Lamin K. Saine – Ripped Apart

  • ISBN: 998399111X



    Inhalt: In Pappalassa, der Hauptstadt des fiktiven Yulpong irgendwo in Westafrika, fährt ein bekannter Leichenwagen durch die Straßen, der diesmal erstaunlicherweise auch von Zivilisten begleitet wird. Der Geldwechsler Barka weiß noch nicht, daß sein Bruder Eliman in diesem Wagen liegt. Die beiden stammen eigentlich aus einem Nachbarland, das sie aber verlassen haben, als dort ethnische Rivalitäten das Leben zu unsicher machten. Ihre erste Station war ein anderes Nachbarland, in dem sie zwar in einem ethnisch verwandten Umfeld zunächst gut Fuß faßten, dann aber Opfer von Fremdenfeindlichkeit wurden und deshalb nach Yulpong fliehen mußten. Dort machen sie zwar gute Geschäfte, werden aber vom Bürgerkrieg überrascht. Dieser wird von der Weltöffentlichkeit so gut wie möglich ignoriert, bis dann eine Regionalorganisation eine Friedenstruppe entsendet. Diese Soldaten sind je nach Herkunftsland unterschiedlich gut für diese Aufgabe ausgestattet, allerdings vernachlässigen alle beteiligten Regierungen den Nachschub. Die Soldaten betrachten daher Plünderung als legitimes Mittel zur Versorgung. Gaira, ein Sergeant, der davon träumt in diesem Einsatz entweder wegen besonderer Tapferkeit aufzufallen oder viel Geld zu machen, ist da keine Ausnahme und faßt einen Plan ...



    Meine Meinung: Hintergrund ist der Bürgerkrieg und der ECOMOG-Einsatz in Liberia, die der Autor selbst als Kommandeur der Militärpolizeinheit Gambias dort miterlebt hat. So las sich das ganze streckenweise auch mehr wie ein Einsatzbericht als ein Roman, wobei er allerdings die gesammelten Probleme des Einsatzes (und nicht nur dieses) durchaus gut konzentriert: Partnerschaften zwischen Soldaten und einheimischen Frauen, zivilgesellschaftliches Engagement von Soldaten genauso wie Plünderung und Mißbrauch der Schutzbefohlenen, die Vernachlässigung der Kontingente durch ihre Heimatländer wie die Weltöffentlichkeit, die wechselnden Konfliktlinien und Allianzen, zwischen denen sich die Friedenshüter bewegen müssen.


    Auch der Rest ist nicht unbedingt eine stringente Romanhandlung sondern eher eine Reportage mit fiktiven Namen und Orten statt der echten. Da das alles dann auch noch auf nicht einmal 100 Seiten passiert, ist neben den Abläufen von Barkas und Elimans Vorleben und Flucht nach Yulpong sowie des Militäreinsatzes auch keine besondere Charakterausbildung zu erwarten. Zudem baut Saine dann auch noch Exkurse ein, z. B. über die Bedeutung von Büchern in Braille-Schrift, die zwar aus seiner eigenen Biographie erklärlich sind (er verlor sein Augenlicht bei einem Autounfall), aber in der Geschichte nun wirklich gar nichts zu suchen hatten. Das Englisch ist einigermaßen gewöhnungsbedürftig und Interpunktion schien eher nach dem Zufallsprinzip zu erfolgen, was mich mehr als einen Satz mehrfach hat lesen lassen, bis ich gemerkt habe, welches Komma gerade mal wieder überflüssig war. Aber das gehört bei einem solchen Buch vielleicht einfach auch zur Authentizität seiner Produktion dazu :zwinker:


    2ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Schönen Gruß,
    Aldawen

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