Alonso Cueto - Das Flüstern der Walfrau

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    Inhalt
    Zwei Frauen in ihren besten Jahren stellen den Mittelpunkt dieses Buches dar. Die eine Frau, Verónica, ist Auslandsjournalistin, hat Mann und Kind zu Hause, einen Geliebten in einem anderen Haus (:zwinker:) und glücklich. Die andere Frau ist fett, einsam und sehr unglücklich ... bereits in ihrer Kindheit wurde Rebeca immer gehänselt und gedemütigt. Ihre einzige Freundin war Verónica, doch nach einem Ereignis auf dem Abschlussball trennten sich ihre Wege.
    25 Jahre später treffen sie durch Zufall wieder aufeinander und es beginnt ein Spiel zwischen Anziehung und Abstoßung, das teilweise psychopathische Züge annimmt. Dabei wird schnell klar, dass nicht nur Rebeca einsam ist ... einsam kann man auch in einer großen Menschenmenge sein, wie Verónica feststellen muss.


    Erster Satz
    Mein Termin war um sechs, ich war spät dran.


    Meine Meinung
    Achja, Bücher, die man weder superklasse noch grottenschlecht fand, sind irgendwie am schwersten zu beschreiben. :breitgrins:
    Das Buch ist für mich zweigeteilt: teilweise hat es mich wirklich bewegt, teilweise war ich ziemlich gelangweilt.
    Verónica und Rebeca stoßen im Flugzeug das erste Mal aufeinander, die Stimmung bei diesem Zusammentreffen (übrigens auch bei allen anderen) ist super beschrieben, man spürt richtig die Nervosität und Anspannung, die in der Luft liegt. Auch wenn gar nichts passiert, schimmert diese unterdrückte Aggression auf der einen Seite und die tiefsitzenden Schuldgefühle auf der andern Seite immer durch. Verónica hat Angst vor Rebeca, fühlt sich aber auch gleichzeitig von ihr angezogen. Diese Mischung fand ich faszinierend und spannend zugleich.
    Auch Rebecas immer wiederkehrende Beschreibungen der Demütigungen, die sie ihr Leben lang über sich ergehen lassen musste, haben mich berührt. Sie wird gehänselt, nur, weil sie anders aussieht als die andern und ich musste mehr als einmal schlucken, wenn ich mir über diese seelischen Grausamkeiten Gedanken machte. Es trifft mich deswegen so sehr, weil ich weiß, dass solche Dinge wirklich geschehen und nicht nur der Fantasie des Autors entspringen. Das macht die ganzen Geschehnisse noch schlimmer und greifbarer für mich. Man will eigentlich gar nicht mehr weiterlesen und der Zerstörung eines Menschen beiwohnen, aber letztendlich muss man sich doch damit auseinandersetzen.
    Eigentlich kann ich so pauschal sagen: Immer wenn Rebeca auftauchte, hat mir das Buch gut gefallen, wenn es nur um Verónica ging, war ich weniger begeistert. Und zwischendurch ist eine lange Zeit, wo es nur um sie geht. Sie führt Gespräche mit ihrem Vater, denkt über ihr Leben nach und beschäftigt sich mit ihrer Arbeit. An sich ist das ja nichts schlechtes, aber ich hatte das Gefühl, dass sich ihre Gedanken immer um die gleichen Themen drehen. Das finde ich vielleicht zweimal interessant, wenn sie wieder von einem Typen angemacht wird, aber ab dem dritten Mal wirds langweilig (vor allem, wenn es immer der gleiche ist).
    Ich habe das Buch ja im Rahmen der "Weltreise" gelesen und ich muss sagen, dass ich jetzt ein bisschen mehr weiß über dieses Land. Eigentlich könnte die Handlung überall auf der Welt spielen, aber so kleine Kleinigkeiten im Text erinnern einen immer wieder daran, wo man sich befindet. Nämlich in Lima, der Hauptstadt von Peru.
    Ich vergebe: 3ratten und bleibe zurück mit der Frage an mich selbst, wer von den beiden Frauen letztendlich unglücklicher war.

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)