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Gail Carriger: Soulless
Miss Alexia Tarrabotti ist nicht gerade der Star der Londoner High-Society. Dem Erbe ihres verstorbenen italienischen Vaters hat sie es zu verdanken, dass ihre Haut zu dunkel, ihre Nase zu groß und ihr Temperament bei weitem zu hitzig für die eleganten Damen und stilvollen Dandys der viktorianischen Gesellschaft ist. Dabei kennen die noch nicht einmal ihr schockierendstes Geheimnis: Miss Tarrabotti wurde ohne Seele geboren. Damit ist sie der natürliche Gegenpart zu den halbwegs in die Gesellschaft integrierten Vampiren und Werwölfen, die ein Übermaß an Seele zu dem macht, was sie sind. Eine Berührung von Alexia reicht aus, um sie kurzzeitig wieder in Menschen zu verwandeln.
Eines Tages wird Miss Tarabotti bei einer Abendgesellschaft in einem einsamen Salon von einem Vampir angegriffen. In Notwehr erlegt sie den ihr unbekannten Blutsauger mit ihrer versilberten Regenschirmspitze. Dieser Vorfall ruft Lord Maccon auf den Plan, der im Auftrag der Königin bei übernatürlichen Fällen ermittelt. Ähnlich wie Alexia passt auch er nicht ganz in die Gesellschaft: zu laut, zu schottisch und zu sehr Werwolf. Die beiden verbindet zudem eine etwas unglückliche Geschichte (die etwas mit einem Igel und Lord Maccons Hinterteil zu tun hat) und so verwickeln sie sich bald in hitzige Wortgefechte. Doch viel Zeit zum Streiten bleibt nicht, denn es gilt einen Fall zu lösen: In der ganzen Stadt verschwinden Vampire und Werwölfe und dafür tauchen dann völlig fremde an anderer Stelle wieder auf...
Dieses Buch hat (vampirtechnisch) mein Lesejahr 2009 gerettet. Es ist nicht perfekt, ganz sicher nicht, aber es ist ungewöhnlich und erfrischend und hat mich wieder daran glauben lassen, dass es noch Autoren gibt, die dem Vampirthema tatsächlich noch etwas Neues abgewinnen können. Dabei ist „Neues“ vielleicht sogar fast das falsche Wort. Bis auf die Idee mit der Seelenlosigkeit bedient sich Gail Carriger sehr vieler im Prinzip bekannter Elemente. Aber sie kombiniert diese so originell und charmant, dass mir kein anderes Buch des Genres einfiele, das ich hiermit vergleichen könnte.
„Soulless“ liest sich wie eine Mischung aus Jane Austen und Anne Perrys Inspektor Pitt Krimis in Verbindung mit moderneren Genres wie Urban Fantasy und Steampunk (u.a. gibt es Luftschiffe! ). An Jane Austen hat mich die etwas distanzierte Erzählweise (Alexia bleibt fast das ganze Buch über Miss Tarrabotti) und der ironisch-bissige Blick auf die Gesellschaft der Zeit erinnert. Wobei man zugeben muss, dass Gail Carringer zwar ein wenig die Feinheit Austens fehlt, die Atmosphäre stimmt aber, und extrem amüsant ist es dazu. Interessanterweise gelingt es der Autorin auch, trotz einer gewissen Distanz, den Leser in den entscheidenden Moment auch wieder nahe an die Figuren heranzuführen. So sind die Liebesszenen zwischen Alexia und Lord Maccon relativ intensiv und keineswegs so züchtig und dezent, wie man es aus den Klassikern kennt. Die Romanze an sich ist auch ein wesentlicher (wenn auch nicht alles beherrschender) Teil des Buches. Alexia und Lord Maccon streiten und fetzen sich mit Gusto und sind sich die meiste Zeit auch bewusst, dass sie das nur tun, weil sie beide Spaß daran haben. Ich muss zugeben, dass mir ihr Geplänkel teilweise etwas zu viel wird. Im Prinzip wissen ja beide längst, dass sie Gefühle füreinander haben. Darüber hinaus sind beide Protagonisten aber so extrem liebenswert in ihrer Eigenwilligkeit, dass man das gerne verzeiht. Das gilt übrigens auch für viele der ungewöhnlichen Nebenfiguren wie Alexias beste Freundin Ivy, die sich durch eine verheerende Vorliebe für geschmacklose Hüte auszeichnet.
Letztlich wäre da noch der Kriminalfall über den ich gar nicht zu viel verraten möchte. Er ist zwar nicht übermäßig ausgeklügelt, aber letztlich doch gut umgesetzt und verhindert, dass die Romanze zu dominierend wird. Alles in allem ist die Geschichte also eine runde Mischung. Carringer spielt gekonnt mit sprachlichen und inhaltlichen Elementen verschiedener Genres und macht daraus einen Roman, der trotz kleiner Schwächen einfach blendend unterhält. Ich freue mich auf jeden Fall schon sehr auf „Changeless“, den zweiten Band der Serie, der im nächsten Jahr erscheint.
Band 2 (ab März 2010)
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deutschen Titel hinzugefügt LG illy