Gail Carriger - Soulless/Glühende Dunkelheit (The Parasol Protectorate 1)

Es gibt 180 Antworten in diesem Thema, welches 37.382 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von HoldenCaulfield.

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    Gail Carriger: Soulless


    Miss Alexia Tarrabotti ist nicht gerade der Star der Londoner High-Society. Dem Erbe ihres verstorbenen italienischen Vaters hat sie es zu verdanken, dass ihre Haut zu dunkel, ihre Nase zu groß und ihr Temperament bei weitem zu hitzig für die eleganten Damen und stilvollen Dandys der viktorianischen Gesellschaft ist. Dabei kennen die noch nicht einmal ihr schockierendstes Geheimnis: Miss Tarrabotti wurde ohne Seele geboren. Damit ist sie der natürliche Gegenpart zu den halbwegs in die Gesellschaft integrierten Vampiren und Werwölfen, die ein Übermaß an Seele zu dem macht, was sie sind. Eine Berührung von Alexia reicht aus, um sie kurzzeitig wieder in Menschen zu verwandeln.
    Eines Tages wird Miss Tarabotti bei einer Abendgesellschaft in einem einsamen Salon von einem Vampir angegriffen. In Notwehr erlegt sie den ihr unbekannten Blutsauger mit ihrer versilberten Regenschirmspitze. Dieser Vorfall ruft Lord Maccon auf den Plan, der im Auftrag der Königin bei übernatürlichen Fällen ermittelt. Ähnlich wie Alexia passt auch er nicht ganz in die Gesellschaft: zu laut, zu schottisch und zu sehr Werwolf. Die beiden verbindet zudem eine etwas unglückliche Geschichte (die etwas mit einem Igel und Lord Maccons Hinterteil zu tun hat) und so verwickeln sie sich bald in hitzige Wortgefechte. Doch viel Zeit zum Streiten bleibt nicht, denn es gilt einen Fall zu lösen: In der ganzen Stadt verschwinden Vampire und Werwölfe und dafür tauchen dann völlig fremde an anderer Stelle wieder auf...



    Dieses Buch hat (vampirtechnisch) mein Lesejahr 2009 gerettet. Es ist nicht perfekt, ganz sicher nicht, aber es ist ungewöhnlich und erfrischend und hat mich wieder daran glauben lassen, dass es noch Autoren gibt, die dem Vampirthema tatsächlich noch etwas Neues abgewinnen können. Dabei ist „Neues“ vielleicht sogar fast das falsche Wort. Bis auf die Idee mit der Seelenlosigkeit bedient sich Gail Carriger sehr vieler im Prinzip bekannter Elemente. Aber sie kombiniert diese so originell und charmant, dass mir kein anderes Buch des Genres einfiele, das ich hiermit vergleichen könnte.


    „Soulless“ liest sich wie eine Mischung aus Jane Austen und Anne Perrys Inspektor Pitt Krimis in Verbindung mit moderneren Genres wie Urban Fantasy und Steampunk (u.a. gibt es Luftschiffe! :herz:). An Jane Austen hat mich die etwas distanzierte Erzählweise (Alexia bleibt fast das ganze Buch über Miss Tarrabotti) und der ironisch-bissige Blick auf die Gesellschaft der Zeit erinnert. Wobei man zugeben muss, dass Gail Carringer zwar ein wenig die Feinheit Austens fehlt, die Atmosphäre stimmt aber, und extrem amüsant ist es dazu. Interessanterweise gelingt es der Autorin auch, trotz einer gewissen Distanz, den Leser in den entscheidenden Moment auch wieder nahe an die Figuren heranzuführen. So sind die Liebesszenen zwischen Alexia und Lord Maccon relativ intensiv und keineswegs so züchtig und dezent, wie man es aus den Klassikern kennt. Die Romanze an sich ist auch ein wesentlicher (wenn auch nicht alles beherrschender) Teil des Buches. Alexia und Lord Maccon streiten und fetzen sich mit Gusto und sind sich die meiste Zeit auch bewusst, dass sie das nur tun, weil sie beide Spaß daran haben. Ich muss zugeben, dass mir ihr Geplänkel teilweise etwas zu viel wird. Im Prinzip wissen ja beide längst, dass sie Gefühle füreinander haben. Darüber hinaus sind beide Protagonisten aber so extrem liebenswert in ihrer Eigenwilligkeit, dass man das gerne verzeiht. Das gilt übrigens auch für viele der ungewöhnlichen Nebenfiguren wie Alexias beste Freundin Ivy, die sich durch eine verheerende Vorliebe für geschmacklose Hüte auszeichnet.


    Letztlich wäre da noch der Kriminalfall über den ich gar nicht zu viel verraten möchte. Er ist zwar nicht übermäßig ausgeklügelt, aber letztlich doch gut umgesetzt und verhindert, dass die Romanze zu dominierend wird. Alles in allem ist die Geschichte also eine runde Mischung. Carringer spielt gekonnt mit sprachlichen und inhaltlichen Elementen verschiedener Genres und macht daraus einen Roman, der trotz kleiner Schwächen einfach blendend unterhält. Ich freue mich auf jeden Fall schon sehr auf „Changeless“, den zweiten Band der Serie, der im nächsten Jahr erscheint.


    4ratten


    Band 2 (ab März 2010)


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    deutschen Titel hinzugefügt LG illy

    Einmal editiert, zuletzt von illy ()

  • Danke für die tolle Rezi!
    Das Buch stand bereits auf meiner Wunschliste und jetzt konnte ich mich nicht länger zurückhalten und ich habs bestellt :rollen: :breitgrins:


    :winken:

    Books are the ultimate Dumpees: put them down and they’ll wait for you forever; pay attention to them and they always love you back.<br />John Green - An Abundance of Katherines<br /><br />:lesewetter: Caprice

  • Wer mal sehen will, wie die genialen "Parasol Protectorate"-Cover entstehen:

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    Und die großartigen Leute bei Orbit (mein absoluter Lieblingsverlagsblog) basteln im Moment aus Fotos von Leuten auf einer Steampunkcon neue Spass-Cover für die Reihe.
    Kann man hier angucken: http://ht.ly/30ST3

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    Zum Inhalt:
    Die Geschichte spielt im viktorianischen London und alles dreht sich um die 26jährige und übernatürliche "alte Jungfer" Alexia Tarrabotti, die sich nicht nur gegen Vampire verteidigen muss, sondern sich auch noch in einen Werwolf verliebt. Ausgerechnet in den, mit dem sie ständig aneinander gerät und sich höchst amüsante Wortgefechte liefert. Neben den Vampiren und Werwölfen treiben sich allerdings auch noch andere mysteriöse Wesen in London herum, was nicht nur Alexia zum Verhängnis werden soll.


    Meine Meinung:
    Herrlich schräg und so schön viktorianisch! :breitgrins:
    Das ist mal eine Serie, wo ich nach dem ersten Band keine Pause bräuchte, sondern am liebsten direkt weiter lesen würde. Gail Carriger hat mit der seelenlosen, ledigen Alexia Tarrabotti, die irgendwie nicht so richtig in die Gesellschaft passen will; dem schwulen Lord Akeldama, ein Vampir, der gerne kursiv spricht und ziemlich "Rokoko" ist und dem irgendwie liebenswürdigen, wenn auch mürrischen Werwolf Lord Maccon Charaktere geschaffen, um nur einige zu nennen, die man so schnell nicht wieder missen möchte. Dazu spielt alles im viktorianischen London, wo sich übernatürliche Wesen und Menschen die Stadt teilen und wo es auch nicht weiter ungewöhnlich ist, wenn mal ein Luftschiff vorbei fliegt. Die Steampunk-Elemente sind ein weiteres Highlight in "Soulless" und verleihen der ganzen Geschichte noch ein wenig mehr Flair :breitgrins: Vor allem die Moralvorstellungen der Zeit haben mich so manches Mal zum Lachen gebracht, weil Alexia immer wieder in Situationen gerät, in die eine anständige Dame einfach nicht gehört, sie sich aber gleichzeitig ständig den Kopf darüber zerbricht..


    Ich kann mich Pandora nur anschließen: Es gibt sicherlich besser ausgeklügeltere Geschichten, aber diese hier ist einfach so erfrischend und mit viel Liebe zum Detail geschrieben, dass man der Handlung selber kleinere Schwächen verzeiht.


