Tiburce Oger, Patrick Prugne - Die Herberge am Ende der Welt

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 2.528 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von illy.

  • Es wird Zeit, dass mehr Leben in das Comic-Board kommt, also hier mal eine etwas ältere Rezi von mir zu einem wunderschönen Einzelband, den man immer und immer wieder lesen kann. Hier auf media-mania.de findet man das Original meiner Rezi.


    Tiburce Oger, Patrick Prugne - Die Herberge am Ende der Welt


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    Inhalt


    Nach Inspiration suchend reist ein Schriftsteller mit seiner Kutsche durchs Land. In Trebernec, einem ausgestorbenen Küstenörtchen, glaubt er schließlich gefunden zu haben, was er sucht - eine nahezu verlassene, heruntergekommene Herberge. Schauerlicher als in der "Herberge am Ende der Welt" kann es kaum sein. Dem Autor Edgar Saint Prieux allerdings kommt dieses Ambiente gerade recht. Trotz schwerer Krankheit nimmt der Wirt der Hauses den Gast auf, der jedoch schnell bemerkt, dass in dieser Herberge neben dem Wirt noch einige merkwürdige kleine Rattenwesen leben, die nicht ganz von dieser Welt zu sein scheinen. Als der Wirt Prieux das Angebot macht, ihm die Geschichte um diese kleinen Wesen zu erzählen, sagt der Schriftsteller nicht nein. Und damit begeben sich beide auf eine Reise 60 Jahre in die Vergangenheit, ins Jahr 1822:


    Der junge Yann und das hübsche schwarzhaarige Mädchen Irena sind ein Herz und eine Seele. Noch sind sie große Kinder, aber beide malen sich bereits ihre Zukunft als Mann und Frau aus. Eines Tages jedoch wird ihre Freundschaft jäh auseinandergerissen - bei einem Überfall in Strandnähe wird Irenas Mutter ermordet und Irena verschwindet. Die Trauer im Dorf über den doppelten Verlust ist groß, Yann und Irenas Vater haben schwer daran zu tragen. Doch ihr Vater gibt die Hoffnung nicht auf und tatsächlich kehrt Irena nach zehn Jahren zurück zu ihm. Aber sie spricht nicht und noch etwas ist anders: Sie hat die Gabe Tiere zu heilen. So wunderbar dies von vielen Dorfbewohnern empfunden wird, als so teuflisch sehen dies andere an. Und weiter verschwinden Menschen aus dem Dorf - meist kehren sie zurück, jedoch sind sie dann völlig verändert ...



    Bewertung:


    Prugne und Oger, die bereits gemeinsam an "Canoe Bay" arbeiteten, legen hier mit "Die Herberge am Ende der Welt" eine weitere gemeinsame Arbeit vor. Anders als in "Canoe Bay" ist die Story hier nicht abenteuerlastig, sondern eher märchenhaft mit phantastischen Gruselelementen. Rund um eine Jugendliebe spinnt sich die geheimnisvolle Handlung und berichtet von dem verlassenen Dorf und dessen Schicksal. Ogers Story ist dabei geradezu klassisch und erinnert an Schauerliteratur des 19. Jahrhunderts, in dem sie zeitlich auch angesiedelt ist. Prugnes faszinierende Zeichnungen erwecken das Ganze in weichen Aquarellen zum Leben. Text, Artwork und die gesamte Stimmung des Bandes harmonieren immens miteinander. Die gut 140 Seiten lesen sich wie im Fluge, viel zu schnell ist das Ende da. Und dieses ist mit seiner Schönheit und Tragik absolut stimmig und schließt die Story wunderbar ab.
    Der Comic hält sich mit Text teilweise zurück; obwohl viel erzählt wird, gibt es keine sehr langen Erzählpassagen. Einige Panels kommen komplett ohne Text aus, welcher aber nie vermisst wird - die Geschichte nimmt auch so ihren Fortgang und regt zudem die Phantasie der Leser an. Wer bisher keine Aquarelle mochte, wird hier sicher umgestimmt, so filigran und schön sind die Zeichnungen.


    Der Band ist im etwas kleineren, handlichen Format erschienen, hat dafür aber umso mehr Seiten als die meisten großformatigen Ausgaben und einen zusätzlichen Schutzumschlag. Die Bindung, der Druck, die gesamte Qualität ist erstklassig, wie beim Verlagshaus Splitter üblich. Ein wunderschönes Stück Comickunst, das ganz sicher nicht nur einmal gelesen wird.


    Eine ausführliche Leseprobe findet sich auf der Website des Splitter-Verlags.


    5ratten:tipp:

  • Danke für die Rezi. Ein weiteres Comic auf meiner Wunschliste. (Vielleicht hätte ich doch besser an meinen Kontostand denken und dich davon überzeugen sollen, dass sowas hier niiieeemand lesen will. ;))


  • Danke für die Rezi. Ein weiteres Comic auf meiner Wunschliste. (Vielleicht hätte ich doch besser an meinen Kontostand denken und dich davon überzeugen sollen, dass sowas hier niiieeemand lesen will. ;))


    Ja - da musst du jetzt durch :lachen: Aber dieser Comic ist wirklich ein absolutes Schmuckstück, der Kauf lohnt sich.

  • Dann will ich eure Zweisamkeit mal stören :breitgrins:


    Ich lese hier immer ganz interessiert mit, aber bin wirklich ein blutiger Anfänger was Comics betrifft. Einzelbände sind sehr selten in dem Bereich, oder?
    Bei diesem hier löst schon das Cover allein einen Wow-Effekt aus und auch der Blick ins Buch gefällt mir.


    Also Danke auch von mir, liebe Ingroscha :winken:

  • Oh, das noch jemand mitliest freut mich sehr :smile: An Leserinnen, die wissen wie man mit Comics umgeht (also sehr pfleglich ;) ) verleihe ich meine Comics auch gerne. :winken:


    Einzelbände sind gar nicht so unüblich, gerade wo jetzt die Graphic Novels überall sprießen, gibt es doch jede Menge Einzelbände. Die Stilrichtungen sind jedoch sehr unterschiedlich - wo in der "bilderlosen" Literatur halt auch.



    Hm, ich könnte ja noch mehr von meinen Comicrezis hier "rüber" holen *grübel*, ansonsten findet man alle meine Rezis auch hier.

  • Das sieht in der Tat sehr hübsch aus. Wo spielt das denn genau? Trebernec klingt irgendwie nach Bretagne ... und mein Freund ist gerade auf dem französische-Comics-Trip ;)

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Was für ein wundervoller Comic. Da fehlen mir echt die Worte. :herz:


    Sehr umfangreich, grandiose Bilder und eine gespenstische Geschichte. Da passt wirklich alles. Bei manchen Bildern habe ich richtig Gänsehaut bekommen, weil sie ganz viel ausstrahlen. Und wenn Illustrationen so wirken, erreicht mich der Comic auch. Bei normalen Büchern ist das viel einfacher. Ich bin ein Leser, der bei den richtigen Worten schnell ins Kopfkino verfällt und sich eigene und damit perfekte Bilder vorstellt. Bei einem Comic bekommt man das fertig vorgesetzt, dann muss die Wellenlänge stimmen.


    "Die Herberge am Ende der Welt" ist jeden Cent wert. Ich werde mir den Comic auch selbst noch kaufen. Den muss ich einfach im Regal haben. Und das schöne an diesen Büchern ist ja, dass man sie ohne großartigen Zeitaufwand immer wieder lesen und anschauen kann.


    Bei der Bewertung schließe ich mich an: 5ratten :tipp:

  • Der Schriftsteller Edgar Saint Prieux sucht Inspiration in der Einsamkeit der Bretagne. In einer regnerischen und stürmischen Nacht trifft er in der „Herberge am Ende der Welt“ ein, der Wirt ist der einzige Mensch weit und breit, das Dorf, zu dem das Wirtshaus einst gehört verlassen.


    Seltsame Dinge geschehen in der Dunkelheit und der Wirt erzählt dem Schriftsteller eine schaurige Geschichte, von einem Dorfmädchen, das verschwand und 10 Jahre später wieder auftauchte und von üblen Machenschaften durch den Besitzer einer Konservenfabrik, während kleine Wesen durch da Gasthaus huschen…


    Die Zeichnungen gefielen mir sehr, sie geben sowohl das wildromantisch-schöne der Gegend wieder wie auch die unheimlichen Elemente. Den Inhalt fand ich aber etwas wirr. Die eigentliche Haupthandlung war deutlich und das Unheimliche wurde gut dargestellt, aber Nebenhandlungen und -figuren haben sich für mich nicht immer so recht eingefügt, fast als hätte der Autor zu viel Phantasie gehabt und alles in diese Geschichte gepresst.


    4ratten