Iris Kammerer - Varus

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 2.860 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Iris.

  • Hallo zusammen,


    hier meine Rezi zur aktuellen Leserunde:


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    Klappentext:


    Zwei Männer - Ein Verrat.
    Publius Quinctilius Varus ist ein Mann von Charakter, Stärke und zu viel Vertrauen in die Seinen. Denn sonst hätte der römische Statthalter die Zeichen gedeutet, die er übersehen will: Hinweise darauf, dass Arminius, der Cherusker, einen Aufstand gegen die römischen Besatzer plant. Varus kann der bitteren Wahrheit nicht ins Auge sehen, dass ausgerechnet sein engster Vertrauter ihn zu vernichten sucht. Können die germanische Sklavin Thiudgif und der römische Schreiber Annius den Tod zahlloser Menschen verhindern?


    Meine Meinung:


    Dies war mein erstes Buch über die Varusschlacht und dementsprechend wenig wusste ich darüber (unter anderem, weil ich vorher Informationen gezielt gemieden habe, um mich nicht zu spoilern). Auch sonst habe ich über diese Region und die Zeit eigentlich nichts gelesen, insofern war das Thema für mich komplettes Neuland.
    Dadurch fiel es mir teilweise schwer, die Zusammenhänge zu erkennen oder etwas zu verstehen, einfach weil mir die Hintergrundinfos fehlten. Die hat Iris dafür sehr ausführlich in der Leserunde geliefert, aber idealerweise hätte ich sie gerne im Buch selbst gelesen.


    Bei einem Buch mit diesem Titel ging ich eigentlich davon aus, dass sich das Buch um Varus dreht. Das ist aber nicht der Fall, denn Varus ist eigentlich nur eine Nebenfigur. Leider erfährt man sehr wenig über ihn, obwohl seine Entscheidungen natürlich eine riesige Tragweite haben.
    Er ist mir leider überhaupt nicht nahegekommen, ich konnte zum Beispiel überhaupt nicht verstehen, wie er Arminius so blind vertrauen konnte. Auch fragt er seine Offiziere um Rat, nur um dann das komplette Gegenteil zu machen und mit offenen Augen in die Falle zu stolpern. Dadurch kam er bei mir inkompetent und teilweise sogar dumm an. Iris hat uns zwar anschaulich erklärt, was er eigentlich für ein kompetenter Mensch gewesen sein muss, der in Palästina große Erfolge hatte, aber gerade dann ist es noch unglaublicher, dass so etwas passieren konnte.
    Die Figur des Varus ist mir jedenfalls ein großes Rätsel geblieben, was ich sehr schade finde.


    Natürlich wird in diesem Buch viel gekämpft und die Kämpfe sind echt spannend beschrieben. Teilweise hat man das Gefühl, als ob man sich mitten im Kampfgetümmel befindet und sich am besten irgendwo versteckt. :zwinker:
    Leider waren die Kämpfe und die Schlacht etwas undurchsichtig beschrieben, so dass ich oft nicht wusste, wer gerade wo kämpft und mir die Aufstellung der Krieger nicht genau vorstellen konnte.
    Hier noch eine Warnung an zartbesaitete Leser: Die beschriebenen Grausamkeiten sind teilweise echt heftig! Natürlich war das einfach so und es werden auch keine unnötigen Details beschrieben, aber teilweise musste ich schon ziemlich schlucken, obwohl ich damit normalerweise wenig Probleme habe.


    Neben den vielen römischen Offizieren (deren Namen alle mit C anfangen *G*) haben es mir Annius und Thiudgif als Figuren besonders angetan. Der römische Schreiber gewinnt Thiudgif bei einem Würfelspiel von einem Sklavenhändler. Ich fand es schön zu beobachten, wie es langsam anfängt zwischen den beiden zu knistern. Als sie sich dann aus den Augen verlieren, hab ich mit beiden gezittert und gehofft, dass sie wieder zusammenfinden. Die kleine Liebesgeschichte hat die Handlung schön aufgelockert und mir hat es eigentlich am meisten Spaß gemacht, über die beiden zu lesen. Außerdem ist es schön, wenn eine Liebesgeschichte mal völlig ohne Kitsch auskommt.


    Insgesamt hatte ich einige schöne und spannende Lesestunden mit Charakteren, die ich teilweise echt gern mochte. Leider wurde ich in Bezug auf Varus etwas enttäuscht, was sicher auch an meinen Erwartungen lag, die durch den Titel hervorgerufen wurden.


    3ratten


    LG, Mobi

  • Hallo liebe Literaturschockler,
    nach einer sehr interessanten Leserunde will ich doch nun auch hier meine Meinung kund tun.


    Varus von Iris Kammerer war mein erster Roman aus ihrer Feder. Gelockt wurde ich hier hauptsächlich durch den Titel des Buches, welcher sich auf eine bekannte öffentliche Person der Historie bezieht. Ich persönlich kannte zuvor weder den Statthalter Publius Quinctilius Varus, noch die verherende Schlacht, die seinen Namen trägt. Um so neugieriger war ich natürlich auf diese Geschichte, die meinen Horizont erweitern sollte.
    Nach kleinen Anfangsschwierigkeiten, die hauptsächlich durch die vielen, kompliziert zu lesenden Namen der Offiziere basierte, die meinen Lesefluss doch etwas ins Stocken brachten, lies sich die Geschichte um die berühmte Schlacht und ihre Nebenfiguren recht gut weglesen. Vor allem der Handlungsstrang um Thiudgif und Annius, sowie dem jungen ungestümen Offizier Gaius Caelius Caldus hatte es mir angetan. Hier hat es Iris Kammerer wunderbar verstanden eine Nuance zu kreieren, die auf feinfühlige Art und Weise von Freundschaft, ihrer Annäherung und Liebe sprach. Aber auch die Beschreibung rund um die Schlacht selbst ist der Autorin sehr lebendig gelungen, so dass man wirklich das Gefühl haben konnte mit dabei zu sein.
    Kritikpunkte meinerseits kamen eigentlich eher gegen Schluss der Geschichte auf, als ich die eine oder andere Situation nicht ganz richtig zu deuten wusste, was natürlich letztendlich auch an mir selbst liegen mag. Auch der Zufall hatte für meinen Geschmack dann doch zu oft zugeschlagen, was dem Verlauf der Geschichte allerdings eine versöhnliche Note nach all den Gräuel auf dem Schlachtfeld gab.
    Die Person des Varus ist mir allerdings etwas fremd geblieben. Schade eigentlich, da ich mir bei diesem Buchtitel doch ein wenig mehr von der Motivation seiner Person gewünscht hätte. Viele seiner Handlungen bzw. Entscheidungen waren für mich völlig unverständlich. Andererseits wollte sich Iris Kammerer aber sicher auch an die Fakten halten, und eine real existente Persönlichkeit nicht zuviel ausschmücken, was ich auch wieder gut verstehen kann.


    Kurz: Dieses Buch war sicher keine schlechte Art und Weise sich in die Thematik rund um die Varus-Schlacht einzulesen. Da es aber nicht ganz meinen Rhythmus/Nerv/Geschmack getroffen hat vergebe ich leider nur sehr knappe:


    3ratten


    Liebe Grüssle
    Marion :winken:

    "Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie ihre Tiere behandelt." Mahatma Gandhi

  • Hallo Ihr Lieben,


    gleich mal vorne weg muss ich gestehen, dass ich total unwissend an das Buch heran gegangen bin. Ich habe zwar auch schon gehört gehabt, dass sich dieses Jahr die Varus-Schlacht zum 2000. Mal jährt, aber was genau da vorgefallen ist etc., darüber wusste ich quasi nichts. Entsprechend habe ich mich von dem Buch überraschen lassen...


