Theodor Fontane - Jenseit des Tweed

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    Zitat",Nach Schottland also!' Die Koffer waren gepackt, die Billets gelöst, und als der Spätzug majestätisch aus der Halle des Kings-Cross-Bahnhofes hinausglitt, überlief es mich ähnlich wie vierzehn Jahre früher, wo es zum ersten Male für mich hieß: ,Nach England!'"



    1858 erfüllt sich Theodor Fontane einen langegehegten Traum und macht gemeinsam mit einem Freund eine Reise nach Schottland. Jenseit des Tweed ist ein liebevoller Reisebericht über Land und vor allen Dingen Leute. OB es ein englisches Touristenpaar auf dem Dampfer nach Stirling ist, Soldaten der Armee, die als Hochländer verkleidet auf die Jagd gehen oder "echte" Schotten: Fontane schreibt so, dass ich die Beschriebenen vor mir gesehen habe.


    Für jemand, der Schottland außer hoch zu Ross mit allen verfügbaren Verkehrsmitteln schon bereist hat war natürlich die Reiseroute interessant. Theodor Fontane legt ähnliche Strecken wie ich zurück, aber gerade um die Fahrt mit dem Dampfer von Glasgow nach Oban, über Staffa nach Iona und wieder zurück habe ich ihn beneidet. Auf die recht unbequemen Abschnitte, die er in der Kutsche zurück gelegt hat hätte ich verzichten können. Schon damals gab es den Massentourismus, den wir beide nicht mögen. Die Beschreibung des Aufenthalts auf dem Schlachtfeld von Culloden war sehr berührend.


    Ich bin in dem Buch auf einige Bekannte gestoßen: Johnson und Boswell, deren Reise zu den Hebriden ich unbedingt wieder lesen sollte oder Lady Grange, die von ihrer Familie als unbequem eingestuft nach St. Kilda verbannt wurde. Aber auch bekannte Gebäude, wie ein Haus in Callander sind mir auf den Seiten über den Weg gelaufen. Dieses Haus, mittlerweile ein Bed and Breakfast, hat mich auch schon ein paar Nächte Beherbergt :smile:


    Jenseit des Tweed ist nicht nur ein Buch für Schottlandliebhaber. Es ist ein wunderschöner Reisebericht, den ich nur empfehlen kann.
    5ratten :tipp:


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

    Einmal editiert, zuletzt von Kirsten ()

  • Guten Morgen Kirsten,


    vielen Dank für die schöne Rezi - ich habe das Buch vor Jahren noch zu meinen Klassikerforenzeiten angelesen, aber nicht mehr beendet - dabei weiß ich gar nicht mehr aus welchem Grund, weil ich es nämlich auch sehr schön fand.


    Übrigens habe ich den Titel geändert: Heißt nämlich "Jenseit" nicht "Jenseits" :zwinker:


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Guten Morgen Kirsten,


    vielen Dank für die ansprechende Rezi. Ich war zwar noch nie in Schottland (leider) und habe es auch nicht in naher Zukunft vor zu bereisen, aber deine Rezi hat mich trotzdem so angesprochen, dass ich mir soeben das Buch bestellt habe!


    Gruß suray

    Gruß suray

  • Fontane ist ein begnadeter Causeur. Er kann seine Reiseerlebnisse so darstellen, als ob er weiss-nicht-was erlebt hätte. Dabei besucht er nur und ganz brav Sehenswürdigkeit um Sehenswürdigkeit. Sicher: Er besucht auch welche ab vom Mainstream. Aber - und das macht vielleicht auch den Reiz aus: Jede(r) könnte diese Reisen nachmachen.


    Persönlich ziehe ich Fontanes Reiseberichte (auch die Wanderungen durch die Mark Brandenburg) sogar vielen seiner Romane (wenn auch nicht allen!) vor.

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Theodor Fontane - Jenseit des Tweed


    Zum Buch: Ich habe die gleiche Ausgabe wie Kirsten gelesen, von daher spare ich mir die Amazon-Verlinkung und weitere Inhaltsangaben mal.


    Meine Meinung: Kirstens Rezi hat mich neugierig auf das Buch gemacht und zwar so neugierig, dass ich meine "Effi-Briest-Schullektüren-Fontane-Abneigung" mal beiseite gelegt und mir tatsächlich einen Fontane gekauft habe :breitgrins: Und es hat sich gelohnt, also ein dickes Danke!
    Fontanes Beschreibungen seiner Reise durch Schottland haben mir einfach gut gefallen, zumal ich viele der Wege, die er da zurücklegt auch selber schon bereist habe, wenn auch halt eben mit Zug, Bus und Fähre und nicht mit Zug, Kutsche und Dampfer. Es ist einfach spannend zu lesen, wie das ganze so vor 150 Jahren von statten ging und wie viel doch im Wesentlichen gleich geblieben ist. Ob es nun die Leute sind, die im Hochlandkostüm auf die Jagd gehen im Vergleich zu den echten Schotten oder ob es der Massentourismus an sich ist, der einen zu bestimmten Orten praktisch hinzwingt, irgendwie ist es doch immer noch genauso. Was bleibt ist die Schönheit Schottlands, die z.B. beim Besuch von Staffa und Fingal's Cave sehr schön zum Ausdruck kommt.
    Ein absoluter Pluspunkt ist das ganze Hintergrundwissen, das Fontane verströmt. Seinen es kurze Zusammenfassungen zu Romanen Scott's an den jeweils passenden Orten, seien es Gespenstergeschichten oder historische Begebenheiten - zu fast jedem Ort wird eine Fülle von Informationen im nettesten Plauderton erzählt, die man auch heute gerne in jedem Reiseführer hätte.
    Einzig negativer Punkt: für mich sind die damals gebräuchlichen Frankozismen genauso gruselig wie heute Anglozismen. Wortschöpfungen wie "Seiten-Vue" statt Seitenansicht finde ich einfach nur furchtbar, zumal es mir wirklich so geht, dass dann der Lesefluss stockt, weil ich förmlich an diesen Formulierungen hängenbleibe.


    Als Reiseschriftsteller gefällt mir Fontane zumindest nach diesem Buch schon mal deutlich besser als nach der ollen Effi, ich denke, da werde ich ihm sicher noch die ein oder andere Chance geben.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Kirsten: Kennst du eigentlich die "Waverley"? Da kannst du mit einem schönen Dampfer u.a. nach Staffa!

    :lesen: Naomi Novik - Uprooted

  • Oh, sehr interessantes Buch, das ich bisher nicht mal vom Titel her kannte. Danke für die Rezi.


    Gruß, Thomas

  • Huhu,


    ich lese dieses Buch auch gerade und bin erst am Anfang, aber es liest sich toll an! Mäusedudler, ich musste lachen, denn eine ähnliche Einstellung habe ich nach der Schullektüre von Effi Briest auch und es scheint sich hier mit diesem Reisebericht wirklich einiges zu ändern!


    Eine vollständige Rezi dauert noch ein wenig, bin zur Zeit ein Langsamleser, aber irgendwann wirds schon. Vllt schreibe ich auch immer mal zwischenrein. Hach man bekommt richtig Lust wieder einmal nach Schottland zu fahren.


    Viele Grüße
    schokotimmi

  • Hallo!



    Meine Meinung: Kirstens Rezi hat mich neugierig auf das Buch gemacht und zwar so neugierig, dass ich meine "Effi-Briest-Schullektüren-Fontane-Abneigung" mal beiseite gelegt und mir tatsächlich einen Fontane gekauft habe :breitgrins: Und es hat sich gelohnt, also ein dickes Danke!


    Gern geschehen :winken:




    Kirsten: Kennst du eigentlich die "Waverley"? Da kannst du mit einem schönen Dampfer u.a. nach Staffa!


    Bis zu Deiner Frage kannte ich sie noch nicht. Das klingt wirklich sehr interessant, ist aber im Moment mäusetechnisch nicht wirklich praktisch. Da würde sich wahrscheinlich jemand zu sehr langweilen. Aber an der geistigen Pinnwand hängen die Routen auf jeden Fall. :zwinker:


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ich mag Fontane eigentlich gern, aber dieses Buch habe ich abgebrochen. Ich fand es soooo langweilig. Puh, nee, das ging gar nicht.


    Schade, ich hatte mir wirklich viel davon versprochen.

    Gruß suray

  • Hallo!


    suray: ich kann nachvollziehen, dass dir das Buch nicht gefallen hat. Stellenweise ist es sehr ruhig und erzählt nicht so viel von der Landschaft, als man bei einem Reisebericht vermuten würde. Lustigerweise ging es mir genau anders herum wie Dir: ich bin eher vorsichtig an die Lektüre heran gegangen weil ich mit ähnlichen Büchern schon schlechte Erfahrungen gemacht habe. Da habe ich mich aufs Lesen gefreut und war eher enttäuscht.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ruhig erzählt wäre ja nett gewesen. Ich empfand es aber zu sehr als ReiseBERICHT. Also, zu detailliert wie die Strasse heißt, wo sie lang führt etc.


