Stanisław Lem – Eden

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    Inhalt: Eine Rakete von der Erde mit ihrer sechsköpfigen Besatzung ist wegen eines Berechnungsfehlers auf dem Planet Eden abgestürzt. Die sechs Männer (der Koordinator, der Ingenieur, der Physiker, der Chemiker, der Kybernetiker, der Doktor) müssen zunächst sehen, aus ihrem Transportmittel herauszukommen, was nicht ganz einfach ist, da sich ein Teil spürbar ins Erdreich gebohrt hat. Die Umgebung ist einigermaßen trostlos und wüstenähnlich, was aber von Erkundungsgängen nicht abhält. Dabei stößt die Gruppe zunächst (neben vielen anderen Merkwürdigkeiten vor allem in der Flora des Planeten) auf eine Fabrik, die aber völlig selbständig und wie ein Perpetuum mobile arbeitet. Die ersten Kontakte mit den Bewohnern des Planeten enden für letztere tödlich, der erste ist während des Ausflugs der Gruppe in die Rakete eindrungen und wird deshalb kurzerhand getötet, den zweiten trifft es bei der Wassersuche. Danach beschließt man, die Erkundungen zwar fortzusetzen, aber vor allem mit Hochdruck an den notwendigen Reparaturen zu arbeiten, um Eden wieder zu verlassen. Bei einem nächtlichen Ausflug finden der Koordinator, der Doktor und der Chemiker eine Art Siedlung, eines der Wesen will sich ihnen offensichtlich anschließen. Diese Wesen hat der Doktor Doppelt getauft, denn sie bestehen aus einem großen, recht unproportioniertem Körper, aus dessen Brustfalten ein kleinerer Torso herauskommt. Letztere wirken allerdings reichlich deformiert, haben nur ein Auge oder nur eine Nase statt einer vollen Ausstattung mit Sinnesorganen. Die Gruppe ist ratlos, da eine Verständigung mit dem Doppelt nicht möglich ist. Erst als ein weiterer Doppelt auftaucht wird etwas ähnliches wie ein Gespräch möglich ...



    Meine Meinung: Zunächst habe ich überlegt, ob ich diesen Roman überhaupt in der Kategorie Science Fiction einstellen soll, aber ich vermute, daß Lem am ehesten hier gesucht wird. Allerdings halte ich ihn nicht für einen Science-Fiction-Roman. Das fängt schon mit „Kleinigkeiten“ vor allem, aber nicht nur, in der Technik an. Daß der Doktor als Nostalgiker eine Taschenlampe dabei hat, ist nach dem Absturz ausgesprochen nützlich und dagegen habe ich auch nichts. Daß diese Taschenlampe bei den Tunnelgrabungen zum Verlassen der Rakete erlischt, weil sie verschüttet wird, ist auch in Ordnung. Daß der Doktor aber zwei Seiten weiter mit dieser Taschenlampe auf die Suche nach Schlaftabletten geht, hat mich dann doch gestört. Bei einem Ausflug gelingt es, aus der Entfernung eine Stadt zu filmen, und zwar wirklich ganz altmodisch mit einem richtigen Film, den man in eine Kamera einlegen muß. Das wirkte vom Technologieniveau her doch recht unpassend. Wirklich irritierend fand ich aber den Umgang mit radioaktiven Materialien. Als eine Waffe damit bestückt wird, werfen sich zwei Mann in umfassende Schutzkleidung, das verseuchte Wasser wird später mit ein paar Filtern in wenigen Stunden gereinigt. Man zerstört eine von den Eden-Bewohnern errichtete Barriere, wobei Radioaktivität frei wird, die man aber mit einem Sandstrahler mal eben wegpusten könnte. Ok, der Roman stammt von 1960, also 25 Jahre vor Tschernobyl, aber auch 15 nach Hiroshima, daß das nicht so einfach geht, durfte Lem eigentlich damals auch schon klar sein.


    Abgesehen von diesen schon recht störenden Faktoren kommt hinzu, daß gut die erste Hälfte extrem langweilig war und ich darüber fast eingeschlafen bin. Die sechs stolpern recht planlos über den Planeten, man bekommt eine Menge Beschreibung der Umgebung, mit der man auch nicht mehr (wenn überhaupt so viel) anfangen kann wie die Gruppe, und daß man Erkundungen unbekannten Gebietes am besten bei Nacht macht, weil die Sicht dann vermutlich viel besser ist, ist natürlich auch völlig logisch :rollen:


    Erst in der zweiten Hälfte, mit zunehmenden „Kontakten“ zu den Eden-Bewohnern, nimmt die Erzählung Fahrt auf. Und richtig interessant wird es erst mit dem zweiten Doppelt, der die Rakete besucht, und mit dem man sich, unter Zuhilfename eines Computers, etwas verständigen kann. Was dieser Doppelt über den Planeten, seine Geschichte und sein Herrschaftssystem erzählt, läßt mich vermuten, daß man das Ganze als Parabel lesen sollte, mit Eden gleich Sowjetunion. Das erklärt dann auch manche, wenngleich nicht alle, Puzzlestücke aus der ersten Hälfte. Daneben bleibt vor allem die Frage, ob man sich in eine bestehende Ordnung, die man nicht (völlig) versteht, mit guten Absichten einmischen soll, um sie zu „verbessern“ bzw. zumindest zu verändern, oder ob man das eben besser nicht tut, weil man damit mehr schadet als nützt. So interessant diese Überlegungen sind, der Anlauf, den Lem bis dahin braucht, ist angesichts des Gesamtumfangs einfach viel, viel zu lang, daher leider nur:


    2ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Schönen Gruß,
    Aldawen

  • Die Auswirkungen von Radioaktivität sind in den 1960ern tatsächlich noch generell gewaltig unterschätzt worden. Das hat sich erst seit dem Störfall von Harrisburg 1979 geändert.

    &quot;Cessent iam nunc rapaces officialium manus, cessent inquam!&quot;<br />&quot;Zurück, ihr gierigen Beamtenhände, zurück, sag ich!&quot;<br />&nbsp;&nbsp; - Konstantin der Große

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    Taschenbuch: 350 Seiten
    Verlag: Dtv (1999)
    ISBN-10: 342308488X
    ISBN-13: 978-3423084888


    Stanisław Lem ist ein berühmter Autor. Seine Bücher sind heute schon Jahrzehnte alt, doch sie haben immer noch nichts von von ihrer Faszination eingebüßt. Viele seiner Geschichten sind verfilmt worden, so gibt es davon Kinofilme und Serien. Seine Bücher und Filme genießen teilweise Kultstatus und sind inzwischen Klassiker geworden


    Er hat einzigartige Ideen für seine Handlungen gehabt, schon allein deshalb wird er hochgeschätzt. Seine Erzählweise wird von vielen Lesern sehr bewundert, doch nicht jeder findet diese gleichermaßen gut.


    Der Roman Eden, liest sich sehr gut und spannend. Er ist meisterhaft, in einer ebenso einfachen, wie unterhaltsamen, Sprache geschrieben. Die technischen und wissenschaftlichen Details sind hervorragend und leicht verständlich dargestellt.


    Das Buch fängt gleich mit einer sehr guten Beschreibung der Bruchlandung der Rakete auf dem Planeten Eden an. Diese bohrt sich beim Absturz tief in die Erde hinein, so dass es sich jetzt quasi um ein unterirdisches Raumschiff handelt. Zunächst einmal muss die Besatzung die Schäden feststellen und schließlich versuchen einen Weg hinauf an die Oberfläche zu finden.


    Wir erhalten die ersten Eindrücke der Geschichte. Die beschriebenen technischen Geräte waren damals wahscheinlich hochmodern, doch sind sie heute teilweise vorsintflutlich. Das Licht funktioniert nicht in dem beschädigten Raumschiff und deshalb leuchtet der Doktor mit einem Benzinfeuerzeug. Von den Gefahren des Rauchens hat damals noch keiner etwas gehört.


    Doch, ebenso wie Jules Verne, hatte Stanisław Lem Ideen von der zukünftigen technischen Entwicklung. Niemand kann wirklich vorhersehen, wie die Zukunft wird, doch nahm er manches schon vorweg. Deshalb wirkt vieles dennoch hochmodern.


    Bei den Personen in seinem Roman Eden hat der Autor vollständig auf Namen verzichtet. Sie werden einfach nur Koordinator, Ingenieur, Kybernetiker, Doktor, Chemiker und Physiker genannt. Sie haben individuelle Eigenschaften, doch sind diese nicht so ausgeprägt wie in anderen Werken. Mich hat das beim lesen dieses Buches nie gestört, doch es gibt Leser, die damit nicht so gut zurechtkommen.


    Die Besatzung verfügt, schon damals, über Roboter, welche das Schiff reparieren sollen. Währenddessen erkunden die Forscher den Planeten. Mit einer Art Panzer fahren sie überall herum und müssen sich auch mal den Weg freischießen. Sie finden völlig fremdartige Flora und Fauna und entdecken eine automatische Fabrik, die völlig sinnloses in einem Kreislauf produziert. Dort können sie einfach durch eine Spiegelwand hindurchgehen.


    Sie entdecken ein totes fremdes Wesen, das über kein Gehirn verfügt, dafür aber einen großen äußeren Körper und einen kleinen Embryo in einem Beutel, ähnlich wie ein Känguru, hat. Dieses stellt sich dann als einer der intelligenten Planetenbewohner heraus. Sie nennen diese Wesen Doppelt. Später erhalten sie sogar Kontakt zu einem lebenden Wissenschaftler dieser Welt, doch bleibt der Informationsaustausch unbefriedigend.


    Auf dem Planeten Eden wird alles nur organisch, biologisch und genetisch produziert. Die anorganischen Rohstoffe und die atomare Technik der Erde sind unbekannt, was sich die Besatzung zunutze macht. Nur dadurch können sie sich vor den Angriffen der Planetenbewohner retten.

    Es ist die Rede von einer geheimen totalitären Herrschaftsform, von Unterdrückung und Ausbeutung. Die Raumfahrer sind völlig überfordert, sie verstehen weder, was vorgeht, noch finden sie eine Lösung. Letztlich müssen sie den Planeten so zurücklassen, wie sie ihn vorgefunden haben. An den unbefriedigenden Zuständen können sie nichts ändern.


    Das Buch ist sehr spannend, weil es von einer völlig fremdartigen, rätselhaften und unerklärlichen Welt handelt. Doch gleichzeitig kann man Rückschlüsse zu den Problemen auf der Erde ziehen. Vor allem hat Stanisław Lem jedoch versucht, eine Welt zu erfinden, die sich jeder Erklärung entzieht. Diese unterscheidet sich vollständig von den Science-Fiction-Visionen anderer Autoren.


    Der Roman bietet deshalb ein Erlebnis, wie man es in anderen Büchern nicht findet. Die Handlung hat mich sehr gefesselt und bis zum Schluss nicht losgelassen. Es ist schon lange her, das ich diese Geschichte entdeckt habe, doch ist dieses Buch so gut, das es, auch nach vielen Jahren, ein genauso großes Lesevergnügen bietet, wie beim ersten Mal. Für mich ist es unbedingt eine Empfehlung wert.


    [size=6pt]Bild gegen amazon-Verlinkung ausgetauscht, Dani[/size]

    Einmal editiert, zuletzt von Dani79 ()

  • Büchereule
    es gab schon einen Thread zu diesem Buch, ich habe die jetzt zusammengefügt. Bitte die Suchfunktion vor Erstellen eines neuen Threads benutzen.
    Außerdem habe ich dein Cover-Image durch unsere amazon-Verlinkung ersetzt. Wie das geht, ist hier erklärt :winken:

    LG, Dani


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  • Dani79


    Ich habe vor dem Schreiben meiner Rezension mehrmals die Suchfunktion aufgerufen und nach so einem Thread gesucht. Aber ich habe nichts gefunden.


    Auch jetzt, nach dem du die beiden Threads zusammengefügt hast, kann ich mit der Suchfunktion keine Rezension von Stanislaw Lem - Eden finden.


    Viele Grüße


    Büchereule

  • Liegt wahrscheinlich an dem Sonderzeichen :zwinker:

    LG, Dani


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  • Büchereule
    Zwecks Suchfunktion: Ich suche immer zuerst nur den Titel. Wenn ich da nichts finde, suche ich nur nach dem Autor. So fahre ich eigentlich ganz gut. Ich habe das Gefühl, bei einer kompletten Suche klappt das oft nicht so gut. :winken:

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)