    Das Buch erzählt die Zeitspanne bevor sich das römische Heer auf den Weg macht und die Schlacht selber, aber komplett aus der Sichtweise der Römer. Daher barg das Buch für mich einige üble Überraschungen und einige Szenen, in denen ich hart schlucken musste. Iris Kammerer hat sich getreu an die geschichtlichen Vorgaben gehalten und von daher muss man als Leser von Figuren, die einem doch sympathisch geworden sind und an die man sich gehängt hat, auf teilweise sehr grausame Weise Abschied nehmen.


    Das Buch bietet teilweise sehr detaillierte Beschreibungen der Kämpfe und v. a. einen guten Einblick in die Taktik und Strategie der römischen Kämpfe. Bei den Kampfhandlungen fühlte ich mich teilweise so, als würde ich direkt mit auf dem Feld stehen und die Verzweiflung, Panik, aber auch der Mut der Verzweifelten war für mich oft quasi mit Händen greifbar.


    Die Gründe, warum es zu der Schlacht und v. a. zu dem Verrat gekommen ist, sind jedoch nicht so eindeutig identifizierbar. Dem Leser wird keine genaue Begründung geliefert, sondern einfach nur Tatsachen aufgezeigt auf Basis derer er die Motive interpretieren kann. Jedoch wird wohl eine eindeutige Klärung der gesamten Motive nie möglich sein.


    Die Charaktere sind sehr bildlich gezeichnet und waren für mich auch zu jeder Zeit nachvollziehbar in ihren Handlungen.


    Trotz vieler Kampfszenen und teilweise sehr brutalen Beschreibungen, findet das Buch schließlich zu einem ruhigen Ende, dass mich mit einem zufriedenen Gefühl zurück gelassen hat. Insgesamt ein Buch, an das ich noch lange denken werde und dass mir ein gutes Stück Geschichte näher gebracht hat!


    4ratten


    Liebe Grüße
    Tammy

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

    Einmal editiert, zuletzt von Tammy1982 ()

  • Ich habe ja auch an der Leserunde teilgenommen und damals versäumt, auch hier meinen Kommentar zu posten, was ich nun nachhole.


    Meine Meinung zum Buch:


    "Varus" ist ein Buch, daß sich auf ziemlich schonungslose Weise einem deprimierenden Thema widmet: der Vernichtung dreier römischer Legionen durch die germanischen Stämme unter der Führung von Arminius in der Varusschlacht im Jahre 9.


    Es ist ganz konsequent aus römischer Sicht geschrieben, mit vielen erhellenden, historisch korrekten Details. Nachdem der Leser den sehr episodenhaft geschriebenen Anfang hinter sich gebracht und es geschafft hat, die Namen der zahlreichen (vor allem römischen) Beteiligten auseinanderzuhalten, die teils doch sehr ähnlich klingen, befindet er sich mitten unter den handelnden Personen - vorwiegend römischen Soldaten - auf Augenhöhe mit ihnen. Der Leser steckt mit ihnen im Morast, zieht mit den Legionen und dem Troß durchs Land, fröstelt im Regen, erlebt die Schlacht an ihrer Seite, ist mit ihnen verwirrt und voller Angst. Das geht bis dahin, daß man manche Situationen im Buch (zum Beispiel den Ausbruch der Besatzung aus Aliso unter Caedicius) nur mit dem entsprechenden historischen Hintergrundwissen überhaupt erst begreift.


    Gefallen hat mir die Darstellung der Schlachtszenen: schonungslos und detailreich, aber dennoch knapp genug und nicht in Gewaltdarstellungen um der Gewalt willen schwelgend.


    Die Verbindung zwischen Römern und germanischen Stämmen wird sehr geschickt durch die Bruktererin Thiudgif geknüpft, die zunächst in römische Sklaverei gerät und später freigelassen wird. Ihre Erinnerungen und die Beschreibung ihrer Wanderung durch germanisches Stammesgebiet in den Schlußkapiteln tragen dazu bei, daß das Buch nicht nur einseitig die römische Seite beleuchtet.