    Ich war noch nie jenseits des Tweed und konnte mit den Beschreibungen wenig anfangen. Und dann wurde es eben gähnend langweilig. Ich habe schon einige Reiseberichte gelesen,a ber das war für mich mit Abstand der schlechteste.

    Gruß suray


  • Ruhig erzählt wäre ja nett gewesen. Ich empfand es aber zu sehr als ReiseBERICHT. Also, zu detailliert wie die Strasse heißt, wo sie lang führt etc.


    Ich war noch nie jenseits des Tweed und konnte mit den Beschreibungen wenig anfangen. Und dann wurde es eben gähnend langweilig. Ich habe schon einige Reiseberichte gelesen,a ber das war für mich mit Abstand der schlechteste.


    Vielleicht ist das ein Grund, es ist interessanter wenn man das eine oder andere kennt. Ich fand es sehr spannend, wie Fontane diese Orte sieht und wie sie vor rund 100 Jahren ausgeschaut haben.


    Ich bin ja leider noch nicht durch, aber ich finde es trotzdem schön!


    Viele Grüße
    schokotimmi

  • Hallo!


    Ich fand es sehr spannend, wie Fontane diese Orte sieht und wie sie vor rund 100 Jahren ausgeschaut haben.


    Einen Teil seiner Route bin ich auch schon gefahren/gewandert. Ich kenne sogar eine Haus, das er erwähnt hat :klatschen: Deshalb war das Buch für mich so interessant, weil ich direkte Vergleiche ziehen konnte.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ich habe gestern mit dem Buch begonnen, da ich nur meinen Kindle bei mir hatte.


    Ich habe von Fontane ja schon Effi Briest gelesen und das hat mir sehr gut gefallen. Bei diesem Buch bin ich mir bisher noch eher unschlüssig.
    Ich hatte vielleicht eher etwas in der Art von Bölls Irischem Tagebuch erwartet.
    Diese Geschichte, bzw. Reisebeschreibung ist aber doch sehr trocken. Ich bin zwar noch nicht sehr weit gekommen (bis Kapitel Von Holyrood bis Edinburg-Castle), aber es fällt mir schwer gedanklich bei dem Geschriebenen zu bleiben. Es ähnelt doch viel mehr einem Reisebericht unter historisch, architektonischen Gesichtspunkten. Mir fehlen bisher Menschen. Menschen der damaligen Zeit, vor allem aber Schotten, welchen Fontane auf seiner Reise begegnet.


    Allerdings muss ich erwähnen, dass mir das Vorwort, einem Brief gleich, an den Freund, welcher mit ihm diese Reise unternahm, sehr gut gefallen hat. Auch sind immer wieder Zeichnungen von den Orten beigefügt, welche Fontane besucht. Das macht das ganze dann doch etwas anschaulicher.
    Vielleicht ändert sich ja noch einiges, wenn Fontane mehr in die ländlichen Gebiete von Schottland vordringt.


    Viele Grüße Tina


    Tippfehler im Titel korrigiert. LG, Valentine

  • Mit erging es mit diesem Buch so wie dir. Ich hatte auch Effi Briest gelesen, hier eine gute Rezi zu dem Buch gelesen und hatte mir etwas Gutes erwartet. Dann kam es mir so vor wie dir - ein dröger Reisebericht. Ich habe das Buch relativ schnell abgebrochen - das war so gar nicht meins. Vielleicht wäre es spannender gewesen, wenn ich die Ecke selber schon mal bereist hätte.

    Gruß suray

    Einmal editiert, zuletzt von suray ()

  • Ich kann euch beide gut verstehen, wenn ihr die Erzählung trocken findet :winken: Ich war schon mehrmals in der Ecke, die Fontane bereist und fand die Vergleiche zwischen seiner Zeit und heute sehr interessant. Dagegen konnte ich mit seinen "Wanderungen durch England und Schottland" überhaupt nichts anfangen, weil er Orte beschrieben hat, die ich nicht kannte. Dadurch kam mir sein Bericht sehr leblos vor und ich habe das Buch abgebrochen.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Das beruhigt mich jetzt etwas. Ich muss gestehen, dass ich noch nie in Edinburgh war, jedoch viel vom ländlichen Schottland gesehen und mich sofort in dieses Land verliebt habe. Vielleicht lese ich einfach etwas weiter und schaue mal, was noch so kommt.


    Viele Grüße Tina