Anne Holt - Gotteszahl

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    Anne Holt, Gotteszahl
    (Piper Verlag, September 2010)
    464 Seiten; € 19.95 (HC)
    ISBN: 978-3-492-05395-2
    Originaltitel: Pengemannen
    Yngvar Stubø - Reihe (IV. Fall)



    Gotteszahl ist der vierte Fall um den Ermittler Yngvar Stubø, die zweite Reihe nach der um die Polizeikommissarin Hanne Wilhelmsen, mit der Anne Holt hierzulande erfolgreich wurde.


    In Bergen geschieht ein graumsamer Mord: die engagierte Bischöfin Lysgaard wird an den Weihnachtsfeiertagen erstochen aufgefunden, im einige hundert Kilometer entfernten Oslo eine stark verweste Leiche aus dem Wasser gezogen. Motive sind in beiden Fällen nicht erkennbar... Dann wird Kommissar Yngvar Stubø in die Küstenstadt beordert, um dort dem Mord an der Bischöfin auf den Grund zu gehen. Doch sein Unterfangen ist nicht gerade einfach: Lysgaards Ehemann schweigt beharrlich und der Sohn des Paares ist völlig mit der Situation überfordert. Und dann geschehen weitere Morde in der Hauptstadt... Durch seine Nachforschungen stößt Stubø auf eine Gruppe christlicher Fundamentalisten: es sind Zahlenmystiker, die sich "Gruppe 25" nennen, und auch vor Mord an Ungläubigen und 'Unwürdigen' nicht zurückschrecken! Stecken diese Fanatiker hinter der Mordserie? Doch wie passt dann das nächste Opfer ins Bild?


    Der Einstieg ins Buch fiel mir nicht sonderlich leicht, soviel muss ich zugeben. Viele kleinere Geschichten, reichlich Personal, immer wieder der Wechsel zwischen den unterschiedlichen Geschehnissen. Anne Holt macht es einem nicht gerade einfach, bei der Lektüre zu bleiben... Es ist eben kein blutiger Pageturner, den man nicht mehr aus den Händen legen kann, sondern viel mehr ein ganz klassischer skandinavischer Krimi, der vor allem dadurch besticht, dass die Autorin es tatsächlich schafft, ein ganz feines Netz zu weben, in dem viele Dinge zueinander führen... Beachtlich finde ich besonders, dass sehr, sehr lange völlig unklar ist, wer hinter den Morden steckt - und das gibt dem Krimi dann doch eine gehörige Portion Spannung.
    Vor allem aber ist das Thema, das Anne Holt hier behandelt, sehr interessant und vor allen Dingen auch gut beleuchtet: mir persönlich gefällt es, wenn ich beim Lesen - auch eines Krimis - noch etwas 'lernen' kann und hier habe ich Dinge erfahren, die ich so nicht wusste. Prinzipiell ist es ja auch nicht verkehrt, auch beim Lesen von Spannungsliteratur oder Schmökern noch ein bißchen zum Nachdenken angeregt zu werden...


    FAZIT: Als ich den etwas schwierigen Einstieg überstanden hatte, war ich mit Gotteszahl nicht unzufrieden! Es ist ein typisch skandinavischer Krimi mit einer interessanten Thematik und einer klassischen Spannungskurve, die bis fast zum Schluß hält, was sie verspricht! Gute Krimilektüre für Winterabende.


    3ratten

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Meine Meinung:


    Im Jahr 2006 habe ich, ohne es zu wissen, den Auftakt der Reihe um Kommissar Yngvar Stubø begonnen. Ich weiß noch, dass mir das Buch damals sehr gut gefallen hat. Obwohl ich mich jetzt nicht daran erinnern kann, ob Anne Holt auch zu dem Zeitpunkt schon einen so ausführlichen Schreibstil hatte.


    Zu Beginn des Romans hatte ich noch Schwierigkeiten, mir die immer neu auftauchenden Namen zu merken. Mit der Zeit besserte sich das jedoch, weil die Autorin ihre Figuren in den, wie ich finde, recht langen Kapiteln sehr genau beschreibt. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl etwas Wichtiges aus den Vorgängerbänden versäumt zu haben - obwohl es sicherlich interessanter gewesen wäre, die Entwicklung zwischen Inger Johanne und Yngvar Stubø von Beginn an zu verfolgen. Ann Holt versteht es, in ihren Büchern eine familiäre Atmosphäre zu schaffen, so dass ich mich gleich wohl gefühlt habe.


    Ich denke, dass ein typischer Thrillerleser Probleme mit Ann Holts Schreibstil haben könnte. Anstatt auf Action wird hier mehr Wert auf Details gelegt. Und gerade die haben dafür gesorgt, dass unheimlich viel Spannung vorhanden ist. Ich konnte mich in jede Figur gut hinein versetzen und habe mitgelitten und mitgefiebert.
    Alleine das Leid der Familie der ermordeten Bischöfin. Ihr Mann trägt ein großes Geheimnis mit sich herum, ist aber nicht in der Lage, sich seinem Sohn zu offenbaren. Dieser wiederum versucht verzweifelt, dem Familiengeheimnis auf die Spur zu kommen und muss mit ansehen, wie ihm sein Vater langsam immer mehr entgleitet.


    Gewundert hat mich, dass die norwegische Polizei so lange gebraucht hat, herauszufinden, dass alle Opfer homosexuell waren. Dies und der Epilog des Buches waren in meinen Augen etwas unglaubwürdig. Außerdem werden sich Leser, die der englischen Sprache nicht mächtig sind, über einige Textpassagen ärgern, die nicht übersetzt wurden. Aber dies sind nur ganz winzige Kritikpunkte.


    Wer einen anspruchsvollen Krimi lesen möchte, ist mit "Gotteszahl" gut beraten. Die vielen parallel laufenden Handlungsstränge finden zum Schluss gut zusammen und auf die Lösung des Falles kommt der Leser, wie ich finde, nicht so schnell.


    5ratten

    Wer lesen will, der liest, und jedes Buch wird gefunden von dem, der es sucht.<br />(Eduard Engel)

  • Den Roman habe ich letztes Jahr auch gelesen und kenne auch die anderen, übersetzten der Stubo-Reihe. Ich finde diese Reihe etwas weniger gut als die Willemsen-Reihe, nicht wegen der Kriminalfälle, sondern weil mir Inger Johanne auf den Keks geht, sie hat recht hysterische Charakterzügen: Das nervt mich, weil es in jedem Krimi dieser Reihe einen recht breiten Raum einnimmt.
    Ansonsten solide skandinavische Krimiliteratur.

  • Von allem viel!


    Kommissar Yngwar Stubo von der Kripo in Oslo hat es mit einer Mordserie zu tun, die kurz vor Weihnachten beginnt. Zuerst wird eine Leiche, die mindestens einen Monat lang im Wasser gelegen hat, entdeckt.


    Dann wird genau an Heiligabend die Bischöfin Eva Karin Lysgaard ermordet, als sie nachts einen Spaziergang macht. Doch damit ist die Arbeit für Stubo noch lange nicht zu Ende… es geht weiter und die Mordserie zieht sich bis in den Januar hinein.



    Ich denke, ich habe noch nie einen Krimi gelesen, mit so vielen kriminalistischen Fällen und Verfehlungen.


    Gleich kapitelweise und manchmal schon nach 2 oder 3 Seiten, hat man es als Leser mit einem neuen Fall zu tun.


    Ein 15-jähriger, der als Stricher arbeitet und dealt, mehrere Mordfälle, ein Toter in einem Hotel, die versuchte Entführung eines Kindes, die tote Bischöfin, ein Toter im Fluss … all das wird auf 462 Seiten aufgeklärt. Dabei wurde ich meinen Verdacht nicht los, dass die Autorin, mit einer überbordenten Handlung versucht den langatmigen Schreibstil zu kaschieren. Sehr emotions- und spannungslos schildert sie zum Beispiel das Auffinden einer Leiche oder die Angst einer Mutter, als das eigene Kind plötzlich verschwindet.


    Oft wähnte ich mich in einem Buch mit Kurzgeschichten, die wahllos durcheinandergewürfelt wurden. Erkennbar war ein roter Faden nicht immer. Diese vielen Fälle verknüpfen sich zum Schluss zu einer einzigen Geschichte mit einer gut gemachten Verbindung.



    Der ermittelnde Beamte Kommissar Yngvar Stubo wäre sicher eine interessante Figur, wenn er eine Chance bekommen hätte, Präsenz zu zeigen. Denn kapitelweise wird er von Anne Holt ins Nirgendwo verbannt. So konnten mich seine Ermittlungen, auf den wenigen Seiten, auf denen er ermitteln darf, nicht überzeugen.


    Dafür wird in den Nebenfiguren aus dem Vollen geschöpft und zahlreich eingesetzt. Und hier kam mir auch wieder der Verdacht auf, dass mit einem überkompensieren in der Menge dürftige Charakterisierung zu kaschieren versucht wird. Als unnötig empfand ich zum Beispiel auch, dass Anne Holt ihre Ermittlerin aus einer anderen Reihe ein kurzes Gastspiel in diesem Buch hat geben lassen.


    «Gotteszahl» ist der vierte Band in der Kommissar Yngvar Stubo Reihe. Ich habe die vorderen Bände nicht gelesen und hatte keinerlei Verständigungsprobleme.


    Etliche Male war ich versucht, das Buch abzubrechen. Irgendwann hat mich dann die Neugier gepackt und ich wollte wissen, wer all diese vielen Verbrechen zu verschulden hat.


    3ratten