    Zwar kommt Varus, die Titelperson, nur selten zu Wort, und bleibt gerade am Anfang etwas nebulös. Aber meiner Meinung nach wird trotzdem deutlich, was die Faktoren, Entscheidungen und Umstände sind, die Varus´ Handeln bestimmen. Es wird nachvollziehbar beschrieben, welches Zusammenwirken welcher Faktoren die Niederlage der römischen Legionen verursacht haben könnte. Auch wenn nicht auf alles explizit eingegangen wird: das Verständnis für Varus ergibt sich für mich aus dem Gang der Ereignisse des Buches.


    Eine geringere Rolle spielen Arminius und seine Motive, die ich persönlich auch für sehr interessant halte, um die es aber hier nicht vorrangig geht. Sie werden aber am Rande noch deutlich genug. (Genaueres kann man ja bei Interesse an anderer Stelle nachlesen).


    Nicht zuletzt ist "Varus" ein Buch, das den aufmerksamen Leser auf einige grundsätzliche Fragen hinführt: nach der Motivation menschlichen Handelns (ist sie nicht heute zum großen Teil noch sehr ähnlich wie damals?), nach der Definition menschlicher Zivilisation und was der Preis für Zivilisation und Fortschritt ist. Es geht auch um den Zusammenprall unterschiedlicher Kulturen und um die Frage, ob jemand seinen eigenen kulturellen Hintergrund verlassen kann.


    Fazit: mir hat das Buch sehr gut gefallen und es hat mich auf jeden Fall zur weiteren Beschäftigung mit dem historischen Thema angeregt, zumal ja gerade in letzter Zeit einige sehr interessante Ausgrabungen gemacht wurden. Auch auf Iris Kammerers Trilogie um den "Tribun" bin ich nun neugierig geworden.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Grüße, kaluma

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.


  • Nicht zuletzt ist "Varus" ein Buch, das den aufmerksamen Leser auf einige grundsätzliche Fragen hinführt: nach der Motivation menschlichen Handelns (ist sie nicht heute zum großen Teil noch sehr ähnlich wie damals?)


    Nein. ;)


    Bei historischen Romanen ist es unumgänglich, hier Kompromisse zu machen, weil der Leser sich sonst mit den Figuren nicht identifizieren kann. Wenn du die echte Literatur der Zeit liest, dann stellst du aber mit Erstaunen fest, wie fremd das Denken der Menschen von damals uns doch ist.

    &quot;Cessent iam nunc rapaces officialium manus, cessent inquam!&quot;<br />&quot;Zurück, ihr gierigen Beamtenhände, zurück, sag ich!&quot;<br />&nbsp;&nbsp; - Konstantin der Große

  • Liebe Literaturschock-Leseratten,


    ich danke euch für eure Buchvorstellungen und Meinungen! :winken:



    Ich bitte euch, die Kommentare und Unterstellungen des Herrn Möhn zumindest bezüglich meiner Bücher zu ignorieren. In einem anderen Forum hat mir dieser Herr nazistisches Gedankengut unterstellt. Er beschäftigt gerne Foren mit seiner Person, speziell wenn es ein andere Autor wagt, in "seinem" angestammten Revier zu wildern (also z.B. ich oder Frau Pauly und einige mehr), aber nicht nur dann. In anderen Foren (Histo-Couch, historische-romane.de) ist er tw. unter seinem echten Namen Andreas Möhn (vor seiner Sperrung), später z.B. als Restitutus oder (nach virtueller Geschlechtsumwandlung) Katziana. Dort könnt ihr mühelos die entsprechenden Diskussionsbeiträge nachlesen.


    Tut mir leid, wenn ich harsch bin, aber ich lasse nicht zu, dass dieser Herr die Arbeit einiger Kolleginnen und Kollegen sowie meine Arbeit bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu vermiesen sucht.


    Das ist alles, was ich zu diesem Herrn und seinen Umtrieben äußern werde. Das Thema wäre interessant zu diskutieren, aber sicherlich nicht in Gegenwart eines Schleppanglers! :zwinker: