B. Traven – Der Marsch ins Reich der Caoba (Caoba-Zyklus 3)

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    Inhalt: In Hucutsin wird das große Candelaria-Fest gefeiert. Zu diesem Anlaß stellen hier die Arbeitsagenten auch die Trupps der Indianer zusammen, die sie für die monterias, die Unternehmen zur Mahagoniholz-Gewinnung, angeworben oder aus ihren Schuldverhältnissen bzw. dem Gefängnis ausgekauft haben. Manche Indianer gehen auch freiwillig, wie der junge Celso. Dieser hatte zunächst zwei Jahre auf einer Kaffeeplantage gearbeitet, um das Brautgeld zusammenzubekommen, wird aber auf dem Rückweg von einem Finquero um sein Geld betrogen. Der Vater der Braut gibt ihm noch einmal zwei Jahre. Diesmal geht Celso in die monterias, er schafft es sogar, dort ohne Schulden, stattdessen schon mit einem kleinen Guthaben anzukommen. Und obwohl er sich alle Mühe gibt zu verschleiern, daß er die monteria dauerhaft verlassen will, wird der Agent Don Gabriel in Hucutsin darüber informiert, daß man diesen Burschen doch wieder „anhaken“ solle, denn er war ein tüchtiger Arbeiter, den man behalten will. Celso hat keine Chance gegen das gut inszenierte Schauspiel, das ihn zunächst ins Gefängnis und von dort in Don Gabriels Fänge bringt. Zum gleichen Trupp gehört auch Andreu, der für seinen Vater in die monteria geht. Der Marsch aus dem Hochland in den Dschungel ist beschwerlich und gefährlich, wie auch die beiden Helfer von Don Gabriel, die Celso „eingefangen“ haben und nun auf einen Aufseherposten in einer monteria spekulieren, erfahren müssen ...



    Meine Meinung: Insgesamt hat mir dieser Roman, der inhaltlich nahtlos an Regierung anschließt, besser gefallen als die beiden ersten Bände des Zyklus, denn er enthält mehr durchgehende Romanhandlung. Zwar gibt es immer noch Exkurse über die Mechanismen der Ausbeutung und Unterdrückung der Indianer, aber diese stehen nicht mehr so vergleichsweise unverbunden im Raum, wie in Der Karren und Regierung. Das bedeutet aber nicht, daß es deswegen weniger eindrücklich wäre. Die Mittel, mit denen Celso „angehakt“ wird, haben mir die Zornesröte ins Gesicht getrieben, zumal ich einigermaßen sicher bin, daß sich in etlichen Ländern der Welt auch heute noch vergleichbares abspielt. Für ein ruhiges Gewissen ist die Lektüre also nicht unbedingt geeignet.


    Allerdings gibt es auch hier wieder kleine Lichtblicke, denn wie die Indianer sich für die erlittene Behandlung rächen können, wird auch gleich aufgezeigt. Bei aller Brutalität, mit der die Aktionen ausgeführt werden: ich habe mich sogar über das Ergebnis gefreut und es den Opfern gegönnt. Wer so leichtfertig mit dem Leben und der Würde anderer Menschen umgeht, muß eben für sich selbst mit dem Schlimmsten rechnen. Das ist zwar vielleicht nicht nett von mir als Leser gedacht, aber befriedigend war es trotzdem. Und ich wundere mich immer wieder darüber, welche Belastungen Menschen offensichtlich aushalten können. Die Beschreibungen des Dschungelmarsches mit den körperlichen Anstrengungen und der schmalen Kost sorgen dafür, daß man sich nach dem Lesen schon völlig erschöpft und zerschlagen fühlt.


    Etwas irritiert bin ich immer noch ob der Darstellung der Indianer und der Wortwahl, die weit hinter dem zurückbleibt, was man heute als political correctness akzeptieren würde. Das war mir gerade auch schon beim zweiten Band aufgefallen. Natürlich liegt das auch an der Entstehungszeit, aber es zeigt mir vor allem auch, wie sensibel ich inzwischen für bestimmte Begriffe und Wertungen geworden bin. Davon sollte man sich aber nicht abhalten lassen, denn auf welcher Seite Traven steht und wem seine Wut gilt, ist ganz zweifelsfrei.


    4ratten


    Schönen Gruß
    Aldawen