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Inhalt: Es handelt sich um eine Novellensammlung in zwei Teilen, die chronologisch fortschreitend mit dem Tod Karls XI. von Schweden einsetzt und seinem Sohn und Thronerben durch den Großen Nordischen Krieg bis zur Beisetzung Karls XII. folgt. Dabei nehmen die Szenen aus dem Krieg selbst den größten Anteil ein, es gibt aber immer auch wieder Texte, in denen die Lage in Schweden betrachtet wird.
Meine Meinung: Kurz gesagt: ziemlich gruselig. Das hat nicht einmal mit den Kriegsszenen zu tun, denn der Krieg wird gerade in seinen Auswirkungen auf die einfachen Soldaten schon recht brutal und schonungslos dargestellt. Auch die zunehmende Verarmung der in Schweden zurückgebliebenen Bevölkerung kommt nicht gerade als Idylle daher. Nein, vor allem die Präsentation des Königs hinterläßt bei mir ein ungutes Gefühl. Alle, und zwar wirklich alle vom gedrillten Soldaten bis zum Generalstabschef, vom einfachen Bauern bis zum Staatsrat zu Hause, opfern sich für diesen Schwachkopf von König auf, der lieber ein paar tausend Leute in den Tod schickt als eine Niederlage einzugestehen. Und warum? Weil es ein göttlicher Auftrag ist. Weil er in der Geschichte nicht vergessen werden will. Allerdings mag das in der Persönlichkeit Karls durchaus eine Rolle gespielt haben, immerhin befinden wir uns noch im Zeitalter des Absolutismus.
Heidenstamm schwankt für die Person des Königs lange irgendwie zwischen Glorifizierung (umso mehr je lächerlicher die Aktionen an sich sind) und Mitleidheischen. Karl macht keine Fehler, und wenn er sie macht, dann ist er nicht schuld. Und überhaupt mutet er sich doch nicht weniger zu als seinen Soldaten usw. usf. Als ob das eine Entschuldigung für das Versagen wäre! Gut, der Krieg wurde ihm aufgezwungen, aber das entschuldigt noch lange nicht, das eigene Land zu ruinieren, oder? Daß Heidenstam die historischen Fakten nicht ändern kann, ist schon klar, aber loben muß man den König dafür schließlich rückblickend nicht auch noch gerade. Zum Ende hin driftete das Ganze zunehmend in Hagiographie ab, denn diesen König auch noch als Helden verehren zu lassen, das geht (mir) nun wirklich zu weit. Vielleicht entsprach es dem Zeitgeist in Schweden zum Zeitpunkt der Entstehung des Werkes, aber das macht es dann letztlich auch nicht besser.
Zu diesen inhaltlichen Problemen gesellten sich auch noch schlicht formale. Der rote Faden wird einzig durch die Person Karls und den Krieg geliefert, das geht so weit in Ordnung. Aber in manchen Episoden hatte ich schlicht das Gefühl, daß dort Text fehlte. Mir war nicht immer klar, warum Leute auf einmal dort auftauchten wo sie waren, und wie ihre Aktionen mit dem zusammenhingen, was sie eine Seite zuvor getan hatten. So wirkten manche der Texte recht wirr und waren für mich nicht nachvollziehbar, was das Lesevergnügen auch nicht gerade erhöhte.
Schönen Gruß,
Aldawen