Jens Wonneberger – Infarkt

  • Jens Wonneberger – Infarkt


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    Inhalt:
    In ihrem Alltag und Denken treffen vier Menschen in einem Supermarkt zusammen. Da wären Sabine Schwarzer, die Frau hinter der Käsetheke; Grundmann – Major a.D. und nun im Sicherheitsdienst im Supermarkt; Michalke der Soziologiestudent und schließlich noch Aex der Punk mit seinem Hund „Ratte“, der vor dem Supermarkt mit seinen Kumpels rumhängt und ab und zu eine Flasche Alkohol aus dem Schnapsregal stibitzt.


    Meine Meinung:
    „Infarkt“ ist ein kleiner leiser Roman, der mit keinem Helden aufwarten kann. Im Mittelpunkt stehen vier Normalos und ihr Leben an einem Tag. Eine Handlung läßt sich nur schwer erkennen, denn es passiert eigentlich auch nichts. Äußerlich sind diese vier Personen nur durch den Ort – den Supermarkt – verbunden. Dort treffen sie aufeinander oder auch aneinander vorbei. Jeder steht für sich allein und wird in einem jeweils eigenen Erzählstrang innerlich beleuchtet. Sie haben sich in ihrem Alltag eingerichtet und verharren in ihrer Gewohnheit. Dabei sind sie sich ihres Stillstandes bewußt, sind aber unfähig dieses zu überwinden. In diesem Verharren in der eigenen Situation stehen sie mit ihrer Angst vor allem Neuen/Fremden, denken ständig über das „Was wäre wenn“ und machen sich so abhängig in einer Art ungewollter Selbstisolation. Die vier Charaktere wollen nicht wahrgenommen werden, nicht auffallen aber tief in ihrem Innersten wollen sie es doch. Nur weiß das nur ich als Leser und habe so beständig den Drang, diese vier vereint zu sehen. Die Freude beim Lesen gipfelt immer wieder in den kleinen Situationen, in denen sich die Personen scheinbar aufeinander zubewegen und so ihre Grenzen überwinden. Aber es bleibt immer bei einem kurzen Aufflammen. Zusammen mit der Erzählperspektive wirken die vier Personen auf mich wie vier Magnete, die sich gegenseitig anziehen, im entscheidenen Moment den Pol wechseln und sich wieder abstoßen und ganz schnell wieder voneinader entfernen. Dadurch ergibt sich ein Nebeneinanderher – eine Distanz ohne kommunikative Berührungspunkte. Als Leser bin ich hier in einer Zwickmühle, die Personen wirken auf mich mal tragisch, mal einfach nur komisch, mal treudoof und mal jämmerlich wehleidig. Sie hinterlassen vor allem nach einem fulminanten aber tragischen Ende ein wenig Wehmut.
    Fazit: Ein sehr gelungener Roman, der ohne viele Taten unter anderem durch eine schlichte feinsinnige Sprache besticht.


    4ratten