Dante Alighieri - Die Göttliche Komödie

Es gibt 34 Antworten in diesem Thema, welches 13.462 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von dodo.


  • Was mich dann schon verwundert hat, ist, dass auch geistige Führer in der Hölle zu finden sind, wie etwa Papst Anastasius II. Insgesamt besteht die Hölle aus neun Kreisen. Im letzten Kreis sitzen die schlimmsten - die Verräter. Aber bis dahin ist es noch eine lange Reise...


    Katrin


    Oh, da kommen noch mehr. Ich hatte während dem Lesen immer öfter das Gefühl, dass Dante via dieses Stückes mit einigen von den Klerikern abrechnet. Ich fand es übrigens sehr unfaur, dass alle die, welche nicht gläubig sind, in der Hölle landen. Wenn auch nur in der Vorhölle, aber viele konnten gar nichts dafür, denn sie hatten ja nie eine Chance auf Grund ihrer Zeit, gläubig zu werden.


    Ich werde gespannt deine weiteren Eindrücke verfolgen.


    Viele Grüße Tina


  • Jaqui - Ich bin sehr froh, dass du das Buch liest und ich hier mitlesen kann. Ganz bestimmt werde ich es nie selbst lesen, aber deine Eindrücke werde ich mit großem Interesse verfolgen.


    Sag niemals nie. Ich war auch immer überzeugt davon dass ich mich nie an Dante wagen werde, aber es macht echt Spaß sich mit dem Thema auseinander zu setzen.



    Oh, da kommen noch mehr. Ich hatte während dem Lesen immer öfter das Gefühl, dass Dante via dieses Stückes mit einigen von den Klerikern abrechnet.


    Das kann sein dass er mit denen abrechnet. Ich fand es nur sehr verwunderlich, weil Dante das Buch ja um 1300 geschrieben hat. Hätte nicht gedacht dass sich in dieser Zeit das wer traut so gegen die Kirche zu rebellieren.




    Ich fand es übrigens sehr unfair, dass alle die, welche nicht gläubig sind, in der Hölle landen. Wenn auch nur in der Vorhölle, aber viele konnten gar nichts dafür, denn sie hatten ja nie eine Chance auf Grund ihrer Zeit, gläubig zu werden.


    Das fand ich auch sehr gemein. Als ich den Namen Vergil las habe ich auch sofort bei wikipedia nachgesehen ob er vielleicht jemanden ermordet hat oder so. Also irgendein Vergehen dass die Hölle rechtfertigen würde. Dass er dann "nur" den falschen Glauben hatte, wie zahlreiche andere hat mich dann schon verwundert. Aber wir dürfen eben nicht vergessen in welcher Zeit wir sind. Sogar meine Urgroßmutter glaubte noch, dass Neugeborene die sterben und nicht getauft sind in der Hölle landen werden und keine Chance auf Erlösung haben.
    Und Dante lebte immerhin ein paar Jahrhunderte davor. :breitgrins:


    Katrin

  • Dante und Vergil treffen im 12. Gesang auf den Minotaurus von Kreta, der den siebenten, achten und neunten Kreis, den Zugang zur inneren Hölle bewacht. Die Menschen dort werden von Kentauren gequält, unter anderem Alexander der Große oder Attila.


    Dann geht es weiter mit Selbstmördern, diese müssen als Bäume ihr Dasein fristen. Dann erkennt Dante jemanden, der er gut kennt: seinen einstigen Lehrer Brunetto Latini. Warum Dante ihn dort hingesteckt hat, ist übrigens nicht ganz klar.


    Im 18. Gesang fliegen Vergil und Dante auf dem Drachen Geryon. Den hat Dante auch ein wenig zweckentfremdet. In der griechischen Mythologie hat Geryon im Grunde eine andere Funktion: "Er besaß drei an der Hüfte zusammengewachsene Leiber und wird oft gerüstet mit drei Schwertern und Schilden sowie manchmal geflügelt dargestellt."
    Bei Dante dagegen: Statt dreier menschlicher Oberkörper vereint Geryon nunmehr in sich die drei Naturen von Mensch, Schlangenwesen und löwenähnlichem Raubtier. Statt dreier Häupter besitzt er jetzt nur noch ein einziges.


    Und noch ein sehr bekannter Vertreter der Mythologie sitzt in der Hölle: Jason, der das Widderflies dem Volk von Kolchis raubte.
    Ich finde Dantes Stil einfach wunderbar, deshalb hier eine kleine Kostprobe:


    Da sprach mein Hort: "Sieh, noch mit Stolz im Gang,
    Den Großen, der sich keine Klag’ erlaubte,
    Dem aller Schmerz noch keine Trän’ entrang.


    So königlich noch an Gestalt und Haupte!
    Der Jason ist’s, der durch Verstand und Mut
    Das Widdervlies dem Volk von Kolchis raubte.


    Nach Lemnos kam er, als in ihrer Wut
    Die Frau’n, die glühend Eifersucht durchzuckte,
    Vergossen hatten aller Männer Blut;


    Wo er durch Worte, täuschend ausgeschmückte.
    Berückt Hypsipylen, das junge Herz,
    Die alle Frau’n von Lemnos erst berückte.


    Dort ließ er schwanger sie in ihrem Schmerz.
    Dies bracht’ ihn her; und gleiche Straf’ erheischen
    Medeas Leiden, einst ihm Spiel und Scherz.


    Jason befindet sich übrigens eine Stufe höher als Schmeichler und Huren. Der achte Höllenkreis ist in zehn Gräben unterteilt, die gilt es jetzt zu durchwandern.
    Bis zum Ende der Hölle sind es trotz allem noch 15 Gesänge. Aber ich freue mich schon darauf sie zu erkunden.


    Katrin

  • Ich bin wieder ein Stück weiter gekommen. Über die letzten Gesänge kann ich aber nicht viel sagen, da es hauptsächlich um Mythologie geht und wenige Menschen vorkommen, die man allgemein kennt.


    So kommen einige Seher aus der griechischen Mythologie vor und ein Astrologe namens Guido Bonatti, ein Zeitgenosse von Dante.


    Sehr interessant finde ich eine Stelle aus dem 21. Gesang:


    Und dann zu uns: "Auf diesem Felsenstücke
    Kommt ihr nicht weiter, denn im tiefen Grund
    Liegt längst zertrümmert schon die sechste Brücke.


    Und wollt ihr fort, geht oben, längs dem Schlund,
    Dann seht ihr vorwärts einen Felsen ragen
    Und kommt darauf bis zu dem nächsten Rund.


    Denn gestern, um euch alles anzusagen,
    War’s just zwölfhundertsechsundsechzig Jahr,
    Seit jenen Weg ein Erdenstoß zerschlagen.


    Diese Worte richtet ein Teufel an Dante und Vergil um sie am Gehen zu hindern. Wenn man von den Lebensdaten Dantes ausgeht und 1.260 Jahre zurück rechnet, findet man in Italien ein Erdbeben und zwar in Pompej: Ein großes Erdbeben, von dem sich Pompeji zum Zeitpunkt seines Unterganges noch nicht wieder ganz erholt hatte, erschütterte am 5. Februar 62 die Region um den Vesuv und richtete in Pompeji große Schäden an.


    Ob Dante tatsächlich auf dieses Beben anspielt, weiß ich nicht. Werde das aber mal nach recherchieren.


    Ansonsten erzählt er laut meiner Interpretation auch noch von Kajaphas, der dazu geraten hat Jesus zum Wohl des Staates zu töten. Mir ist dieser Name allerdings nirgends aufgefallen. Vielleicht habe ich ihn überlesen.


    Katrin

  • Ich habe die Hölle bezwungen!


    Nun geht es ab ins Fegefeuer, aber noch ein paar abschließende Worte zur Hölle.


    Die letzten Kapitel habe ich fast in einem Durch gelesen. Und so bin ich zum Beispiel auch dem Stifter des Islam, Mohammed, begegnet. Da er ein Glaubensspalter ist, stellt Dante ihn genauso dar: gespalten. Zuvor werden noch im siebten Graben Menschen von Schlangen angegriffen oder verschmelzen mit ihnen. Dante hat das sehr anschaulich dargestellt. Beim Lesen wurde mir regelrecht schlecht.


