Derek Walcott – Das Königreich des Sternapfels

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    Es handelt sich um eine Zusammenstellung aus den drei Bänden The Star-Apple Kingdom, The Fortunate Traveller sowie Midsummer ergänzt um einen Essay von Joseph Brodsky über Walcott, die zuerst als Einführung zu einer Sammlung von Gedichten aus der Karibik erschienen ist, die Derek Walcott herausgegeben hat.


    Für den Text auf der Rückseite hat der Verlag einen sehr passenden Auszug aus Brodskys Essay gewählt:


    Seine Vielseitigkeit im Umgang mit dem Metrum und den Gattungen ist beneidenswert. Jedoch neigt er überwiegend zum lyrischen Monolog und zu narrativer Lyrik. Das und die Tendenz, in Zyklen zu schreiben, sowie seine Versdramen zeigen die epische Ader dieses Dichters. Vielleicht ist es Zeit, ihn beim Wort zu nehmen. Fast vierzig Jahr lang schlugen seine hartnäckigen Zeilen, wie Flutwellen, in die englische Sprache und gerannen zu einem Archipel aus Gedichten, ohne die eine Karte der modernen Literatur kaum von Makulatur zu unterscheiden wäre. Er gibt uns mehr als sich selbst oder »eine Welt«; er gibt uns ein Gefühl für die Unendlichkeit, die die Sprache verkörpert ebenso wie der Ozean, der in seinen Gedichten immer vorhanden ist: als ihr Hintergrund und ihr Vordergrund, als ihr Gegenstand oder ihr Versmaß.


    Das enthält eine Menge von dem, was mir an Walcott gefällt, ich hätte es nur nicht so schön formulieren können. Tatsächlich könnte man seine Gedichte fast als Prosa lesen, wenn er die rhythmischen Aspekte von Lyrik nicht so virtuos beachten würde – und die hier tatsächlich etwas vom anbrandenden Ozean haben. Diese formal leichte Lesbarkeit (für mein Empfinden auch ein Ergebnis relativer Länge der einzelnen Zeilen wie der Gedichte insgesamt, die nicht unter einer extremen poetischen Verknappung leiden) sollte aber nicht mit Einfachheit des Inhalts verwechselt werden. Walcott bewegt sich leichtfüßig zwischen klassischer, humanistischer Bildung und karibischer Geschichte und Kultur, eine ausgesprochen faszinierende Kombination, die manch neuen und ungewohnten Blick auf vermeintlich Bekanntes eröffnet. Sehr schön war hier, daß das zentrale, namensgebende Gedicht Das Königreich des Sternapfels nebeneinander in deutscher Übersetzung und im Original abgedruckt war. Der Übersetzer weist in seinem Nachwort darauf hin, daß sich nicht alle von Walcotts Gedichten gut übersetzen lassen, da er sich teilweise sehr konsequent des Patois, einer Kreolsprache, bedient, die durch deutsche Dialekte nur ungenügend und mit ungewollten Konnotationen dargestellt werden könnte. Hier hilft dann wirklich nur der Griff zum Original, den ich sicher irgendwann noch tätigen werde.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Schönen Gruß,
    Aldawen

  • "Dies ist mein Meer, aber es spricht eine andere Sprache, seine Aussprache wechselt von Insel zu Insel."


    Gedichte eines Nobelpreisträgers, eigentlich nicht mein bevorzugtes Lesematerial. Walcott empfinde ich zumindest als lesbar und in gewisser Weise sogar als zeitlos. Er verknüpft Geschichte und Kultur seiner karibischen Heimat mit Eindrücken und kulturellen Wurzeln Europas und Nordamerikas. Dabei fokussiert er sich oft auf Orte, was mir das Lesen erleichterte, selbst wenn er Personen referenziert. Sowieso lesen sich seine langen Gedichte mit eigenem Rhythmus ganz gut.


    Viele Hintergründe und Zusammenhänge erschließen sich mir nicht, was ok ist, einige kann ich hingegen einordnen oder zumindest zuordnen. Insgesamt fühle ich mich jedoch zu sehr an Gedichtinterpretationen aus Schulzeiten erinnert. ;)


    Vor- und Nachwort habe ich nur angelesen, beides wirkte sehr verkopft-schwurbelig...


    "Die Boulevards öffnen sich wie Romane, die noch zu schreiben sind."

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • "Die Boulevards öffnen sich wie Romane, die noch zu schreiben sind."

    DAS.. lässt mich doch zutiefst an der Verkehrtauglichkeit dieser Boulevards zweifeln - sogar für Fußgänger.

    Ich mag so Zeugs nicht, das geheimnisvoll-tiefsinnig klingt, aber eigentlich nur Murks ist.

  • Alice Jetzt habe ich kurz gedacht, meine Autokorrektur hätte mich ausgetrickst. ^^


    Das Zitat stammt aus dem hinteren Teil des Buches und ich fand es im Kontext gut, weil ich es sofort mit einem Bild verknüpfen konnte, im Gegensatz zu vielen anderen Metaphern, die ich bis dahin gelesen hatte. Und ich halte es immer noch für eines der guten Zitate, somit weißt du, dass du einen großen Bogen um Walcott machen solltest. ;)

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges