Martin Suter - Der Koch

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 1.773 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von mondy.

  • Der Koch von Martin Suter


    Die Geschichte:


    Maravan, ein tamilischer Asylbewerber anfang 30, kann kochen wie ein junger Gott. Doch in Zürich darf er nur als Küchenhilfe arbeiten was ihn frustriert. Er kann herrliche aphrodisierende Gerichte zaubern und als eine ehemalige Kollegin vorschlägt die Firma/Catering Love Food zu gründen, sagt er zu. Nur aus Geldnot, denn er muss seine Familie in Sri Lanka unterstützt, dort spitzt sich die politische Lage immer mehr zu und Maravans Tante braucht teure Medikamente.


    Durch ihre Liebesmenüs machen sie sich schnell einen Namen, allerdings werden auch immer mehr Menschen aus Politik und Wirtschaft ihre Kunden und somit auch Menschen, die krumme Geschäfte tätigen. Maravan und Andrea bekommen mit der Zeit mehr Einblick als es ihnen lieb ist ...


    Meine Meinung:


    Anfang und Mittelteil haben mir sehr gut gefallen. Maravan war mir sofort sympathisch, was er kocht wird immer genau beschrieben und man hat regelrecht einen Zimt-Curry-Duft in der Nase :) Man erfährt einiges über die Lage in Sri Lanka, der Asylbewerber in der Schweiz und wie Politiker und Wirtschaftsmenschen diese Lage schamlos ausnutzen.


    Im Anhang des Buches befinden sich alle Menüs mit Rezepten, finde ich schön.


    Dann allerdings das Ende des Buches. Schnell, abgehackt, unpersönlich, enttäuschend. Schade, das Buch war wirklich ein Wohlfühlbuch - also das bleibt es auch aber das Ende liest sich als hätte Suter keine Lust mehr gehabt zu schreiben :sauer:


    Trotzdem kann ich das Buch empfehlen, angenehmer Schreibstil und nicht zu lang (geeignet für 1-2 Abende).Und es ist auch ein Buch über die Sorgen von Menschen unter uns die wir nur all zu gerne übersehen ...


    4ratten


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  • Moin


    Ich fand das Buch auch sehr klasse: es ist wirklich sehr gut umschrieben, liest sich gut und bietet eine gewisse Spannung. Zwischen Liebes-Menue, Kriegswirren und Managertum hat es div. Facetten
    zu bieten.


    Leider muss ich mich meinem Vorschreiber anschliessen: das Ende wirkt sehr abgehakt....da hatte Suter wohl wirklich keine Lust mehr. Da hätte man wirklich mehr rausholen können. Schade.
    Aber da es eines der wirklich guten Bücher war, die ich in letzter Zeit gelesen habe, gibt es auch von mir
    4ratten

    Opa Pittschikowski aus dem Ruhrrevier, kennt die Blauen Knappen schon seit 1904 - niemals tat er fehlen, nur einmal war er krank - Oma tat er quälen wenn er schon morgens sang:<br /><br />Ob ich verroste und ver

  • Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen: Anfang und Mittelteil sind klasse und man hat ständig den Geruch von Curry und Kokosnussöl in der Nase :breitgrins:. Dann geht es etwas durcheinander mit dem Catering-Service, dubiosen Waffengeschäften und dem Bürgerkrieg in Sri Lanka bevor sich die Fäden wieder zusammenfügen.
    Das Ende fand ich gar nicht mal so schlecht, auch wenn es tatsächlich etwas abrupt war. Wenigstens bezahlt einer der "Bösen" für seine üblen Machenschaften...


    Deshalb vergebe ich:
    4ratten

    :lesen: Anthony Powell - The Kindly Ones <br /><br />Mein SUB<br />Meine [URL=https://literaturschock.de/literaturforum/forum/index.php?thread/32348.msg763362.html#msg763362]Listen

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    Zum Inhalt:
    Maravan, ein in der Schweiz lebender Tamile, arbeitet als Küchenhilfe. Seine eigentliche Profession, das Kochen, lebt er privat. Die Kunst der ayurvedischen Küche hat er von seiner Großmutter gelernt, und auch deren Wirkung, einschließlich der aphrodisierenden. So gelingt es Maravan, die schöne Kellnerin Andrea zu verführen. Sie ist von der Wirkung so beeindruckt, dass sie gemeinsam mit Maravan das Catering „Love Food“ gründet. Anfangs ein Service für Ehepaare, vermittelt durch eine Paartherapeutin, wandelt sich „Love Food“ zu einem Dienstleister für einen Escort-Service. Dies verstößt gegen Maravans traditionelle tamilische Moralauffassung, aber es bringt Geld, und das benötigt Maravan dringend: Er wird von den tamilischen Befreiungskämpfern, der LTTE erpresst. Die Armee Sri Lankas geht brutal gegen die tamilische Bevölkerung vor. Die LTTE kämpft gegen die Armee, aber sie rekrutiert auch Kindersoldaten, unter anderem Maravans Neffen. Es ist unter den in der Schweiz lebenden Tamilen trotzdem üblich, die LTTE und damit den Befreiungskampf finanziell zu unterstützen. Maravan hat sich daran nicht beteiligt, da er keinen Sinn darin sieht, auf Krieg mit Krieg zu reagieren. Doch als es um seinen Neffen geht, hat die LTTE ein Druckmittel.

