Leena Krohn – Stechapfel

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    Leena Krohn - Stechapfel
    Aus dem Finnischen von Elina Kritzokat


    Inhalt:


    Lalaika arbeitet als Redaktionsassistentin der Zeitung „Der Neue Anomalist“. Sie hat gesunden Menschenverstand und muss sich für ihre Arbeit mit absonderlichen Ideen herumschlagen – seien es die Ausführungen eines Stimmenverschluckers oder ein Interview mit einer Vampirin. Auch ihr Chef – allgemein nur als der Marquis bezeichnet – glaubt nicht wirklich an diese verrückten Ideen – die Herausgabe der Zeitschrift und die Eröffnung eines Para-Shops sind lediglich Mittel zum Zweck des Geldverdienens.
    Dann bekommt die Ich-Erzählerin von ihrer Schwester zum Geburtstag eine Pflanze geschenkt – es ist Stechapfel – eine giftige Pflanze, die Rauschzustände hervorrufen kann. Dieser Pflanze werden aber auch heilende Kräfte zugeschrieben und so beginnt sie die Samen als Würzmittel aufs Brot zu streuen oder bereitet sich Tee aus den Blättern um so ihr Asthma in den Griff zu bekommen. Demzufolge stellen sich aber auch allerhand Nebenwirkungen ein, die das Leben der Redaktionsassistentin gehörig aus den Fugen bringen.


    Meine Meinung:


    Stechapfel ist ein Roman aus einer Mischung tiefsinniger Philosophie und finnischer Verrücktheit mit einem Hauch Melancholie.
    Das Buch ist in drei Teile gegliedert, genauer gesagt in die erste bis dritte Samenkapsel. So ist der erste Teil die Einführung des Lesers in die Welt des Paranormalen, mit dem sich die Zeitschrift des Neuen Anomalen beschäftigt und es liest sich anfangs auch eher wie eine Art Sachbuch über skurrile Lebensansichten. Dadurch wird die kritische Haltung der Ich-Erzählerin und ihres Chefs, der die gesamte Zeit über ein Mysterium ohne echten Namen bleibt, deutlich. So vermag sich die Ich-Erzählerin nicht dem Sinn des Yoga hingeben. Der Beginn der Einnahme der Samen und Blätter mindern im Beginn erst die Probleme mit dem Asthma und nur eine kurze Episode gibt bereits Ausblick auf Kommendes.
    Je länger die „Medikation“ mit dem Rauschmittel dauert desto häufiger werden die kritischen Ansichten der Protagonistin durch Halluzinationen getrübt. Sie gerät immer mehr in den Sog der Sucht wie man meint. Als Leser habe ich jedoch kaum noch die Möglichkeit die Wirklichkeit von der surrealen Welt zu unterscheiden – schon aufgrund der verrücktesten Interviewpartner. So taucht man immer weiter ein in die wunderbare Welt des Wahnsinns.
    Diese Geschichte ist dabei aber nicht nur durchsetzt mit verworrenen Ideen, sie beschäftigt sich mit dem tiefen Sinn menschlicher Existenz und regt in gewisser Weise durch philosophische Einflechtungen zum Nachdenken an. Ist alles wirklich so, wie es scheint – Zufall?
    Desweiteren besticht besonders der Anfang dieser Geschichte durch eine sehr poetische Sprache ohne dabei an Witz zu verlieren. Sätze wie


    Zitat

    Ich weiß so wenig von der unablässigen Arbeit meiner Eingeweide; von jenem System, in dem meine Blutblättchen kreisen, angetrieben von der Kraft eines heißen Herzens.


    oder


    Zitat

    Den Winter mag ich auch heute noch; er ist wie eine Tasche, in die man sich verkriechen kann, und schafft eine der besten Illusionen, die es gibt: daß die Zeit stillsteht.


    bleiben einem dabei besonders im Gedächtnis.


    Fazit:
    Diese Geschichte ist vielleicht nichts besonderes, sie ist vielleicht noch nicht einmal spannend aber sie vermag in ihrer Absurdität mit Witz und Traurigkeit zu berühren.


    4ratten