderes Buch als das im Vorwort angepriesene zu lesen:


    Zitat

    Schon die frühen Erzählungen (...) zeigen den (...) Autor als einen Meister der «kleinen Prosa». Aber es ist nicht in erster Linie die Erzählweise, nicht die ungewöhnliche Beherrschung der Sprache (...)


    Ungewöhnliche Beherrschung der Sprache? Ja, es erfordert vielleicht ungewöhnliche Anstrengungen, derart platt daherzukommen. Ich habe inzwischen, vor allem „dank“ diverser Bände aus der Erkundungen-Reihe des Verlags Volk und Welt Kurzgeschichten und Erzählungen aus einigen (vormals) sozialistischen Ländern gelesen, die sich in dieser Hinsicht sehr ähneln. Da die zu transportierende Ideologie wichtiger ist als literarische Qualität, stolpert der Text einfach nur vor sich hin, die Sprache ist hölzern und blutleer (angesichts des vielen vergossenen Blutes aber nicht erstaunlich, daß für die Sprache keins mehr übrig war). Nicht einmal Beschreibungen geben hier etwas her, denn die Personen sind ausgesprochen stereotyp: Kosaken haben immer dichte Bärte und ihre Haare sind rötlichschimmernd, die Erde ist tiefschwarz, wenn sie nicht sandige Steppe ist usw. Ich weiß nicht, wie oft ich das in Sätzen in dieser Sammlung gelesen habe. Wenn das einigermaßen typisch auch für Scholochows Hauptwerk Der stille Don sein sollte – so es denn überhaupt von ihm ist, was ja wohl inzwischen begründet bezweifelt wird –, dann bin ich nach dieser Leseerfahrung sicher, mir das nicht über mehr als 1000 Seiten antun zu wollen.


    1ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen

    Einmal editiert, zuletzt von Aldawen ()