Romain Rolland – Meister Breugnon

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    Inhalt: Über ungefähr den Zeitraum eines Jahres hinweg erzählt Colas Breugnon, Zimmermann im burgundischen Clamecy des frühen 17. Jahrhunderts, aus seinem Alltag. Dabei wird viel gegessen, getrunken, gelacht und geschwatzt, nicht zu viel gearbeitet, aber auch einiges an weniger schönen Dingen durchlebt. Denn die Pest zieht durch Clamecy, Breugnons Haus wird abgebrannt und seine Frau stirbt. All das nimmt Breugnon aber weder den Lebensmut noch seine gute Laune, denn über das Morgen denkt man besten morgen nach, wenn es soweit ist.



    Meine Meinung: Der Inhalt ist eigentlich eher unspektakulär, es lebt in beträchtlichem Umfang vom Charakter Breugnons. Dieser ist ein schlitzohriger Genießer, der sich durch praktisch nichts aus der Ruhe bringen läßt. Und solange etwas zu Essen auf dem Tisch und vor allem ein Krug Wein griffbereit steht, das alles noch am besten in Gesellschaft mit Freunden, kann das Leben nur gut sein. Es ist daher nicht nur, wie der „Untertitel“ schon suggeriert, Ein fröhliches Buch (nicht zu verwechseln mit komisch oder lustig), sondern auch ein ziemlich altmodisches Buch, denn derartige Verhaltensweisen haben in unserer hektischen Zeit keinen rechten Platz mehr und wirken entsprechend anachronistisch. Dieser Eindruck wird auch durch die Sprache verstärkt, die mit einer Vielzahl altmodischer und ungewohnter Schreibweisen aufwartet, ohne deshalb schwer oder gar unlesbar zu werden, und ich nehme nicht an, daß dies eine „Spezialität“ nur der deutschen Übersetzung ist. Sie paßt nur einfach gut zum Inhalt.


    Rolland notierte im Vorwort:

    Zitat

    Wage ich auch nicht, zu glauben, daß die Sippschaft meines Colas Breugnon die Leser ebenso wie den Verfasser ergötzen wird, so mögen sie wenigstens dieses Buch ganz als das hinnehmen, was es ist: ganz ehrlich, ganz in sich geschlossen, ohne Anspruch, die Welt umzuwandeln, noch sie zu deuten, ohne Politik, ohne Metaphysik – ein echt franzmännisch Buch, das über das Leben lacht, weil ihm das Leben gut erscheint und weil es ihm wohl ergeht.


    Da kann ich nur sagen: Ziel erreicht, ich habe es in diesem Sinne durchaus gerne gelesen.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Schönen Gruß,
    Aldawen


  • altmodisches Buch, denn derartige Verhaltensweisen haben in unserer hektischen Zeit keinen rechten Platz mehr und wirken entsprechend anachronistisch. Dieser Eindruck wird auch durch die Sprache verstärkt, die mit einer Vielzahl altmodischer und ungewohnter Schreibweisen aufwartet...


    Ich habe das Buch nicht gelesen, denke mir aber, es mag anachronistisch wirken, weil es im 17. Jahrhundert spielt. Deswegen durchaus nachvollziehbar, dass Romain Rolland (evtl.) bewusst eine altertümliche Sprache gewählt hat. Leo Perutz hat solche Sprachexperimente in angenehmer Weise verwirklicht.


    Liebe Grüße
    mombour

  • Ich gehe davon aus, daß Rolland diese Sprache bewußt gewählt hat, denn in seinem Vorwort erzählt er auch ein bißchen, wie es zu diesem Buch gekommen ist. Er habe „nach Diktat“ geschrieben, weil ihm die „Vorväter“ erschienen und ihn kurzerhand als Sekretär nahmen. Das Unangenehmste am Tod ist nämlich das Stillschweigen :breitgrins:


    Anachronistisch war an der Geisteshaltung vermutlich selbst zum Entstehungszeitpunkt dieses Romans schon einiges, heute fällt es uns natürlich noch viel mehr auf. Es erzeugte aber auch, jedenfalls bei mir, ein bißchen Wehmut über das, was da verlorengegangen ist ...