George Eliot - Die Mühle am Floss

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    Inhalt
    Dorlcote Mill am Floss in Mittelengland: hier lebt Maggie Tulliver mit ihrem Bruder Tom und ihren Eltern in der Mühle am Fluss. Sie ist ein aufgewecktes, liebenswertes Mädchen das von ihrem Vater geliebt wird und das ihren älteren Bruder vergöttert. Tom ist nicht so klug wie sie, aber als Sohn des Hauses steht ihm eine gute Erziehung zu weil der Vater will, dass aus ihm etwas Besseres als nur ein Mühlenbesitzer wird.
    Die kleine Maggie hat kein leichtes Leben. Für ihre Mutter zählt nur der ältere Bruder. Durch ihre lebhafte Art und ihr dunkles, Aussehen unterscheidet sie sich sehr vom bevorzugten Mädchenbild ihrer Zeit. Ständig wird ihr ihre Cousine Lucy als leuchtendes Beispiel vor Augen geführt und ständig stellt Maggie etwas an, das sie nur noch weiter von diesem Beispiel entfernt.
    Trotzdem verläuft ihre Kindheit und Jugend weitgehend unbeschwert. Das ändert sich, als der Vater aufgrund seines Leichtsinns die Mühle verliert. Die Eltern können diesen Verlust nicht verkraften. Tom muss versuchen, die Schulden der Familie . Er findet eine Stelle bei Rechtsanwalt Wakem dem Mann, der laut dem Vater am Unglück der Familie schuld ist...


    Meine Meinung
    Die Geschichte von Maggie ist vorhersehbar, aber trotzdem unglaublich spannend und bewegend mit überraschenden Wendungen. Man kann sich ausmalen, dass sie sich in den vermeintlich Falschen verlieben wird und das diese Geschichte tragisch endet. Man sollte meinen, dass das die Erzählung langweilig macht, aber das ist sie zu keinem Zeitpunkt.
    Maggie hat wirklich keine leichte Kindheit. Der Vater liebt sie zwar, aber eher wie man einen Schoßhund liebt. Ihr offensichtliche Intelligenz nimmt er nur wahr, weil sie ihm für ein junges Mädchen unpassend erscheint. Die Mutter lehnt ihre Tochter ab, weil sie zu dunkel und zu lebhaft ist. Tom ist herrschsüchtig und behandelt seine kleine Schwester oft sehr schlecht. Trotzdem liebt Maggie ihre Familie abgöttisch und sieht bei ihnen keinen Fehler. Dafür sieht ihre Umgebung umso mehr Fehler bei ihr, was ich sehr ungerecht finde. Ihr Leben lang versucht sie, es allen recht zu machen und erreicht dadurch nur, dass sie es vielen Menschen eben nicht recht macht. Eine tragische, aber fesselnde Geschichte die die volle Punktzahl verdient hat.
    5ratten


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Meine Meinung:


    In The Mill on the Floss gelingt es George Eliot sowohl eine spannende und häufig überraschende Liebesgeschichte zu erzählen, als auch eine ländliche, viktorianische Gesellschaft zu portraitieren, in welcher der gesellschaftliche Rang durch soziale Mobilität stehts bedroht scheint.


    Nachdem Eliot zunächst die Kindheit der Geschwister Tom und Maggie Tulliver in liebevollen Anekdoten beschreibt und schon darin häufig Sozialkritik (v. a. im Bezug auf fehlende Bildungsmöglichkeiten für Mädchen) ausübt, folgt im zweiten Drittel des Buches das große Unglück: durch Missgeschicke des Vaters verliert die Familie die Mühle am Floss, was die Geschwister dazu bewegt, Wege zu finden, um selbständiger zu werden und vielleicht doch die Mühle zurück zu bekommen. Hier ist besonders der Generationenkonflikt deutlich: Während die Eltern sich ihrem Schicksal geschlagen zu geben scheinen und in Apathie leben, ist die jüngere Generation gewillt, das Schicksal nun selbst in die Hand zu nehmen. So schafft Eliot ein lebhaftes Bild einer Gesellschaft, die sich im Aufbruch befindet und der sich nun neue, unbekannt Wege darbieten.


    Eingebettet ist dieses Gesellschaftsportrait in die Lebens- und Liebesgeschichte der Maggie Tulliver, die sich zwischen zwei Verehrern entscheiden muss. Ich habe selten ein Buch gelesen, bei dem mir bis zum Ende nicht klar war, für wen sich die Protagonistin entscheidet. Eliot beschreibt Maggies Gefühle so subtil als Spannungsfeld von Leidenschaft und sozialem Ansehen, Liebe und Verpflichtung, dass es häufig scheint, als könne Maggie ihre Gefühle selbst nicht deuten. So blieb die Geschichte für mich über die vielen Seiten hinweg stehts spannend und unvorhersehbar.


    Gespickt ist der Roman immer wieder mit kurzen Beobachtungen des Erzählers, die sowohl aufschlussreich als auch poetisch sind. Hier mein Lieblingsbeispiel:


    Zitat

    The next morning was very wet, - the sort of morning on which male neighbors who have no imperative occupation at home are likely to pay their fair friends an illimitable visit. The rain, which has been endurable enough for the walk or ride one way, is sure to become so heavy, and at the same time so certain to clear up by and by, that nothing but an open quarrel can abbreviate the visit; latent detestation will not do at all. And if people happen to be lovers, what can be so delightful, in England, as a rainy morning?


    Eine halbe Ratte Abzug muss ich leider dafür geben, dass die Szenen um Tom Tulliver und vor allem um die Schulden und den Schuldenabbau ein wenig langatmig waren, was aber vor allem damit zusammen hängt, dass ich mir unter den damaligen Geldbeträgen nicht wirklich etwas vorstellen konnte.


    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    "This was another of our fears: that Life wouldn't turn out to be like Literature" (Julian Barnes - The Sense of an Ending)