Kai Meyer - Das Gelübde
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Inhalt:
Herbst 1818. Die Augustinerin Anna ist von schwerer Krankheit gezeichnet und muss seit Jahren das Krankenbett hüten. Fast jede noch so kleine Bewegung bereitet ihr Schmerzen. Aufgrund ihrer Marienvisionen empfängt sie christliche Besucher aus aller Welt und erfährt von ihnen Verehrung. Es gibt jedoch nur vier Personen, die sich wirklich um sie kümmern: ihre resolute und nicht allzu freundliche Schwester Gertrud, ihren Arzt Dr. Wesener, ihren gestrengen Beichtvater Pater Limberg und den gutmütigen Abbé Lambert.
Der Dichter und Lebemann Clemens Bretano wird von seinem Bruder gebeten, der Augustinerin einen Besuch abzustatten und willigt ein, unwissend, auf was er sich einlässt. Er zeigt zunächst wenig Begeisterung, denn er ist überzeugter Atheist. Doch Anna übt eine ungeahnte Faszination auf den Dichter aus. Umgekehrt scheint Anna seine Gegenwart ebenfalls zu genießen, sie sieht ihn als Vertrauten, mit dem sie über ihre Sorgen und Nöte sprechen kann. Clemens Brentano jedoch weigert sich beharrlich, an Annas Visionen zu glauben. Aber es erscheinen ihm nach kurzer Zeit selbst äußerst eigenartige Traumbilder. Eines Tages schließlich eröffnet die Nonne ihm ein ungeahntes Geständnis. Dies führt schließlich dazu, dass die merkwürdige und ungleiche Beziehung immer inniger wird und sich Dichter und Nonne sehr nahe - zu nahe? - kommen...
Meine Meinung:
"Das Gelübde" ist mit 204 Seiten ein relativ kurzes Buch und deshalb recht schnell gelesen. Clemens Brentano fungiert als Ich-Erzähler, mit Ausnahme des Prologs, der im Übrigen schon den Ausgang der Geschichte vorweg nimmt, was aber den Lesegenuss nicht wesentlich schmälert.
Am meisten genoss ich bei meiner Lektüre die schöne, bildhafte und oft metaphorische Sprache, welche ein beeindruckendes Kopfkino in mir entstehen ließ. Das Buch hat eine eher traurige und düstere Atmosphäre, was durch Meyers Art zu schreiben sehr gut übertragen wird.
Der Autor verbindet gekonnt realistische mit mystischen Elementen und schafft dadurch diese besondere Stimmung, die dieses Buch auszeichnet.
Die Geschichte spielt zum größten Teil an Annas Krankenbett und besteht aus Unterhaltungen zwischen den beiden Charakteren, der Entwicklung einer immer größeren Vertrautheit zwischen ihnen. Die Handlung ist durchzogen von den Visionen Annas. Doch auch der Dichter hat immer wieder seltsam anmutende, sehr realistische Träume. Fast scheint es, als hätten sich Annas Träume auf ihn übertragen. Hat der Herr auch Clemens, einen Ungläubigen, als seinen Schützling auserwählt?
Das Buch beinhaltet auch eine reichhaltige Symbolik, die ich nicht restlos durchdringen konnte. Dies könnte allerdings auch daran liegen, dass ich nicht besonders bibelfest bin - sollte es sich um biblische Motive handeln, so entgehen mir diese Andeutungen natürlich.
Die Figuren des Clemens Brentano und der Augustinerin Anna wirken sehr authentisch und ich konnte mir zu jedem Zeitpunkt vorstellen, dass sich die Begegnung zwischen Brentano und der Nonne (bis auf ein paar Szenen) auf diese Weise zugetragen haben könnte.
In einem kurzen Nachwort des Autors erfährt der Leser schließlich noch, was Realität und was Fiktion ist.
Der Roman hat einen sehr mystischen und ziemlich rätselhaften Schluss, der mich zum Nachdenken anregte und der einen gewissen Interpretationsspielraum offen lässt.
Alles in allem hatte ich ein paar schöne, mystische Lesestunden mit dem Buch. Dies war das erste Buch, das ich von Kai Meyer gelesen habe und es hat insgesamt einen positiven Eindruck hinterlassen und wird nicht mein letztes Buch von ihm bleiben.
Von mir gibt es solide