    Im letzten Graben des achten Höllenkreises sitzen dann die Fälscher, Alchemisten und falschen Zeugen. Dante hört ihrem Gezänk fasziniert zu und wird dann von Vergil angehalten weiter zu gehen. Man solle die Menschen die hier leiden nicht so anstarren.


    Im letzten Kreis der Hölle sehen wir als erstes Riesen, deren Namen mir alle nichts sagen.
    Und am Grund der Hölle sitzen dann alle Verräter und in ihrer Mitte steckt der gestürzte Luzifer im Eis und in seinen drei Mäulern sitzen die Erzverräter Judas, Brutus und Cassius.
    Bei letzterem musste ich mal nachsehen wer das ist: "Gaius Cassius Longinus (* vor 85 v. Chr.; † 42 v. Chr.) gilt neben seinem Freund und Schwager Marcus Iunius Brutus als das Haupt der Verschwörung gegen Gaius Iulius Caesar."


    Als Dante und Vergil also die Hölle durchschritten haben, klettern sie über das Fell von Satan in eine neue Hemisphäre und gelangen entlang einem Bach zurück zur Lichtwelt.


    Also auf ins Fegefeuer!


    Katrin

  • Ja, das ganze Buch ist in Gesängen geschrieben, die in einer Versform zu je drei Zeilen verfasst sind.


    [klugscheissmodus]Terzinen. Hat Dante "erfunden". [/klugscheissmodus] :winken:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Seit ich in den späteren 1990ern auf einem Flohmarkt eine Ausgabe der "Göttlichen Komödie" mit Holzstichen von Gustav Doré aufgestöbert hatte, wollte ich sie auch lesen. Ein- zweimal hatte ich auch damit begonnen, es aber nie über die Einleitung geschafft. Die Gründe dafür waren so einfach wie wahrscheinlich auch dumm - einerseits mangelndes Selbstvertrauen, Dante und sein Werk verstehen zu können, andererseits auch Müdigkeit beim Lesen, die die Auseinandersetzung mit einem anspruchsvollen Text, der in der antiquarischen Ausgabe in Fraktur gedruckt ist, wenig ansprechend erscheinen ließ. Trotzdem hatte ich mir immer vorgenommen, mir irgendwann die Zeit und die Muße zu nehmen, Dantes Werk nicht nur im Regal herum stehen zu haben, sondern auch zu lesen.


    Im Zuge dieser Monatsrunde "666: The Number of the Beast" ist es endlich so weit. Diesmal werde ich mich an die Lektüre machen. Da mir sicher einiges an Hintergrundwissen fehlt, habe ich mir zur Unterstützung Sekundarliteratur besorgt, die ich parallel beziehungsweise im Anschluss lesen werde und zwar von Franziska Meier: "Dantes göttliche Komödie; Eine Einführung" erschienen im C.H.Beck-Verlag. Außerdem konnte ich der Versuchung nicht widerstehen und habe mir zusätzlich die Prachtausgabe aus dem Lambert Schneider Verlag gegönnt, in die ich mich auf den ersten Blick verliebt habe.


    Da in meinen beiden Ausgaben zwei unterschiedliche Übersetzer am Werk waren, werde ich sie parallel lesen. Die neue Ausgabe wurde von Walter Naumann übersetzt, die antiquarische aus dem Jahr 1921 von Dr. Karl Witte. Ich bin schon neugierig, welche Übersetzung für mich zugänglicher ist und welche mir besser gefallen wird.


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    Einmal editiert, zuletzt von dodo ()

  • Viel Spaß. Ich habe die Komödie vor ein paar Jahren gelesen. Sie ist nicht schwer. Aber um sie zu verstehen habe ich auch sekundärliteratur gebraucht.

    Einiges was für dantes Zeitgenossen logisch war ergab für mich einfach keinen Sinn.

  • Detail am Rande: Der Name des Autors endet auf 'i', nicht auf 'ie': Dante Alighieri.


    Sie ist nicht schwer.

    Ja? Ich hatte schon bei den Einträgen von dodo den Verdacht, dass wir da nicht dasselbe Buch lesen bzw. gelesen haben ...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)