James Bradley – Wrack

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    Inhalt: Der Archäologe David Norfolk ist besessen von der Vorstellung, an der Küste von New South Wales ein Schiff zu finden. Ein besonderes Schiff. Das Wrack eines portugiesischen Schiffes aus dem frühen 16. Jahrhundert. Damit würde die Geschichte von der „Entdeckung“ Australiens neu geschrieben werden müssen, eine seit langem diskutierte Theorie wäre bestätigt. Beim Graben mit seinen Studenten findet man aber zunächst eine Leiche, männlich, eingewickelt in eine Armeedecke, ca. 50 Jahre tot. In einer nahegelegenen Hütte lebt ein alter, schwerkranker Mann, der offensichtlich etwas über das Schiff und vielleicht auch über den Toten weiß. David übernimmt es, unterstützt von seiner früheren Freundin, der Ärztin und Rechtsanwältin Claire, den Sterbenden zu pflegen. Dieser entpuppt sich als Kurt Seligman, gleichfalls Archäologe, der ebenfalls nach dem Schiff zur Bestätigung der Theorie von der portugiesischen Entdeckung gesucht hatte. Stückchenweise erzählt er David sein Leben, und während der Zeit in der Hütte versuchen auch David und Claire, ihr Verhältnis zueinander zu ordnen.



    Meine Meinung: Richtig schlecht war's nicht, aber besonders überzeugend oder gar beeindruckend war's auch nicht. Bradley mengt ein bißchen viel durcheinander und so bleibt nichts rechtes übrig. Da ist zunächst einmal die Geschichte um David und Claire. Beide finden immer dann zueinander, wenn einer von beiden gerade den Verlust des langjährigen Partners zu verkraften hat: das erste Mal nach dem Tod von Davids Freundin, jetzt nachdem Claire von ihrem Freund verlassen wurde. Nicht gerade die besten Voraussetzungen, um sich in eine besonders langlebige Beziehung zu stürzen, die zwischen beiden vermutlich auch nicht möglich ist. Aber sich eingestehen, daß zwischen ihnen nur Sex funktioniert, wollen und/oder können sie auch nicht. Tja, da kann ich dann auch nicht helfen ...


    Kurts Lebensgeschichte ist die einer doppelten Obsession. Er ist besessen von dem Schiff, das er mit seinem Freund Fraser und auch allein lange gesucht hat, und er ist besessen von Veronica, die ihm aber sogar eine noch größere Enttäuschung bereitet. Das hätte noch interessant sein können, wenn Bradley hier nicht eine Erzählform gewählt hätte, die ich gar nicht leiden kann: Kurt erzählt nämlich auf dem Sterbebett, und er kommt immer bis zu einem wunderbar passenden Punkt, bevor er wieder mal einschläft, und natürlich stirbt er erst, als er wirklich alles Notwendige losgeworden ist, das er noch „beichten“ wollte. Nee, so etwas kann ich gar nicht gut ab.


    Dann gibt es noch eine Reihe von Exkursen zur Geschichte vor allem der portugiesischen Expansion rund um Afrika und in den Indischen Ozean sowie zur Kartographie. Das war zwar für mich zum größten Teil nicht neu und daher auch nicht sonderlich spannend, aber den interessantesten Aspekt des Romans habe ich trotzdem hieraus gezogen, und der ist mindestens für eine halbe Ratte in der Bewertung gut. Es gibt eine Anzahl von Karten aus Dieppe (einige zumindest in der von mir gelesenen Ausgabe als Bildtafeln enthalten), entstanden um die Mitte des 16. Jahrhunderts, die süd(öst)lich von Indonesien eine Landmasse zeigen, die als Java la Grande bezeichnet ist und deren Form Ähnlichkeit mit der australischen Nordküste hat. Über diese Theorie und die Diskussion darum, habe ich jetzt ein bißchen nachgelesen und finde die Vorstellung ganz amüsant. Um mich dieser Theorie anzuschließen oder sie für mich zu verwerfen, müßte ich mich aber weiter damit beschäftigen.


    Vielleicht habe ich kunstvolle Details übersehen, da ich es auf Englisch gelesen habe, aber bei mir hat sich nur den Eindruck eines zwar flüssig zu lesenden, aber nicht besonders nachhaltigen Romans festgesetzt. Dazu trägt sicher auch der Ablauf bei, sobald David und Claire sich bei Kurt in der Hütte einquartiert haben: Kurt erzählt, Kurz schläft ein, David und Claire schlafen miteiander, Kurt wacht auf und muß beruhigt werden und Medikamente bekommen, Kurt erzählt, Kurz schläft ein, David und Claire weisen einander ab, Kurt wacht auf und muß beruhigt werden und Medikamente bekommen, Kurt erzählt, Kurz schläft ein, ... :schnarch: Daher bleiben für die Bewertung nur:


    2ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Schönen Gruß,
    Aldawen