    4ratten :tipp:

    ~ The world is quiet here ~


  • Cookie
    Du rätst also dringend dazu gleich alle drei bisherigen Bände anzuschaffen oder? :breitgrins:


    Natürlich, du sollst ja nicht den gleichen Fehler machen, wie ich :breitgrins: Zumal ich gehört habe, dass es nach Band 2 einen fiesen Cliffhanger geben soll (vielleicht kann Pandora da mehr zu sagen?) und nach Band 1 will man auch unbedingt weiter lesen.


    Jetzt hoffe ich nur noch, dass dir die Reihe auch wirklich zusagt. :schwitz:

    ~ The world is quiet here ~

  • Ja, es gibt einen fiesen Cliffhanger am Ende von "Changeless". Da sei tatsächlich geraten "Blameless" nicht in allzu weiter Ferne zu lagern...

  • Das dürfte zumindest bei mir kein Problem mehr sein :eis: Ich freu mich schon total drauf und nehm die Bücher dann mit in den Zug nach Straßbourg. Das ist dann meine Belohnung das ich brav gewartet hab und die Wochen vorher fleißig für die Uni gelernt hab.

  • Und für alle, die nicht auf Englisch lesen wollen: Blanvalet wird die Reihe nächstes Jahr in Deutschland veröffentlichen! :klatschen:


    Mai: Glühende Dunkelheit
    Juli: Brennende Finsternis
    September: Entflammte Nacht

  • Glühende Dunkelheit? Äh, ja... Toll, dass die Titel so gut zum Inhalt passen und nicht klingen wie jede dritte schlechte Vampirschnulze... :rollen:
    Ich ahne schlimmes für die Covergestaltung...


  • Glühende Dunkelheit? Äh, ja... Toll, dass die Titel so gut zum Inhalt passen und nicht klingen wie jede dritte schlechte Vampirschnulze... :rollen:
    Ich ahne schlimmes für die Covergestaltung...

    Ja! Die Titel sind an Gewöhnlichkeit nicht zu überbieten.
    Mögen Leser solche Titel wirklich? Bei mir führen sie jedenfalls dazu, dass ich es aufgegeben habe mir diesen Mist zu merken nur noch von "Name der Reihe- Band xy" spreche. :rollen:
    Leider sind die Titel noch nicht bei Amazon gelistet und auch beim Verlag selbst findet man noch nichts. Ich habe die Ankündigung aus einer Zeitschrift.
    Hoffen wir mal, dass der Verlag faul ist und die original Covergestalung weitgehend übernimmt. Die ist nämlich toll, auch wenn ich nichts dagegen hätte, wenn das Pink verschwinden würde.

  • Die Verlage haben tatsächlich immer Angst ein Buch zu sehr zu schließen und es nur für eine Nische interessant zu machen. Lyx zum Beispiel ist mit solchen gewöhnlichen Buchtiteln auch extrem erfolgreich, es scheint also irgendwie anzukommen.
    In dem Fall hätte man sich aber wirklich etwas kreativeres einfallen lassen können. Das Buch ragt aus der Vampirromantikwelle angenehm heraus, das darf man ruhig merken. Mal sehen, ich hoffe sie sind klug genug, das zu mindest in der Covergestaltung zu zeigen.

  • Oh Mann, schon wieder so öde Titel :rollen: (Glauben die eigentlich, dass sowas im Gedächtnis bleibt? Ich tu mir langsam ziemlich schwer, Fantasybücher vernünftig auseinanderzuhalten, irgendwie heißen die doch alle gleich ...)

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Das ist ja interessant mit den deutschen Titeln. Naja, ich habe bei dieser Reihe schon Probleme die englischen auseinander zu halten :rollen: Aber ich bin wirklich gespannt, ob dieses besondere Flair der Reihe auch auf deutsch rüber kommt. Ich finde nämlich, dass besonders hier vieles von der Sprache abhängt. Ich war übrigens anfangs ein wenig erschrocken, weil ich doch ziemlich viele Worte nachschlagen musste, da Frau Carriger teilweise sehr in die "Altmodische-Sprache-Schublade" greift. Ich bin gespannt, wie der Übersetzer das hinbekommt!

    ~ The world is quiet here ~


  • Lyx zum Beispiel ist mit solchen gewöhnlichen Buchtiteln auch extrem erfolgreich, es scheint also irgendwie anzukommen.



    Glauben die eigentlich, dass sowas im Gedächtnis bleibt? Ich tu mir langsam ziemlich schwer, Fantasybücher vernünftig auseinanderzuhalten, irgendwie heißen die doch alle gleich ...

    Ich persönlich gehöre auch zu den Lyx-Lesern. Und mich stören die Titel aus genau dem Grund, den Valentine angibt.
    Kein Profil, keine Identifikationsmöglichkeiten.
    Wenn ich mich mit jemand anderen unterhalte benenne ich wie gesagt entweder die Bandnummer oder markante Charaktere bzw. Geschenisse.
    Die Bücher sind bei mir also trotz der dämlichen Titel erfolgreich.
    Mich wundert immer nur, dass die Verlage tatsächlich immer wieder neue schwülstige Worthülsenkombinationen finden. :rollen:


    Das Problem ist aber, dass sich Leser wirklich an so einen Mist gewöhnen.
    Spartenleser identifizieren bestimmte Cover (z.B. diese grauenhaften Nackenbeißerbildchen) oder bestimmte Titel schnell mit ihrem besonderen Beuteschema.
    Wagt ein Verlag es dann mal auszubrechen und Cover und Titel venünftig zu gestalten, flopt das Buch dann oft. Das Zielpublikum bekommt die Veröffentlichung nicht mit und Leser anderer Richtungen greifen zu, bewerten das Buch dann aber oft schlecht, weil es anders war als sie erwarteten.
    Allerdings ist das nicht unbedingt die Schuld der Leser, sondern eher eine Art "Wer anderen eine Grube gräbt..."



    Ich finde nämlich, dass besonders hier vieles von der Sprache abhängt. Ich war übrigens anfangs ein wenig erschrocken, weil ich doch ziemlich viele Worte nachschlagen musste, da Frau Carriger teilweise sehr in die "Altmodische-Sprache-Schublade" greift. Ich bin gespannt, wie der Übersetzer das hinbekommt!

    Eine gute Übersetzung ist sehr wichtig.
    Ich bin aber aus genau diesem Grund froh, dass die Bücher übersetzt werden. An das englische Original traue ich mich bei einer neuen Serie/Trilogie nie heran. Kenne ich mich in dem Universum schon aus, lese ich gerne die nachfolgenden Bände gerneauf Englisch. Aber die Einführung in ein neues Universum habe ich gerne in meiner eigenen Sprache.


  • An das englische Original traue ich mich bei einer neuen Serie/Trilogie nie heran. Kenne ich mich in dem Universum schon aus, lese ich gerne die nachfolgenden Bände gerneauf Englisch. Aber die Einführung in ein neues Universum habe ich gerne in meiner eigenen Sprache.


    Das kann ich gut nachvollziehen. Wenn ich die Wahl habe greife ich auch lieber zur deutschen Übersetzung, weil ich sonst zu viel Angst habe, dass ich wichtiges nicht richtig verstehe. Den ersten Band auf deutsch zu lesen, um "reinzukommen", und den Rest auf englisch ist aber eine super Idee. Das muss ich mir mal merken! :daumen:

    ~ The world is quiet here ~


  • Den ersten Band auf deutsch zu lesen, um "reinzukommen", und den Rest auf englisch ist aber eine super Idee. Das muss ich mir mal merken! :daumen:

    Nicht, dass das bei mir eine regelrechte Taktik ist, sondern eher Notwehr! Die deutschen Verlage übersetzen einfach nicht schnell genug. :zwinker:
    Allerdings habe ich auf Englisch noch nie eine neue Reihe begonnen.

  • Wobei man bei Carriger wirklich nicht jedes Wort nachschlagen muss. Am Anfang musste ich mich auch daran gewöhnen, aber das meiste erschließt sich aus dem Zusammenhang und zum Teil liegt die Komik einfach im Klang der Wörter. Zum Beispiel: "No, Lord Maccon was rip-roaring, tumble down, without a doubt, pickled beyond the gherkin."
    Ich kenne einen Teil der Wörter/Ausdrücke nicht, weiß aber aus dem Zusammenhang mit dem vorhergehenden Satz, dass der Gute einfach sturzbesoffen ist. Da geht in der Übersetzung zwangsläufig Komik und etwas Charme verloren. Ein guter Übersetzer holt vielleicht noch etwas raus. Ein schlechter kann die Reihe wirklich kaputtmachen.