Jari Tervo - Die Geschichte meiner Familie

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Inhalt:
    Der in Finnland bekannte Schriftsteller T. Hat seit 3 Jahren kein Buch mehr geschrieben und veröffentlicht. Sein Verleger drängelt ihn daher die Biographie des Serienkillers Matias Hermanni Kuukeli zu schreiben. Eigentlich schreibt er aber an seinem eigenen Epos „Die Geschichte meiner Familie“, läßt sich dann aber auf das Vorhaben ein und nimmt über den Gefängnisdirektor Kontakt zu Kuukeli auf. Nebenbei versucht besagter Gefängnisdirektor sein eigenes Manuskript über T. An die Öffentlichkeit zu bringen, stirbt aber plötzlich und so gerät T. In Versuchung, dieses Manuskript für seine eigene Familiengeschichte zu nutzen.
    Privat läuft alles auch nicht so gerade, denn seine Mutter ist vor anderthalb Jahren spurlos verschwunden, der Vater hat eine viel jüngere Freundin und Frau seine Frau mit den Kindern fordern Aufmerksamkeit.
    Und so trifft sich T. immer wieder mit Kuukeli und versucht anhand dessen Geschichte unter anderem für die Motive nach den Morden zu suchen. Dabei stellen sich nach und nach Parallelen zu seiner eigenen Geschichte, zu den Taten Kuukelis und zu aktuell bekannten Personen heraus.


    Meine Meinung:
    Meine Empfindungen zu diesem Roman gehen stellenweise stark auseinander. Vom Grundsatz her hat Tervo hiermit eine wirklich interessante spannende und zugleich absurde Geschichte geschrieben. Trotzdem hält sich meine Begeisterung stark in Grenzen – das liegt zum einen an der Sprachwahl und zum anderen an diversen für mich unsinnigen Inhalten, aber auch am Aufbau des Romans bzw. der Handlung. Insbesondere die erste Hälfte der Geschichte ist schwer verdaulich, da ich als Leser mit Informationen gefüttert werde, die mich entweder nur aufs Glatteis führen oder auch für den weiteren Verlauf wichtig sein könnten. Diese Informationen sind allerdings nicht geordnet – der Inhalt ist vielmehr verschachtelt durch innerhalb eines Absatzes wechselnder Schauplätze, Perspektiven und Zeitgefüge. Desweiteren ist der Text gespickt mit den üblichen Klischees, so ist der Protagonist natürlich dem Alkohol und dem Sex verfallen, während auch gleich noch der Nachbar dem Hochprozentigen zuspricht. Eine wirkliche Charakterstudie kann man von diesem Buch nicht erwarten, alle Personen erfüllen in hohem Maße ihre Klischees. Man möchte meinen, in Finnland gibt es nur Verrückte, Nutten und Alkoholiker. Damit kann ich mich zum Beispiel in den Bücher von Arto Paasilinna gut anfreunden aber leider erreicht „Die Geschichte meiner Familie“ nicht dieses Niveau.
    Dies empfinde ich vorallem aus zweierlei Gründen:
    1.Tervo bedient sich größtenteils fäkaler Begriffe. Den eigentlich im Klappentext gepriesenen lakonischen finnischen Humor verliert die Geschichte dadurch gänzlich. Ich habe sicherlich nichts dagegen, wenn im gewissenen Sinne vulgäre Sprache als Stilmittel eingesetzt wird aber einem Roman, dessen Begrifflichkeiten sich überwiegend unterhalb der Gürtellinie bewegen, kann ich nichts abgewinnen.
    2.Neben der fäkalen Sprache besteht dieses Buch aus dem auswüchsigen Sexualleben des Protagonisten allerdings jenseits knisternder Erotik, was man bei der verwendeten vulgären Art und Weise auch nicht erwarten kann.


    Das letzte Drittel des Buches entschädigt handlungsbedingt aber für einiges – in einem überaus rasantem Tempo nähert man sich dann dem Höhepunkt bzw. dem Ende der Geschichte. Wer im ersten Teil gut aufgepasst hat, dem stockt ein wenig der Atem, der seufzt angesichts des Rätsels Lösung, der fiebert mit und lacht aufgrund der aberwitzigen Verbindungen zwischen den Personen. Ein für mich fulminantes befriedigendes Ende – Cliffhanger oder nicht, das ist die letzte beunruhigende Frage.


    Fazit:
    Eine abstruse Geschichte, die eigentlich nicht spannender sein könnte aber zwischen Kneipe, Klo und Knast bleibt ein schales Gefühl, da durch die Schlüpfrigkeiten auch die Hauptpersonen relativ charakterlos bleiben.


    Es gibt nur
    2ratten