Sir Peter Ustinov – Krumnagel

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    Inhalt: Für seine langjährigen Verdienste im Polizeidienst für die nicht näher bezeichnete amerikanische Stadt erhält Chief Krumnagel bei einer Feierstunde nicht nur eine Urkunde aus den Händen des Gouverneurs, sondern auch Tickets für eine Weltreise mit seiner Frau. Diese Reise endet allerdings abrupt schon an der ersten Station in England, weil Krumnagel bei einer Kneipenstreiterei über Politik seinen Gegenüber kurzerhand mit seiner (natürlich nicht deklarierten) Dienstwaffe erschießt. Zwar glaubte er in Notwehr zu handeln, dabei suchte der andere nur nach einem Taschentuch. Natürlich wird Krumnagel wegen Totschlags verurteilt und findet sich in einem englischen Gefängnis wieder. Als eingefleischter Polizist tut er sich mit diesem Seitenwechsel ziemlich schwer, und als er einen Gefangenenausbruch verhindert, muß man ihn verlegen, damit ihn die Mithäftlinge nicht umbringen. Eigentlich würde man ihn in England gerne loswerden, aber Krumnagel entwickelt erst Ambitionen zu fliehen, als er einen Brief von seiner inzwischen Ex-Frau bekommt, die sich seinem Nachfolger im Polizeipräsidium an den Hals geworfen hat. Aber die wirklichen Prüfungen für Krumnagel kommen erst noch ...



    Meine Meinung: Ustinov treibt hier ein Spiel mit Vorurteilen, die vielleicht so weit hergeholt im Einzelfall nicht sind. Krumnagel verkörpert zunächst genau den Typus von wenig intellektuellem, aber patriotischen Amerikaner, über den man sich in Europa gerne amüsiert (dabei stammt der Roman schon aus dem Jahr 1971). Und wie weit die Verhaltensweisen, Vorstellungen und Moralkodizes zwischen den USA und England auseinanderklaffen, ist auch für mehr als einen Schmunzler gut.


    Aber so einfach ist die Story natürlich nicht. Krumnagel ist zwar wenig gewillt, seine Weltanschauungen zu ändern und durchaus der Ansicht, er habe sich so falsch nicht verhalten, trotzdem setzt in der Gefängniszeit ein Läuterungsprozeß ein, der ihn zurück in der Heimat vieles mit anderen Augen sehen läßt. Das Ausmaß an Korruption in der Stadt und vor allem die Willfährigkeit der Polizei, anderen als ethischen und moralischen Grundsätzen zu folgen, erschüttern ihn tief. Die Konsequenz, die er daraus am Ende zieht, ist aus seiner Denkweise heraus folgerichtig, wenn auch keine Lösung des Problems und sorgt in den Pressemeldungen auch in England erneut für Verwirrung. Wie seine weitere Karriere aussieht, läßt sich dabei ohne weiteres erahnen.


    Vieles kommt hier vordergründig witzig daher, mit einem Spektrum zwischen Ironie (davon hätte es mehr sein dürfen) und fast schon Slapstick. Leider kann das nicht darüber hinwegtäuschen, daß es auch die ein oder andere Länge sowie ein paar weniger gelungene Szenen gibt, die mich eher den Kopf schütteln ließen. Insgesamt war es eine ganz nette Unterhaltungslektüre, aber vermutlich ohne sonderliche Nachhaltigkeit in der Erinnerung.


    3ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen