Carlo Lucarelli - Autostrada

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    Kurzbeschreibung
    Sie essen und trinken, schwatzen und schimpfen. Bei Carlo Lucarelli spielt das Leben auf der Straße, im Stau. Und während die Menschen unter der prallen Augustsonne Italiens auf Erlösung warten, streiten, lieben und beäugen sie sich. Da ist zum Beispiel die schamlose Blondine mit den rotlackierten Fingernägeln in ihrem kleinen Fiat. Aufreizend lange schaut sie zu ihrem Nebenmann. Das kann doch kein Zufall sein? Und dann der flotte Cabrio-Fahrer, der verzweifelt versucht, sich zu erleichtern – in Angesicht der deutschen Urlauberin neben ihm aber tragisch scheitert. Köstlich und kurzweilig erzählt Carlo Lucarelli. Denn in jedem seiner Autos steckt die Tragikomik des ganz alltäglichen Ausnahmezustands.


    Meine Eindrücke
    Ganz Italien scheint an diesem 1. August im Stau zu stecken. Einträchtig nebeneinander grillen Kleinwagen, Cabrios, VW-Busse, Limousinen und Laster nebeneinander in der brütenden Hitze. In jedem Auto versuchen die Menschen, das Unausweichliche irgendwie erträglich zu machen und beschäftigen sich mit Allerlei. Man erkennt sich in einigen Autoinsassen wieder: Der Blick wandert über die benachbarten Leidensgenossen, die Gedanken springen und liefern gelegentlich Seltsames aus und man versucht sich in stoischer Ruhe, will aber unbedingt wissen, warum man eigentlich zum Stillstand gezwungen ist.


    Genau dieses Panorama liefert und Lucarelli - und er legt fast immer noch eins drauf: Der eine Fahrer wechselt Blicke mit der Blondine nebenan, bis er merkt, dass diese blind ist. Der kleine Bub ballert imaginäre Weltraumfeinde in den Nachbarautos ab und steht plötzlich vor einem wahrhaftigen Bankräuber, tot. Der Anwalt hofft, vor der Zollfahnundung flüchten zu können und der Busfahrer kutschiert eine Menge alter Leute, für die er nichts als Verachtung übrig hat. Ein Truckerfahrer bangt um die Begegnung mit einem Kollegen, weil er ihm als Streich ein Date mit einem Transvestiten verschafft hat. Und auch der Truckerfahrer kennt den Ausgang seines Streichs noch nicht.


    Diese Mischung aus Bekanntem und Überraschdendem hat mir sehr gut gefallen und Lucarelli erzählt das in einem lockeren Tonfall aus der Sicht der jeweiligen Person. Nicht jede Pointe kommt explizit und daher wirken manche davon noch ein ganzes Stückchen nach. Das Ganze erhält am Ende des Buchs eine skurrile Note, die mich zunächst heftig irritiert hat - bis ich gemerkt habe, dass Lucarelli auch die Geschichte eines großen Perpetuum Mobile erzählt.


    4ratten

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa