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Inhalt: Eine Rakete von der Erde mit ihrer sechsköpfigen Besatzung ist wegen eines Berechnungsfehlers auf dem Planet Eden abgestürzt. Die sechs Männer (der Koordinator, der Ingenieur, der Physiker, der Chemiker, der Kybernetiker, der Doktor) müssen zunächst sehen, aus ihrem Transportmittel herauszukommen, was nicht ganz einfach ist, da sich ein Teil spürbar ins Erdreich gebohrt hat. Die Umgebung ist einigermaßen trostlos und wüstenähnlich, was aber von Erkundungsgängen nicht abhält. Dabei stößt die Gruppe zunächst (neben vielen anderen Merkwürdigkeiten vor allem in der Flora des Planeten) auf eine Fabrik, die aber völlig selbständig und wie ein Perpetuum mobile arbeitet. Die ersten Kontakte mit den Bewohnern des Planeten enden für letztere tödlich, der erste ist während des Ausflugs der Gruppe in die Rakete eindrungen und wird deshalb kurzerhand getötet, den zweiten trifft es bei der Wassersuche. Danach beschließt man, die Erkundungen zwar fortzusetzen, aber vor allem mit Hochdruck an den notwendigen Reparaturen zu arbeiten, um Eden wieder zu verlassen. Bei einem nächtlichen Ausflug finden der Koordinator, der Doktor und der Chemiker eine Art Siedlung, eines der Wesen will sich ihnen offensichtlich anschließen. Diese Wesen hat der Doktor Doppelt getauft, denn sie bestehen aus einem großen, recht unproportioniertem Körper, aus dessen Brustfalten ein kleinerer Torso herauskommt. Letztere wirken allerdings reichlich deformiert, haben nur ein Auge oder nur eine Nase statt einer vollen Ausstattung mit Sinnesorganen. Die Gruppe ist ratlos, da eine Verständigung mit dem Doppelt nicht möglich ist. Erst als ein weiterer Doppelt auftaucht wird etwas ähnliches wie ein Gespräch möglich ...
Meine Meinung: Zunächst habe ich überlegt, ob ich diesen Roman überhaupt in der Kategorie Science Fiction einstellen soll, aber ich vermute, daß Lem am ehesten hier gesucht wird. Allerdings halte ich ihn nicht für einen Science-Fiction-Roman. Das fängt schon mit „Kleinigkeiten“ vor allem, aber nicht nur, in der Technik an. Daß der Doktor als Nostalgiker eine Taschenlampe dabei hat, ist nach dem Absturz ausgesprochen nützlich und dagegen habe ich auch nichts. Daß diese Taschenlampe bei den Tunnelgrabungen zum Verlassen der Rakete erlischt, weil sie verschüttet wird, ist auch in Ordnung. Daß der Doktor aber zwei Seiten weiter mit dieser Taschenlampe auf die Suche nach Schlaftabletten geht, hat mich dann doch gestört. Bei einem Ausflug gelingt es, aus der Entfernung eine Stadt zu filmen, und zwar wirklich ganz altmodisch mit einem richtigen Film, den man in eine Kamera einlegen muß. Das wirkte vom Technologieniveau her doch recht unpassend. Wirklich irritierend fand ich aber den Umgang mit radioaktiven Materialien. Als eine Waffe damit bestückt wird, werfen sich zwei Mann in umfassende Schutzkleidung, das verseuchte Wasser wird später mit ein paar Filtern in wenigen Stunden gereinigt. Man zerstört eine von den Eden-Bewohnern errichtete Barriere, wobei Radioaktivität frei wird, die man aber mit einem Sandstrahler mal eben wegpusten könnte. Ok, der Roman stammt von 1960, also 25 Jahre vor Tschernobyl, aber auch 15 nach Hiroshima, daß das nicht so einfach geht, durfte Lem eigentlich damals auch schon klar sein.
Abgesehen von diesen schon recht störenden Faktoren kommt hinzu, daß gut die erste Hälfte extrem langweilig war und ich darüber fast eingeschlafen bin. Die sechs stolpern recht planlos über den Planeten, man bekommt eine Menge Beschreibung der Umgebung, mit der man auch nicht mehr (wenn überhaupt so viel) anfangen kann wie die Gruppe, und daß man Erkundungen unbekannten Gebietes am besten bei Nacht macht, weil die Sicht dann vermutlich viel besser ist, ist natürlich auch völlig logisch
Erst in der zweiten Hälfte, mit zunehmenden „Kontakten“ zu den Eden-Bewohnern, nimmt die Erzählung Fahrt auf. Und richtig interessant wird es erst mit dem zweiten Doppelt, der die Rakete besucht, und mit dem man sich, unter Zuhilfename eines Computers, etwas verständigen kann. Was dieser Doppelt über den Planeten, seine Geschichte und sein Herrschaftssystem erzählt, läßt mich vermuten, daß man das Ganze als Parabel lesen sollte, mit Eden gleich Sowjetunion. Das erklärt dann auch manche, wenngleich nicht alle, Puzzlestücke aus der ersten Hälfte. Daneben bleibt vor allem die Frage, ob man sich in eine bestehende Ordnung, die man nicht (völlig) versteht, mit guten Absichten einmischen soll, um sie zu „verbessern“ bzw. zumindest zu verändern, oder ob man das eben besser nicht tut, weil man damit mehr schadet als nützt. So interessant diese Überlegungen sind, der Anlauf, den Lem bis dahin braucht, ist angesichts des Gesamtumfangs einfach viel, viel zu lang, daher leider nur:
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Schönen Gruß,
Aldawen