Álvaro Mutis – Die letzte Fahrt des Tramp Steamer

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    Inhalt: Der Ich-Erzähler, beruflich rund um die Welt unterwegs und mindestens ein Alter Ego Mutis', ist in verschiedenen Häfen einem heruntergekommenen Tramp Steamer begegnet, einem Frachtschiff, das nicht auf festen Routen fährt, sondern bedarfsweise Ladung aufnimmt und über die Weltmeere schippert. Die erste Begegnung im winterlichen Helsinki ist zunächst nichts sonderlich Bemerkenswertes, die Wiedersehen in Punta Arenas (Costa Rica), in Kingston (Jamaika) und im Orinoko-Mündungsgebiet, sind es schon eher, weil es so viel Zufall eigentlich nicht geben kann. Monate später trifft er auf einer Fahrt flußabwärts Jon Iturri, den Kapitän des Tramp Steamer und erfährt von diesem die Geschichte des Schiffes, soweit sie den Kapitän betrifft. Er fuhr das Schiff im Auftrag der jungen Libanesin Warda, mit der sich auch eine Liebesgeschichte entwickelte, die aber nur in den Häfen stattfand. Und von Beginn an ist klar, daß diese enden wird, wenn der Tramp Steamer nicht mehr fahren wird ...



    Meine Meinung: So einfach (und zeitlos) die Geschichte ist, die Mutis hier erzählt, so gut gelungen ist die Präsentation. Ob nun die Route des Tramp Steamer unter Jon Iturri oder die Entwicklung Wardas, die sich europäisch-westliches Leben ansehen will, um ihren eigenen Platz zu bestimmen, oder die Liebe zwischen Jon und Warda das eigentlich Wichtige in diesem kurzen Roman ist, das ist kaum zu entscheiden, weil nichts davon separat möglich wäre – nicht einmal die Schiffsroute, denn unter anderen Bedingungen wäre die Alción schon lange vorher abgewrackt worden. Durch die Verknüpfung bekommt die Fahrt des Schiffes fast etwas Symbolhaftes, Allegorisches im Hinblick auf die Entwicklung von Jon und Warda. Das ist zwar normalerweise nicht unbedingt mein Fall, aber Mutis erzählt dies alles mit ganz wunderbaren leisen Tönen.


    Die indirekte Erzählweise durch den sich zwischen Jon Iturri und den Leser schaltenden Ich-Erzähler erlaubt eine ganz eigene, etwas distanzierte Darstellung, die so erfreulicherweise der Kitsch- ebenso wie der Tränenfalle entgeht (nicht unbedingt in weitem Bogen, aber immerhin). Die Wahrnehmung der Personen ist durch die Erzählperspektive naturgemäß etwas eingeschränkt, aber sie sind trotzdem in den für die Geschichte relevanten Aspekten detailliert genug, um glaubwürdig zu sein. Der leichte Hauch von Melancholie, der diese Geschichte durchweht, war genau richtig gewählt, und bei aller Kürze des Romans: Für die Gesamtwirkung durfte er auch nicht länger und expliziter sein, das wäre totreden gewesen.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Schönen Gruß,
    Aldawen