Rafik Schami – Milad

  • Vollständig lautet der Titel Milad. . Von einem, der auszog, um einundzwanzig Tage satt zu werden, aber das paßt nicht in den Betreff :breitgrins:


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    Inhalt: An einem heißen Sommermittag in Damaskus fährt Rafik Schami, noch Student an der Uni, nach Hause und findet quasi vor der eigenen Haustür den kranken Milad, den er aus Malula kennt. Er nimmt ihn mit nach Hause, man holt einen Arzt und die Familie päppelt Milad wieder hoch. Schließlich gelingt es dem Studenten, Milad zum Erzählen seiner geheimnisumwitterten Lebensgeschichte zu bewegen. Acht Nächte lang erzählt Milad ...


    Er stammt aus armer Familie, die Mutter hatte nach dem Tod des Vaters wieder geheiratet, aber der Stiefvater entpuppt sich als ein gewalttätiger Mensch, der die Frau und den Jungen prügelt und ihnen kaum das Nötigste zum Leben gönnt. Nach einer handgreiflichen Auseinandersetzung flüchtet Milad in eine Höhle, wo ihm eine Fee erscheint. Sie verspricht ihm einen Schatz, sobald es ihm gelingt, einmal einundzwanzig Tage hintereinander satt zu werden. Die folgenden Jahre sind geprägt von Milads abenteuerlichen Weg durchs Land, aber immer auch zurück nach Malula, und immer auf der Suche nach einem Ort, einer Anstellung, die es ihm erlaubt, einundzwanzig Tage hintereinander satt zu werden. Dabei trifft er auf Geizkragen, Betrüger, Mörder, Grabräuber, Prostiuierte, Magier, Gärtner und landet in diversen Gefängnissen sowie in einem Bordell. Selbstverständlich gelingt es ihm zu guter Letzt, endlich die einundzwanzig Tage zu erfüllen, aber worin der Schatz genau besteht, das verrate ich natürlich nicht :zwinker:



    Meine Meinung: Wie auch andere von Schamis Bücher, besteht diese Geschichte aus einer Mischung aus Märchen und Moderne, die ich gut gelungen finde. Natürlich hätte ich Milad manches Mal schütteln mögen, weil er das greifbare Glück so leichtfertig verspielt, da hilft auch nichts, daß er es selbst einsieht. Man muß allerdings zugeben, daß seine Beweggründe dafür manches Mal durchaus ehrenhaft sind und man ihm den Verzicht auf den Schatz daher nicht als pure Dummheit vorwerfen kann. Dafür hat mich das Ende aber mit allen Abenteuern zuvor versöhnt, und das sogar noch schneller als Milad selbst ...


    Form und Erzählton erinnerten mich an Erzähler der Nacht, wer diesen Schami nicht so mag, sollte von Milad vielleicht auch besser die Finger lassen. Bei der Lektüre kam mir eine Frage in den Sinn, die ich nur leider nicht beantworten kann, nämlich danach, wieviel arabische und wieviel deutsche Erzähltradition hier tatsächlich zusammenfließen, wie „angepaßt“ an ein deutsches Orient-Bild die erzählerischen Mittel sind und damit zusammenhängend, ob diese Bücher in anderen Ländern überhaupt genauso viel Erfolg haben können (ich weiß, daß er in viele Sprachen übersetzt ist, was aber nur ein begrenzt tauglicher Indikator ist). Wahrscheinlich wären sie schon völlig anders geschrieben worden, wenn Schami nicht seit Jahrzehnten in Deutschland, sondern in – sagen wir mal – Frankreich lebte. Aber wie dem auch sei, mir hat es jedenfalls gut gefallen, eine richtig nette Zwischendurchlektüre.


    4ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen