Henry James - Benvolio. Erzählungen.

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  • Henry James: Benvolio. Erzählungen. Manesse Verlag, 413 Seiten


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    Das Buch enthält folgende Erzählungen:
    Ein Landschaftsmaler (1866)
    Longstaffs Heirat (1878)
    Der Weg der Pflicht (1884)
    Benvolio (1875)
    Vier Begegnungen (1877)

    Amazon-Kurzbeschreibung
    Zum ersten Mal auf Deutsch: Frühe Erzählungen von Henry James.
    Im Komponieren schicksalhafter Zufallsbegegnungen und märchenhafter Wendungen ist Henry James unerreicht. Mit sprachlicher wie psychologischer Raffinesse macht er das Unwahrscheinliche plausibel und öffnet den Blick auf die Abgründe menschlicher Beziehungen. Die hier erstmals ins Deutsche übersetzten fünf Geschichten unterstreichen seinen Rang als einer der bedeutendsten amerikanischen Autoren an der Wende zur Moderne.


    Frei von materiellen Sorgen und ohne eine wirkliche Aufgabe loten James' Helden ihre Bestimmung vornehmlich auf Reisen aus: auf dem Weg von der Neuen in die Alte Welt, von der Stadt aufs Land. So flieht der kunstsinnige Mr. Locksley nach einer Trennung aus der von gesellschaftlichen Pflichten regierten Metropole New York in die ländliche Idylle Neuenglands. Die Liebe zu einer unschuldigen Fischertochter bahnt sich an. Doch nichts ist, wie es zunächst scheint.


    Trug oder Wirklichkeit? Drama oder Lustspiel? Trotz großer realistischer Genauigkeit gelingt es Henry James, die Gefühle seiner Helden und den Ausgang der Handlung in der Schwebe zu halten. In den hier ausgewählten Kabinettstücken, die zwischen 1866 und 1884 entstanden, treibt er gewohnt virtuos sein Spiel mit Ahnung und Zweifel der Leser. Prosa von unübertroffener sprachlicher Eleganz.


    Meinung
    Fünf Kurzgeschichten enthält dieses Manesse-Bändchen, einige davon erstmals ins Deutsche übersetzt. Würde man den Inhalt dieser Geschichten in zwei, drei Sätzen wiedergeben, dann wäre der Überraschungseffekt beim Lesen dahin, daher beschränke ich mich auf seine Themen, die auch das Nachwort vermerkt:
    „Verfehlte Liebe, verfehltes Leben! Schwache, windelweiche Männer, starke, geradlinige Frauen! Moralisches Handeln in einer amoralischen Gesellschaft! Amerikanischer Blick auf europäisches Wesen! Ironie!“


    Seine Geschichten leben davon, dass in ihr reiche und schöne Menschen auftreten, die offenbar keiner ordentlichen Beschäftigung nachgehen müssen und so ihre Liebschaften pflegen können. Die Beziehung zwischen Mann und Frau ist das Thema aller hier versammelten Geschichten, Alltagsprobleme kommen nicht vor. Die Geschichten werden meist aus der Perspektive eines allwissenden Erzählers, der am Rande mit den Figuren in Berührung gekommen ist, wiedergegeben. Der Ton dieser Geschichten lässt die Eleganz der Figuren, den Reichtum, die Gestelztheit, die gute Erziehung spüren. Es ist eine Lust, dies zu lesen. Ein unglaublich echter Ton, der mich erschaudern lässt. Diese Geschichten sind eine echte Entdeckung für mich. Alle fünf Geschichten sind sehr gute Weltliteratur, die Titelerzählung Benvolio ragt noch darüber hinaus.


    Dies ist ein Autor, über den man mehr wissen möchte, dessen Biografie nun interessiert, bei dem ich nun anfange, sein weiteres Werk nach vergleichbarem abzusuchen.


    Einfach zu lesen. Weltliteratur auf höchstem Niveau mit einem Unterhaltungswert der Extraklasse.


    5ratten


    Schöne Grüße,
    Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Klassikfreund ()

  • Den Thread habe ich glatt übersehen. :smile: Im vergangenen Herbst habe ich "Benvolio" gelesen und war genau wie du, Thomas, sehr begeistert und angetan!
    Meines Erachtens nach beherrscht James die Kunst der kurzen Erzählung genauso hervorragend wie die des Romans, wenn nicht sogar besser. Obwohl die Erzählungen recht kurz sind, hat man als Leser dennoch das Gefühl, dass darin alles stimmig ist und gar nicht mehr gesagt werden muss. Die sprachliche Eleganz kommt hier wirklich voll zum Tragen, was sicherlich auch an der erstklassigen Übersetzung liegt. Ich kann mich gar nicht entscheiden, welche der Geschichten mir am besten gefiel (toll sind sie alle), aber am meisten sind mir noch der Landschaftsmaler und Benvolio im Gedächtnis geblieben. Ganz große Literatur. Und so angenehm zu lesen!


    Hast du zwischenzeitlich mal eine Biographie von James gelesen? Es gibt eine von Fred Kaplan und natürlich James' Autobiographie. :winken: