Eigentlich wollte ich ja auf das TB warten, aber dann musste ich doch rausfinden, was der Herr Schätzing da so geschrieben hat... :smile:
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Inhalt:
Wir schreiben das Jahr 2025. Der findige Milliardär und Geschäftsmann Julian Orley hat mit der Nasa Technologien entwickelt, dank denen es sich lohnt, auf dem Mond Helium-3 zu fördern. Da der Energieträger effizienter und umweltfreundlicher ist als Erdöl oder -gas, wird ihm die Zukunft gehören. Da zunächst aber nochmal kräftig in den Ausbau der Infrastruktur investiert werden muss, sucht Orley unter den Reichen und Mächtigen dieser Welt nach Geldgebern. Zu diesem Zweck lässt er eine sorgfältig ausgewählte Reisegruppe einen Augenschein vor Ort nehmen und lädt die Leute zur Voreröffnung in sein neues Mondhotel, das Gaia, ein. Bei Reiseantritt ahnt noch niemand, dass das Leben der ganzen Gruppe auf dem Spiel steht.
Gleichzeitig verschwindet in Shanghai die junge Hackerin und Dissidentin Chen Yuyun, genannt Yoyo. Tu Tian, ein guter Freund des Mädchens, setzt den Privatdetektiv Owen Jericho auf die Spur von Yoyo. Im Laufe der Ermittlungen merkt Jericho, dass Yoyo offenbar von professionellen Killern gejagt wird. Es beginnt ein actionreicher Wettlauf, bei dem Jericho Yoyo möglichst schnell finden und in Sicherheit bringen sollte.
Meine Meinung:
Das Buch ist lang, es ist dick und es ist viel zu schwer, um es bequem in der Hand zu halten. Drum die offensichtliche Frage, die sich angesichts eines solchen Schinkens stellt: Lohnen sich Zeit und Mühe, das Ding zu lesen? Die kurze Antwort: Für Freunde der gepflegten Unterhaltung ja, für Thrillerfans ist es sogar ein Muss.
Ich habe mich vor «Limit» zunächst gedrückt, weil es nochmal 300 Seiten länger ist als «Der Schwarm» und ich meine Zweifel hatte, ob es Frank Schätzing geglückt war, nach dem Meeresthriller nochmal so ein fesselndes Buch zu schreiben. Ich fürchtete, dass ich das Buch am Ende viel zu lang und nicht so gut wie «Der Schwarm» finden würde. Zu lang kann mans finden (aber das war beim «Schwarm» nicht anders), aber sonst ist es mindestens so gut wie der Vorgänger. Diesmal hat es Schätzing sogar geschafft, ein Ende hinzubekommen, das nicht wie ein Fremdkörper im Vergleich zum Rest des Buches wirkt und das ziemlich sicher weniger Stirnrunzeln in der Leserschaft auslöst, als das seine philosophisch-mysterischen Einsichten am Ende von «Der Schwarm» getan hat. Diesmal ist es sogar glaubwürdig, wenn auch ein wenig übertrieben. Aber man darf einem einzelnen Buch nicht die Schwächen eines ganzen Genres anlasten.
Nachdem die ganzen «Soll mans überhaupt lesen oder wird man zwangsläufig enttäuscht»-Fragen so weit geklärt sind, kommen wir mal zu «Limit» an und für sich:
1300 Seiten mit Inhalt zu füllen ist schwierig, vor allem wenn man eine Geschichte erzählt, die sich rückblickend gut auf zwei A4-Seiten zusammenfassen lässt. Trotzdem schafft Frank Schätzing das, indem er minutiös beschreibt, Hintergründe ausschweifend erklärt und – an dieser Stelle ein kleiner Vorwurf – Actionszenen über das Mass meiner Toleranz hinaus ausdehnt. Es gibt auch in «Limit» Passagen, die sich bereits wie das Hollywood-Drehbuch lesen und wenn mich Kampfszenen im Kino trotz Spezialeffekten und Pipapo schon anöden, so ist es in Buchform noch schlimmer. Und auch wenn es einiges zu verteidigen und zu zerstören gibt, so ist die Action glücklicherweise nur ein Aspekt in diesem gegen Ende immer rasanter werdenden Thriller.
Daneben gibt es allerhand über das Leben und Überleben im All zu erfahren und man erhält noch kurze Einblicke in die chinesische Kultur und was sie von unserer unterscheidet. Glücklicherweise ist der Autor offenbar lernfähig und verschont uns diesmal mit allzu schulmeisterlicher Streuung von Information, auch wenn sich der lehrerhafte Unterton nicht an jeder Stelle vermeiden liess. Aber es sei ihm verziehen, zumal die Informationen, die man aus diesen Vorträgen gewinnen kann, interessant und sicher wieder bestens recherchiert sind.
Was manchen Leser verwirren mag, sind die beiden Handlungsstränge, die so gar nichts miteinander zu tun haben wollen. Es dauert auch geraume Zeit, bis mal klar ist, wieso wir da sozusagen zwei Bücher in einem serviert bekommen und die Handlungen endlich zusammenfinden. Bis dahin sollte man die beiden unterschiedlichen Geschichten einfach geniessen und sich freuen, wenn sie dann endlich zusammenfinden.
Dann kommen wir zu den Figuren. Davon gibts jede Menge und deshalb ist es gut, dass es am Ende des Buches ein Personenregister gibt, dass dem Gedächtnis da und dort wieder auf die Sprünge hilft. Da gibt es noch Verbesserungspotenzial, zumal die allermeisten Figuren sehr schablonenhaft wirken. Das hat mich in dem Fall gar nicht gestört; zum einen erwarte ich in einem Thriller keine ausgeklügelten Psychogramme und zum anderen hatte ich während des Lesens genug zu denken, um mich nicht von Charakterentwicklungen und ähnlichem ablenken zu lassen. Immerhin hat es Schätzing bei ein paar seiner Hauptfiguren mit tiefergehenden Charakterprofilen probiert und es gar nicht mal schlecht hinbekommen.
Was er im Gegensatz zu sehr vielen seiner Berufskollegen immer wieder sehr gut hinbekommt, ist das Abmurksen von liebgewonnenen, symphatischen und wichtigen Charakteren. Schätzing hat in dem Bereich keine Trennungsängste und so wird munter gestorben, manchmal sogar richtig gemetzelt. Ich würde mal schätzen, dass in dem Buch über 30 Leute umkommen; darunter eben auch solche, denen man ein Happyend gegönnt hätte. Dabei geht es meist brutal zu, manchmal aber auch sanft und schon fast berührend und einmal sehr originell. Das schöne daran ist nicht die Blutspur, die sich durch das Buch zieht, sondern die Ungewissheit, die man als Leser erleben darf. Während ich bei anderen Autoren hundertprozentig davon überzeugt bin, dass der Held und sein bester Kumpel/seine Freundin das Ende der Geschichte noch mit eigenen (strahlenden) Augen sehen werden, so weiss ich bei Schätzing nie, ob nicht auf der nächsten Seite genau jemand aus diesem Personenkreis den Löffel abgibt. Das finde ich wirklich mal eine Erwähnung wert! Genau sowas bereichert meine kleine Leserinnenwelt ungemein.
Fazit:
Wer «Der Schwarm» gut fand, wird auch von «Limit» begeistert sein. Und das trotz der Schmerzen, die man beim Handling dieses 1,2-Kilo-Buches sicher wird erdulden müssen.
Dafür gibt es 9 von 10 Punkten.
Für Fragen zum Buch stehe ich gerne zur Verfügung :smile:
Liebe Grüsse
Alfa Romea