    Als Nebenhandlung erzählt der Roman von dem Geschäftsmann Dalmann, der durch die Bankenkrise 2008 viel Geld verloren hat und sich nun auf dubiose Geschäftspraktiken einlässt, um seine Kasse aufzubessern. Im Gegensatz zu Maravan hat er keine moralischen Bedenken. Durch Dalmanns Vermittlungen werden Waffen aus der Schweiz in die USA verkauft, die dann über mehrere Kanäle in Sri Lanka landen.



    Meine Meinung:
    Diese hochspannende Geschichte greift die aktuelle Globalisierungsthematik auf und zeigt die Verstrickungen des Westens in sogenannte „Drittweltkriege“ durch Waffenverschiebungen. Gleichzeitig vermittelt sie einen Einblick in sogenannte Randbereiche unserer Gesellschaft. Dass es dabei nicht ganz ohne Klischees zugehen kann – die attraktive, aber lesbische Kellnerin, der moralisch über allem stehende und hochbegabte Asylant, der korrupte, aber impotente Geschäftsmann, die insgesamt degenerierte Wohlstandgesellschaft gegenüber den kulturellen Traditionen der Tamilen – kann ich hier verschmerzen. Der Roman wirkt authentisch und gut recherchiert, die Figurenzeichnung ist lebendig. Die Schwächen in der Form werden durch den Inhaltsreichtum mehr als wettgemacht.
    Einziges Manko und damit leider Abzug einer Ratte: Der Schluss ist niveaulos.
    4ratten

    Ich bin ein trockener Workaholic. (Vince Ebert)

  • Meine Meinung
    Mich hat das Buch positiv überrascht. Ich habe schon oft gehört, dass dieses Buch, gemessen an Suters anderen Werken, nicht so gut sein soll. Mir hat es jedoch gefallen, besonders die Verflechtung von Politik bzw. Wirtschaft mit etwas so Banalem wie Essen. Eigentlich fand ich die politischen Verstrickungen am packendsten: die Entwicklung in Sri Lanka, der Einfluss der westlichen Welt und die allein auf Profit ausgerichtete Skrupellosigkeit der Wirtschaftsmänner. Doch auch die Tamilen, die vor dem Krieg in die Schweiz geflüchtet sind, sind nicht alle Unschuldslämmer. Erpressungen, Drohungen und falsche Versprechungen sind an der Tagesordnung.


    In diesem Szenario bewegt sich Maravan, ein tamilische Asylbewerber, der eigentlich nur einer geregelten Arbeit nachgehen will. Unglückliche Umstände zwingen ihn schließlich dazu, aphrodisierende Liebesmenüs für betuchte Männer und deren Gespielinnen zuzubereiten ... eine Tätigkeit, die ganz und gar nicht Maravans Moralvorstellungen entspricht. Es ist spannend zu beobachten, wie er sich immer weiter von seinem anfänglichen Standpunkt entfernt, um für seine Familie sorgen zu können. Ich habe richtig mit Maravan gelitten und ihm gewünscht, dass er endlich zur Ruhe kommen kann, nur um dann miterleben zu müssen, wie der nächste Mist passiert. Das hier so oft kritisierte Ende fand ich nach allem folgerichtig und schlüssig. Für mich war es rund.


    Mit Andrea, Maravans Arbeitskollegin, bin ich leider nicht so gut zurecht gekommen. Irgendwie habe ich keinen richtigen Draht zu ihr aufbauen können und fand sie durchweg unsympathisch.


    Ein weiterer Aspekt dieses Buches sind natürlich die Gerichte, die Maravan zubereitet. Beim Lesen läuft einem das Wasser im Munde zusammen! Ich habe auch noch das Glück, dass ich vor einigen Jahren in Sri Lanka war und mir so - gerade bei den traditionell zubereiteten Gerichten - gut vorstellen konnte, wie es schmeckt. Köstlich!


    Insgesamt konnte ich das Buch überzeugen, auch wenn ich mir für Andrea eine andere Charakterdarstellung gewünscht hätte. Ich vergebe 4ratten.

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)