Alessandro Baricco - Land aus Glas

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  • Hallo, ihr Lieben!


    Seit "Novecento" bin ich großer Baricco-Fan. Er hat einen ganz eigenen Stil, der auch in diesem Buch wieder allgegenwärtig präsent war.


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    Inhalt:
    Irgendwann im 19. Jahrhundert, irgendwo in Europa, in dem Städtchen Quinnipak, das es eigentlich gar nicht gibt, spielt die Geschichte dieses Romans. Sie handelt von Jun, deren Lippen jeden, der sie ansieht, verrückt machen. Von ihrem Mann Mr. Rail, Direktor einer Glasfabrik, der davon träumt, eine schnurgerade, unendliche Eisenbahnlinie zu bauen. Von Pekisch, dem Erfinder und Komponisten des Ortes, der alle Töne in sich trägt und ein menschliches Musikinstrument entwickelt, das aus den Bewohnern von Quinnipak besteht.
    Zu diesen skurrilen, phantastischen Gestalten gesellt sich eines Tages noch Hector Horeau, ein genialer Architekt aus Paris, der mit Mr. Rails Hilfe ausgerechnet in Quinnipak einen Glaspalast von noch nie dagewesenen Ausmaßen errichten will. Doch nicht nur er muß schließlich erkennen, daß das Leben nicht nur aus Luftschlössern bestehen kann.


    Meine Meinung:
    Was diese Kurzbeschreibung nur anschneidet, elaboriert Baricco auf 255 wunderbaren Seiten so, dass man sich kaum des Zaubers des Dorfes Quinnipak entziehen kann.


    Zuerst war ich verwirrt. Worum geht es in diesem Buch? Erzählt es überhaupt eine Geschichte? Oder ganz viele, die ineinander verwoben sind? Oder steckt dahinter gar kein tieferer Sinn und nur der Wunsch danach, schillernde Charaktere und verrückte Ideen zu erfinden?
    Alle diese Dinge sind zutreffend. Baricco erzählt abwechselnd von diesem und jenen Charakter, von Mr. Rail und seiner Frau Jun, die - obwohl sie imr persönlich fremd geblieben sind - einen besonderen Zauber aufeinander und auch auf den Leser auswirken. Pekisch und Pehnt, die eine Art Vater-Sohn-Beziehung haben, sind mir besonders ans Herz gewachsen. Pekisch, der das Humanophon erfunden hat (eine Art Orgel, deren Pfeifen Menschen sind :breitgrins: :spinnen:) und der Pehnt mit Rat und Tat zur Seite steht. Pehnt versucht das Leben zu verstehen, indem er sich kurze, aber aussagekräftige Notizen in ein kleines Heft macht. Mein Lieblingszitat aus dem Buch ist auch eines aus Pehnts Notizbuch, nämlich dieses:


    Zitat

    1901. Sex. ERST die Stiefel ausziehen, DANN die Hosen.


    Nicht zu vernachlässigen sind aber Charaktere, die nur kurz auftauchen und etwa einen Monolog führen, der genau ein Kapitel lang dauert, und die dann wieder in den Hintergrund treten. Auf wenigen Seiten macht Baricco diese Charaktere so lebendig, dass langsam, Seite für Seite, die Stadt Quinnipak von einem anonymen Dorf zu einem Ort voller geliebter oder auch unsympathischer Leute wird. Manche von ihnen hat man gerne, manche sind einem egal, aber alle gehören sie zum großen Ganzen, das dieses fiktive Dorf so liebenswert macht.


    Auf meiner Ausgabe steht hinten drauf: Ein Buch wie eine Wundertüte.


    Das kann ich nur bestätigen, denn die verrückten Ideen der Charaktere und deren Ausführung (falls diese möglich ist) lassen einen staunen und dieses Buch einfach nur genießen. Mit einem Augenzwinkern und einem Schmunzeln auf den Lippen.


    4ratten


    Liebe Grüße,
    Wendy (die noch mehr Baricco will!)

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog


  • Zuerst war ich verwirrt. Worum geht es in diesem Buch? Erzählt es überhaupt eine Geschichte? Oder ganz viele, die ineinander verwoben sind? Oder steckt dahinter gar kein tieferer Sinn und nur der Wunsch danach, schillernde Charaktere und verrückte Ideen zu erfinden?


    Das habe ich mich auch gefragt - und fand's trotzdem toll :breitgrins:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen